Ein (Auf-) geschlagen
«Lukas, du bist zurück, ich muss dich unbedingt sehen!» lautet der Tenor. Ich frage: «Wann?» «Nächsten Mittwoch?» Aber heute ist doch Mittwoch. Ich habe mir tatsächlich eine Agenda anlegen müssen. Mann glaubt auch kaum, wie schwierig es ist, sich dann an diese zu halten. Dieses Aufbringen von der Freude, geplant auf einen bestimmten Moment – Das ist ungewohnt, habe ich die letzten Monate die Spontanität gelebt.
Viel habe ich gehört über das Heimkehren. Die übelsten Horrorgeschichten. Was hat sich verändert? Was ist Anders? Überraschenderweise nicht all zu viel. Die Veränderungen stecken in den Details. Mir fällt auf, dass da drüben ein neues Haus steht. Die Anne ist mit dem Jens zusammen. Meine Lieblingsbeiz hat zugemacht. Die Menschen die ich Liebe haben weiter gelebt und mich dabei nicht vergessen. Der Himmel ist immer noch Wunderschön und alles was darunter ist.
Die kleinen Unterschiede. Oder das die Leute im Zug schon zehn Minuten vor Ankunft aufstehen um dann auch die ersten zu sein, die aussteigen. Verstehe ich nicht. Was sind wir Schweizer verwöhnt und langweilig im internationalen Vergleich – und unsere Frauen sollten dringend mehr aus sich machen. Oder die kleinen Land und Wiese – Firmen, an denen ich vorbei fahre und genau weiss was da für Leute arbeiten, wie es drin aussieht und ich auf keinen Fall jemals wieder rein möchte. Die haben’ s einfach nicht begriffen. Zum Glück bin ich nur noch Teilweise einer von denen.
Gut ist, dass ich mir viel Zeit für mich selbst gebe. Exzessives Videospielen und Junkfood essen in meinem *Kuschelräumchen*. Mein Vater hat mir sogar einen neuen Teppich reingelegt und etwas umgestellt, was mir erstaunlich gefällt. Es gab mir die Momente für mich, die es in solchen Zeiten wohl braucht um nicht erschöpft zusammen zu brechen.
Wie geht es weiter? Das Rennen zum Arbeitsamt und die darauf folgende Job-Suche. Die Rückkehr in den Alltag, zum Volleyballverein usw. Ich werde aber nur noch Dinge machen, die mir Spass machen. Ich habe gelernt wie das geht.
Man trifft hier wieder auf verschiedene Leute. Solche mit Träumen und Wünschen, wovon einige auch die Eier haben sie umzusetzen und andere die ewig in ihrem Häuschen sitzen bleiben, Heiraten, Kinder kriegen und ihren Träumen auf ewig nach weinen, weil sie nie gesehen haben, wie einfach es gewesen wäre, sich das zu erfüllen, was man wirklich will.
Jetzt kommt etwas sehr Wichtiges, ihr lieben Leute da draussen. Ich weiss das viele von euch mit mir gereist sind mit dem Gedanken, so was will ich auch mal machen. Einige werden das sicher auch tun. Wir haben das Glück in eine Gesellschaft geboren zu sein, wo sich das jeder, ich wiederhole JEDER leisten kann. Doch dank unserer Berge sehen wir den Horizont nicht oder empfinden ihn als sehr nah, was uns blockiert. Reisen ist schön, Lebensverändernd. geht raus. Probiert es. Fangt in einem Westlichen Land an um die Grundabläufe zu lernen und wenn euch das Geld ausgeht, ab in billige Länder um die volle Erfahrung zu bekommen. Es ist ein Prozess der Veränderung, wo ihr lernt, was ihr wirklich braucht und was nicht und ihr werded überrascht sein, wie die Preise eurer Zimmer immer wie billiger werden. Ihr werdet Freundschaften schliessen fürs Leben und für den Tag und ihr werdet es lieben. Entscheidungen werden getroffen von denen sich einige als falsch erweisen und ihr werdet es hassen. Doch das ist die Schule des Lebens. Viele von euch wollen alles vor buchen und organisieren, weil ihr Angst habt und nicht wisst, wie es da draussen läuft. Doch das ist Unfug! Ein teures, bindendes Around the world Ticket ist nicht nötig. Guckt vor Ort, bleibt flexibel und das Wichtigste: Last euch treiben. Das Leben ist saustark der Fluss liegt gleich vor der Haustür und eines Tages das Meer.
Vielleicht werde ich diese Worte noch mal überarbeiten oder etwas hinzufügen, denn zufrieden bin ich nicht damit. Es ist auch schwierig und etwas druck, weil dies wohl für ne Weile der letzte Eintrag sein wird … Wie lange diese «Weile» wohl dauern wird? =)
Irgendwie bin ich noch nicht angekommen.
Für die Zukunft: Ich habe die Lust des Lebens gerochen und in mir aufgesogen. Ich bin noch nicht fertig damit. An der Oberfläche habe ich gekratzt und bald werde ich tiefer gehen. Aus Operation Rückenwind wird «Operation Rastlos». Ein guter Arbeitstitel, findet ihr nicht?
Zum Schluss danke allen treuen und untreuen Lesern. Ihr seid so was von krank. :D Raus mit euch, die Sonne scheint!