Australische Mädchen
Es kommt wie es kommen musste. Ach was bin ich doch für ein Schusselchen. Da denkt man sich, jaja, man machts morgen und dann übermorgen und schlussendlich hat man vergessen, was man eigentlich schreiben wollte. =) So ist es mir jetzt gerade ergangen. Ich versuche für euch, ihr lieben Leser, die letzte Woche zu rekapitulieren.
Es war eine aufregende Woche. Sie bestand aus ganz viel Tennis, Bier, Tennis und noch mal Bier, dann aus einer Handvoll guten Gesprächen, viel Schule und dann aber auch aus dem Gedanken darüber, wie es weitergehen soll und der dazugehörigen Informationsbeschaffung. Zudem gab es auch noch ein bisschen Arbeit für mich, mit der ich mir erhoffe, die Reisekasse etwas aufbessern zu können. Es arbeitet also nicht nur in mir, auch mein Körper braucht mal wieder etwas zu tun.
Leider habe ich mein Training der ersten Tage etwas vernachlässigt und mein tolles Mini-Sixpack ist schon wieder dem Tenpack im Kühlschrank gewichen – einem Tinnie, wie die Aussies auch zu sagen pflegen. Kommt ja nicht auf die Idee in nem Restaurant in Neuseeland einen Tinnie zu bestellen. Dank Ruby weiss ich jetzt nämlich, dass ich dafür einen Joint bekommen würde. Nice to know! *huch* Ich bin im Übrigen zurück bei Fay für den Moment. Aber jetzt erst mal der Reihe nach.
Tennis macht süchtig. Wirklich süchtig. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich einmal so viel Geld ausgeben werde um die Stars dieses Sports zu sehen. Aber das Australian Open hier in Melbourne ist so ein spannendes Turnier, so sympathisch und gut organisiert, dass es einfach Spass macht.
Die Premiere erlebte ich bereits am Mittwoch. Es standen die Spiele von Stanislas Wawrinka und von Roger Federer auf dem Programm. Ich dachte ja immer, ich müsse die Tickets drei Monate im Voraus buchen. Umso erstaunter und glücklicher war ich, als ich zu merkte, dass dies überhaupt nicht nötig ist. Für die ersten Runden gab es noch massig Tickets und man konnte ohne weiteres auf die Veröffentlichung des Tagesplanes warten und dann im Internet oder am Schalter Tickets kaufen. So erstanden wir (Nathi, Patrick, Bathury und ich) neben den Viertelfinal-Karten, die wir ja schon besassen, ein Ticket für die unfassbar ruhmreiche Rod Laver Arena, wo sich Roger gegen Gilles Simon in fünf langen, hochstehenden Sätzen alles abverlangte.
Witzig, wie ich im Hinterkopf immer Heinz Günthardt mit Dani Wyler um die Wette kommentieren höre. Es ist schon etwas Skurriles, so ein Tennisspiel, das sich über Stunden erstreckt und einfach niemand etwas sagt! So ist das also Live und ich ertappe ich mich, wie sich mein Kopf bei jedem Ballwechsel von links nach rechts dreht. Wenn das mal keinen Wirbelschaden gibt.
Ich bin ja schon lange ein Fan dieses Sports, aber dass es mich Live so packt, hätte ich dann doch nicht gedacht. Jedoch sollte man sich bei übermässigem Konsum der Spiele, in den nicht sonnengeschützen Aussenanlagen nicht schämen, das T-Shirt auszuziehen … weil sonst gibts lustige Abdrücke, die bei aller Ausredesucherei einfach nicht sexy sind und einem die Kollegen gern damit aufziehen (NATHIII!) Weiter geht es morgen (Dienstag), wo wir hoffentlich den Schweizer Viertelfinal von Wawrinka gegen Federer miterleben dürfen. Das wäre schon riesig. Ein historischer Moment, und wir (Leo und ich) wären dabei.
