Jetzt gehts loooos!
Es wird Samstag und somit Tag der Abreise. In der letzten Woche kam ich nicht mehr zu viel, aber das wenige, was ich erledigen konnte, war sehr sinnvoll. Ich nutzte die Chance nochmals mit meinen Liebsten eine gute Zeit zu verbringen. Es war mir sehr wichtig, denn hatte sich in der heissen Phase ziemlich krass herausgestellt, wer die Guten und wer die Bösen sind.
Gestern habe ich noch meine Ex gesehen. Ich glaube nicht, dass wir weiterhin Kontakt haben können.
Als sich die Diskussionen darum drehten, wie und wann ich zum Flughafen gelangen würde, wollte ich eigentlich nichts anbrennen lassen und sagte allen: «Ich werde allein hingehen.» Nun ja, wie sich herausstellt, ist es doch nicht so einfach. Nina ruft als Erste an und fragt, ob sie nicht doch noch kurz zum Flughafen kommen könne. Angela folgt ihr sogleich und total überraschend tauchen auch noch Sven, Sandra und Melanie auf. Ach ihr seid doch Arschlöcher *hua* nichts wird mit meinem emotionslosen «Ich bin dann mal weg»-Abschied. Am liebsten hätt ich aber den Moment so gelassen, wie er eben ist und auf ewig genossen. Doch so erbringen mir meine Liebsten einen wunderbaren Abschied, bei dem ich auch meinen Vater Bruno erwähne, der einen wunderbaren Job gemacht hat. Ich danke euch von ganzem Herzen.
Der Flug wird lange dauern. Wie lange, das verdräng ich jetzt mal. Sechs Stunden nach Dubai und von dort nochmal zwölf oder gefühlte zwanzig nach Melbourne. Der Emirates-Flug nach Dubai entwickelt sich zu einem Partyflug. Es ist schon erstaunlich, wie viele junge Menschen in der Maschine sitzen, die von Dubai, irgendwohin in die Welt unterwegs sind. Neben mir sitzt Benj, ein Baselländer, supersympathisch und «in-der-selben-Scheisse-sitzend» wie ich. Er fliegt für ein halbes Jahr nach Auckland und ich werde ihn im März besuchen gehen. Wer weiss, vielleicht feiern wir sogar meinen Geburtstag zusammen? Wir geniessen noch zwei Ferien-Bierchen miteinander und amüsieren uns bestens mit dem Boardcomputer und dem herrlich kitschigen Sternenhimmel, den Emirates in all ihre Flugzeuge einbaut. Auch speziell zu erwähnen, sind die unglaublich schönen Dresses der Flight Attendants … unbedingt mal googeln.
Vom atemberaubenden Dubai, geht es, erneut mit Emirates, weitere zehn Stunden, nach Melbourne. Also, wenn ich mal eins sagen darf: Von der ganzen Reise ist die Sicht beim Lande- und Startflug in Dubai das Eindrücklichste. So kennen wir doch höchstens die Palmeninseln und das Punsch el Arab-(oder wie das heisst)-Hotel. *hihi* Aber der Anblick der Skyline dieser Stadt in der Wüste, zusammen mit dem höchsten Hochhaus der Welt … *wow* – der sucht seinesgleichen. Ich freue mich schon, falls ich es vielleicht doch noch zu Dani nach Bahrain schaffe, dann werd ich nämlich in Dubai eine kurze Pause einlegen und mir das Ganze aus der Nähe gönnen.
Kaum in Melbourne gelandet, der Flug war aufgrund eines besserwisserischen, alten Kiwis neben mir furzlangweilig, suche ich mich auf den Weg zu meiner Host-Family. Ich mache mir schon etwas Gedanken, wie es wohl sein wird als 26-Jähriger nochmals eine zusätzliche Mutti zu kriegen.
Ich hatte extra keinen Flughafen-Pickup gebucht, wollte ich mich doch selbstständig durch die Stadt schlagen. Jetzt gehts aber richtig los. Wie geplant fahre ich auf dem Weg nach Armadale, wo sich meine Residenz befinden sollte, schon mal durchs City-Center und am Arthur-Ash-Stadion vorbei, wo in wenigen Tagen die Australien Open beginnen. Boa, was möcht ich dabei sein. Mal schaun, vielleicht ergibt sich da ja was.
Nun, zum Abschluss meiner langen, anstrengenden Reise, bleibt noch zu sagen, dass ich mir das in der näheren Zukunft nicht mehr antun werde und gleich nach Ankunft bei Fay, meiner Host-Mom ins Koma sinke werde, um bis zum nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen. Jetlag hallo!
Gefühlsmässig regt sich in mir noch nicht so viel … ich realisiere noch nicht, was in den letzten Stunden passiert ist, weshalb mein Text auch relativ sachlich ausfällt. Ich bin hier, am anderen Ende der Welt und fühl mich wie im Europapark. Es ist total strange und ich bin echt platt – so was von glatt. Wie Carsten Alex in seinem Buch «Zeit zu entdecken» herrlich beschreibt: Ich bin froh, mit dem Schiff nach Australien gekommen zu sein. So konnte ich Abschied nehmen und mich während dieser langen Reise vorbereiten, auf das, was jetzt kommt.