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Fuck, ich bin in Melbourne!


Dieser Blogeintrag wurde geschrieben, nachdem in der Studentenlounge, 1.5 Liter Bier in Lukas’ Magen geflossen sind. Für etwaige Skurrilitäten und anstössige Nebeneffekte übernehme ich keine Verantwortung. DENN: Gerade eben ist der Moment, in dem sich die Anspannung in meinem Bauch löst. Auf der Wiese vor der Library of Victoria sitzend, liegend, wie auch immer, kommt es einfach so hoch. Es bahnt sich den Weg vom Magen durch die Lunge, rauf durch die Luftrühre, an den Stimmbändern vorbei, über die Zunge, aus dem Mund: FUCK !!! ICH BIN IN MELBOURNE !!!

Ja, jetzt ists gut. Emotionsumschwung und ein Gefühl der Sicherheit. Sicherheit im Sinne von, dass heute schon der letzte Schultag dieser Woche ist, dass ich selbst mit Menschen warm wurde, mit denen ich es mir nicht hätte vorstellen können (Brasilianer, Franzosen) und dass wir doch tatsächlich schon planen, mal irgendwie aus der Stadt rauszukommen. Ich muss ja nicht erwähnen, dass wir von Melbourne selbst noch nicht soooo viel gesehen haben. Aber das ist auch nicht so schlimm, denn Melbourne, der Hauptort von Victoria, ist halt einfach ne Sache für sich. Es hat hier keine Sydney-Opera, keine Chinesische Mauer und auch keinen Machu Picchu. Diese Stadt lebt eindeutig vom Vibe der Menschen und nicht von den Foto-Motiven. Es erstaunt mich sehr, wie auf den ersten Eindruck all diese Asiaten mit den Einheimischen auskommen. Ich weiss echt nicht, warum es hier so viele Asiaten hat, aber nach kurzem Über­legen … Wie würde es wohl aussehen, wenn die Schweiz 100 Millionen Einwohner hätte? Dann würde es hier wohl von Schweizern wimmeln! Die, die hier waren, wissen von was ich spreche. Und hier waren viele!

Um mal kurz auf die Schule zurückzukommen, es ist schon ein hartes Stück Arbeit. Mit meinen zwei einzigen Jahren Englischunterricht, die zusätzlich bereits bald mehr als zehn Jahre zurückliegen, kann ich im Thema Grammatik noch gar nichts reissen. Es bleibt also ne Fleisssache. Aber ob ihrs glaubt oder nicht, ich steh jeden Morgen um spätestens 7.00 Uhr auf und mache dann mindestens eine Stunde Hausaufgaben. Ich denke, das wirds schon bringen. Heute, am 6. Januar, merke ich jedoch erstmals etwas Ermüdung. Permanent in einer Fremdsprache zu sprechen und zu denken ist sehr anstrengend, so falle ich in meiner Müdigkeit doch ab und an mal ins Deutsche, auch wenn mein Gegenüber Brasilianer ist. *uuups*

Gestern Abend (5. Januar) feierten wir Leos Geburtstag. Leo ist einer der Ersten, mit denen ich Kontakt hatte. Er gehört zur Schweizerbande, die ich vor meiner Fehleinteilung am Dienstag Morgen traf. Er ist ne gute Seele und so war es mir eine Ehre mit ihm und Patrick Fleischli, einem weiteren Schweizer hier in Melbourne, seinen höchsten Tag zu feiern.

Während Leo definitiv als Politiker durchgehen könnte, ist Patrick Fleischli eher der ruhige und zurückhaltende Typ. So ein richtiger Schweizer in meinen Augen und ihr solltet ihn sehen, wie seine Äugelein funkeln, und das Lachen verschmitzt wird, wenn er sich mit seinem Spitznamen ­«Meatli» vorstellt. Und wie gern er jedem Ausländer erklärt, woher er diesen Namen hat. «Meisterleistung» denke ich und bin froh, dass die Gegenwart all meine vergangenen Spitznamen vergessen hat. Das ­wünsche ich dem Patrick insgeheim auch.

Natürlich will Leo an seinem Geburtstag seine Wurzeln nicht missen. Es erweist sich überraschend schwierig einen gescheiten Italiener zu finden. Wir kennen die Stadt noch nicht und irgendwie ist jedes eins-Komma-zweite Restaurant asiatisch. Schlussendlich landen wir im für uns beinahe zu edlen Restaurant «Europe» und gönnen uns Europäische Küche auf Spitzenniveau. Nicht nur preislich. Als wäre das nicht genug, bestellt Leo noch ne Flasche Wein für 60 Dollar. Als ich die Flasche in den Händen halte, verschlucke ich beinahe meine Serviette. «Marchesi» Toscana steht da drauf. Wo Marchesi draufsteht ist auch Marchesi drin. *hehe*

Der edle Tropfen tut sein Übriges und schlussendlich finden wir uns vor der Library wieder, mit einer Papiertüte ums Bier um der Prohibition zu prophylaxen und sprechen über die Daheimgebliebenen. Wir verbringen einen super Abend – ein würdiger Geburtstag für Leo. Der ganze Augenblick lässt mich auch vergessen, dass ich mir am Nachmittag, beim Tschutten mit der halben französischen Nationalmannschaft mit Gil aus meiner Klasse, gespickt mit einigen Brasilianern mit Guillermo, (jawohl der Mann kann nicht nur trinken und rauchen, er kann auch rennen) und Chinesen, eine saumässig heftige Blase am Fuss holte, die mich kaum laufen lässt. *autsch* Dass ich am darauffolgenden Morgen mit Rudolph (the Red-Nosed Reindeer) in der Schule begrüsst werde, lass ich auch mal weg. Ab jetzt gibts Daylong-Prävention.

So, ich leg mich mal ins Bettchen und geniess den Abend. Morgen versuche ich Australian-Open-Tickets zu ergattern und das Wochenendprogramm ins Laufen zu kriegen. Seid gespannt!

Mir sind in den letzen Tagen zum ersten Mal einigermassen gute Bilder gelungen, welche die Stadt in etwa so widerspiegeln, wie ich sie im Moment erlebe.

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