Wenn es einen Grund gibt in Melbourne auszugehen, dann ist es wegen der Mädchen. Denn die sind hier andersrum! Nein, kein Volk von Kampflesben, obwohl es die hier sicher auch gibt. (Fay?) Da stehe ich also «indaClub» und hab kaum mit Leo dem ersten Kurzen den Rachen gezeigt, da merken wir, wie wir abgecheckt werden. Aber so richtig! Leo ist das unangenehm (Leo ist die treuste und verliebteste Seele, die ich kenne). Anyway, es dauerte einige Crown Lager bis die Glühbirne über unseren Köpfen ansprang! Heureka! Jetzt wissen wirs! Hier ist es anders rum!
Wenn man in der Schweiz weggeht, stösst man bald auf die gängige «Kreisrudelbildung». Frauenzimmer beginnen im Club tanzend Kreise zu bilden um zelebrierend ihre Taschen in der optische Mitte zum Schafott aufzutürmen, als wäre Walpurgisnacht. Dann drücken sie ihre Körper so eng zusammen, dass von aussen kein Gesicht oder Mensch mehr zu erkennen ist und wahrscheinlich auch keine Luft mehr rein oder rausgelangt, um dann im Kreis zu tanzen. Tanzen heisst ein bisschen Hüfte bewegen, weil für mehr ja nicht Platz ist, weil sie ja so eng zusammenstehen.
Hier in Melbourne hat man weitergedacht. Hier gehen nicht die Männer auf die Frauen los, nein, Weiblein sucht sich hier Männlein! So kann Adam einfach dastehen und warten bis jemand kommt und muss nicht krampfhaft versuchen durch hässliches, mit Schwerpunkt nach hinten verlagertes, Antanzen bei den Hexenkreisen zum Schuss zu kommen. Wenn das Weibchen läufig ist, dann sucht es sich was aus.
Später abends tauchen ganz überraschend Bruna und ihr homosexueller Kumpel Daniel auf, die ebenfalls die Ability Language School besuchen. Alle haben ihren Spass, ausser Leo, dem die Housemusik fehlt. Als der Laden dann um 3.00 Uhr Schluss macht und wir uns schon wieder in der Studentenlounge wiederfinden, darf Leo dann doch noch zu knackigen Housebeats sein Füdli bewegen. Und wie er das tut, wir trauen unseren Augen nicht und sind kurz vorm Fremdschämen. xD Wie ein Fitness-Instructor fegt er über die Tanzfläche, als wolle er jedes Staubkorn aufwehen und es nie mehr zu Boden sinken lassen.
Ich nutze die Zeit um noch einige Bierchen zu trinken und mit Bruna zusammen den herrlich angeheiterten Patrick zu beobachten. Es ist köstlich. Da ist er nun, der Moment, den ich mir mit Bruna immer gewünscht hatte. Was ich aber nicht ahnte, ist, dass Bruna heute nur aus einem Grund hier ist … In einem herzergreifenden Monolog, öffnete mir die Dame ihr Herz – immer unter den wachsamen Augen Daniels. Ich kannn es nicht fassen – klar freue ich mich. Aber was ist jetzt mit Ruby? Nun, die ist ja eh in Wellington Freunde besuchen … und Bruna ist einfach toll. Und das sage ich immer noch, als ich zwei Tage später ihre Wohnung wieder verlasse.
Um von dem ganzen Tohuwabohu, welches jetzt auch noch emotional wird, abzuschalten, laden mich Leo und John zu einem Trip der Sonderklasse ein. Zusammen mit einer Busladung Rentner geht es ins Yarra Valley auf eine Wein-Tour. :D Oh ja, Rotweingespräche sind ja bekanntlich die besten Gespräche (findet auch Bruna, während Ruby eher auf Vodka steht), wir geniessen das Ambiente und nehmen es als Kompliment, dass uns je drei verschiedene Grannies adoptieren wollen.