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Melbourne | 38 °C

Wüstenwind und gute Musik

So was hab ich ja noch nie erlebt. Na gut, ich bin auch noch nie in Australien gewesen zuvor, aber obwohl es heute «nur» 38 °C sind, so fühlt es sich viel heisser an, als die 41 °C vom Sonntag, denn heute gesellt sich zur brütenden Sonne noch ein richtig fieser, heisser Wind. So was ist echt keinem Mensch zuzumuten.

Sogar die Australier blieben heute daheim oder ziehen sich in ihre zahlreichen, gut gekühlten Einkaufszentren zurück. Aus meinem Vorhaben, heute etwas Sport zu treiben (Beachvolleyball am St Kilda Beach), wird somit leider nichts. So verbringe ich den Tag, nach einigen Bierchen mit den Swiss-Friends, zu Hause und arbeite an meinem Projekt weiter. Es handelt sich um eine Website für das Hotel von Daniela, das stolz auf der Bettmer­alp sein Dasein pflegt. Es ist ein schöner Auftrag und ich versuche ihn mit allen mir möglichen Mitteln auf ein hohes Level zu bringen. Mir kommt das sehr entgegen, denn so kann ich etwas Geld verdienen und gleichzeitig die mir gegebene Freizeit sinnvoll nutzen.

Es ist schon etwas schade, dass die Swizzies immer so viel lernen müssen. So gehen wir inzwischen nur noch selten am Abend oder nach der Schule weg. Für morgen habe ich mich mit Kathi verabredet. Eine ganz liebe Deutsche, die in ihrer Heimat ein dort wohnhaftes Patenkind unterstützt. Sie versteht es, dass man zuerst vor der eigenen Haustür kehren soll, bevor man für viel Geld in ärmere Länder volunteeren geht. So kann nämlich mit viel weniger Geld viel mehr erreicht werden. Ich bin beeindruckt! Sie hat für morgen dickes Sightseeing geplant. Ich freue mich sehr darauf, sie zu begleiten! Sie hat etwas vom Botanischen Garten erzählt. Mehr hab ich aufgrund der schlechten Handyverbindung leider nicht erfahren.

Ebenfalls Nägel mit Köpfen habe ich bei meiner Ausgeh-Planung gemacht. Ich möchte die letzte Woche hier in Melbourne noch ausgiebig geniessen. Im Moment spielen hier so viele tolle Bands, ich kann sie gar nicht alle aufzählen. Während dem Europäischen Winter kommen viele Briten Übersee auf Tournee. Ich bedauere sehr, dass ich «The National» schon verpasst habe. Aber für Donnerstag habe ich mir endlich die Tickets für «The Greenhornes» geholt. Die gehören zum erweiterten Tross von Jack White, meinem absoluten Lieblingsmusiker. Das wird eine schöne und intensive Sache. Intensiv vor allem auch, weil ich mich seit meinem Island-Rückfall gestern Nacht noch viel offener und noch mehr bereit fühle, endlich alle Gefühle zuzulassen, was ich mich bisher irgendwie nicht recht getraut habe. Die Erkenntnis, dass ich mit dem Land aus Eis viel mehr verbunden bin, als ich jemals gedacht hätte, gibt mir zusammen mit meinen hier gesammelten Erfahrungen eine gewisse Ruhe und Freude. Falls ich wirklich mal da hinziehen möchte, weiss ich jetzt, dass dies ein durchaus machbarer Schritt ist. Ich verbringe hier meine Tage mit vielen Menschen, die etwas Ähnliches gewagt haben. Ruby, Bruna, Guillermo um nur einige zu nennen. Dann kann ich das auch!

Aber vorerst geht meine Reise hier weiter und ich freue mich auf alles, was noch kommt und ganz speziell auf China, Nepal und Tibet. Es ist schön, zu diesem Anlass endlich mal mit Andrea zu telefonieren. Wir sind damals zusammen durch den isländischen Winter gefahren und haben eine sehr gute Zeit verbracht, von der ich bestimmt auch einmal schreiben werde. Auch wenn ich sie etwas rau aus dem Schlaf gerissen habe, so ist es für uns beide ein schöner Moment. So, jetzt genehmige ich mir noch den letzten Schluck aus meiner Gatorade-Flasche (Elektrolyte, Freunde – Elektrolyte!) und gehe zu Bett. Morgen wird ein guter Tag.

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