Gerücht und Wahrheit – by Luke
Man fragt sich oft, was hinter all den Grüchten steht, die einem Land anhaften. Was die Mongolei angeht, trifft mehr zu, als man denkt. Hier wird die Zeit zurückgedreht und an manchen Orten steht sie gar still. Nomaden sind hier wirklich noch Nomaden, und das trotz der Satellitenschüssel am Ger. Der Weg ist gesäumt von Ovoos, kleinen oder grösseren Heiligtümern, die dem Reisenden Glück bereiten, sofern er sie im Uhrzeigersinn umrundet und drei Steine oder andere Güter dem Haufen hinzufügt. Wir tun das ziemlich oft. Eine willkommene Pause für unsere Gesässmuskulatur, denn was sich auch nicht verändert hat – die Mongolei ist richtig gross.
Ebenfalls wahr ist, dass das, was die hier Strassen nennen, bei uns nicht mal als Feldwege durchgehen. Da ist sie doch dick auf der Karte. Eine Linie so gross wie ne Autobahn. Aber wo ist sie denn nun, diese Strasse? Wir holpern seit drei Stunden über grünste Wiese. Die Richtung wird schon stimmen, da wir ab und zu eine Ortschaft passieren. Khladat wird schon wissen, wo es lang geht. Doch wie sehr können wir ihm vertrauen? Einem Fremden, mit dem wir kaum kommunizieren können? Ab und an treffen wir auf einen Mongolen, der an seinem Auto schraubt und sich an den Ersatzteilen der Wracks am Strassenrand bedient.
Beim Pinkeln sollte man auch aufpassen, dass man nicht über irgendwelche Gebeine verendeter Tiere stürzt. Zu Beginn waren wir noch geschockt, inzwischen ist es normal. Weisser Stein? Wird wohl ein Knochen sein. Auch das sich Erleichtern hinter dem Auto – mit Panoramablick auf eine endlosen Weite – falls man mal gross muss. *schmunzel*
Unsere Fahrt dauert gute 12 Stunden. Jetzt weiss ich auch, warum die Mongolen keine Vergnügungsparks haben – sie brauchen den gar nicht! Was wir eins an G-Kräften erleben … Das bringt mich zu etwas anderem wahren: Die Badehäuser in den Städten sind Gold wert. Wasser! Und das noch von oben, wam! Klar, der Fluss vorgestern war wunderbar und man konnte daraus trinken … Aber hey, von oben :D
Wir sind jetzt seit drei Tagen auf Road Trip und wir beginnen zu spüren, dass das mit nichts zu vergleichen ist, was wir bis jetzt gemacht haben. Weit ist hier wirklich weit, extrem ist extrem und fordernd nahe an überfordernd. Wären da nicht die tollen Familien, die wir manchmal besuchen, wäre es noch ein ganzes Stück härter.
Heute sind wir bei einer sehr fürsorglichen Familie, Bekannte von Khladat. Dawa lebt zusammen mit ihrem Vater, ihrem Sohn und ihrer Schwester unter einem Dach. Wir spüren sofort, dass wir hier willkommen sind. Nach einem ganzen Tag im Auto, eine Wohltat.