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Wuyishan – Taining

Rising Dragon Martial Arts School


China ist anders, das ist mir nach nur wenigen Stunden bereits sonnenklar. Mein Hotelzimmer ist voll ausgestattet: TV, Badezimmer mit Wanne und Föhn, Fenster in den Garten und für uns Europäer unvorstellbar, überall sind Aschenbecher. Sieben Stück habe ich gezählt. Ich war bereits überrascht, als mein mich vom Flughafen abholender Driver, einfach mit der Zigarette in die Hotellobby marschierte. Nachdem ich die letzten Monate in Ländern verbrachte, wo man mit Rauchern ziemlich harsch umgeht, ist es hier allgegenwärtig. Jeder raucht. Falsch! Jeder Mann raucht! Gut, in China gibts ja genug Menschen und wenn die früher sterben, kostet das den Staat dann auch weniger. Die Chinesen sind ebenfalls viel rauer, als was ich bisher erlebt habe. Da wird auf den Boden gerotzt, was das Zeug hält, und auf der Strasse kriegst du einen Busszettel, wenn du vor einer Kurve nicht kräftigst auf die Hupe haust. Zusammen mit dem gestern beschriebenen Wuseln, endet das gerne im totalen Chaos. Zumindest das mit dem Rauchen erklärt sich mir bald. Als CG, die Frau des Besitzers der Schule, mich abholt und den Wagen aufs Land manövriert, sehe ich warum. Die bauen hier Tabak an wie die Wilden. Überall sind Tabakfelder, so weit das Auge reicht. Warum weit gehn, wenn das Gute so nah ist? *chch*

Wir sind hier auf dem Land. Wir fahren weiter durch Reisfelder und Teeplantagen. Was für ein Glück für mich. Manche Touristen bezahlen viel Geld um das zu sehen und ich bin einfach mittendrin. Meine Nervosität steigt beträchtlich, werde ich doch bald den Ort sehen, wo ich den nächsten Monat verbringen werde. Dementsprechend frage ich der nicht so redseligen CG Löcher in den Bauch. So stelle ich fest, dass wir ziemlich weit draussen sind, pro Stunde einen Bus fährt, aber ich mich nach den Trainings sowieso nicht mehr rühren will. Wir kommen in Taining an, einem kleinen Dorf entlang einer Bergstrasse. Zum ersten Mal sehe ich die Schule. Da ist ein grosses Eisentor, dahinter gleich ein Basketballcourt, links davon Küche und Esssaal, Tischtennisplatten und Sitzbänke. Rechts zwei Angestelltenhäuser und hinter dem Court die Trainingshallen mit herrlichen Aussenplätzen, wie man sie aus Kung-Fu-Filmen kennt. Ich treffe auf Scott, einem Schotten, dem Gründer der Schule. Er ist 29, Meister in vielen Stilen und Kampfarten und hoch angesehen hier in ­Taining. Nun ja, ich hätte ein bisschen mehr «chinesisch» erwartet hier. Aber die Schule hat trotzdem ein hohes Ansehen für ihre Qualität. Ebenfalls treffe ich auf die ersten Studenten, vorwiegend Briten. Auch keine Chinesen, aber mit denen kann ich mich wenigstens unterhalten. Sie sind alle ziemlich gut trainiert und einer von denen bereitet sich hier seit drei Jahren auf die Fremdenlegion vor. Was für ein Typ. Mit dem willst du nicht alleine in die Sauna. Ja, hier wird es mir gefallen. Ich vereinbare mit Scott, dass ich den morgigen Tag noch aussetze, mir die verschiedenen Trainings ansehe und ein persönliches Workout mache. Das hat damit zu tun, dass ich erst heute wieder anständig essen konnte. So kann ich am Abend entscheiden, welchen Stil ich trainieren möchte. Die Stile die unterrichtet werden, sind White Crane Kung Fu, Shaolin Kung Fu und Tai Chi. Mehr darüber werde ich euch in den kommenden Tagen erzählen. Wir gehen heute Abend zu Fuss in ein kleines Dorf in der Nähe und gönnen uns ein Bierchen. Die Leute hier sind alle sehr cool und offen. Man unterhält sich so guts eben geht. Ich freue mich darauf mit ihnen zu leiden.

Leider kriege ich auf meinem Laptop zur Zeit weder Facebook noch den Blog zum Laufen. Das hängt mit der chinesischen Zensur zusammen, die sämtliche grossen Kommunikationsmedien blockiert. Auch Skype läuft nur bedingt. Ich suche dafür eine Lösung. Bis dahin danke ich Angela von ganzem Herzen, denn sie lädt die Berichte hoch. So, ich lege mich jetzt zur Ruhe. Das wird eine harte Zeit – in einem harten Bett.

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