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Mandalay

Liebes Mandalay, wir müssen reden.


Ich muss dir etwas beichten. Mir ist klar, dass wir die letzten Tage zusammen verbracht haben. Ich habe bei dir übernachtet und alles lief soweit gut. Aber die Zeit, die wir miteinander verbrachten, die fühlte sich für mich irgendwie nicht so an, wie es sollte. Ich weiss nicht genau woran es lag, ob ich oder du zu viel wollten. Du wolltest mir so Vieles zeigen, dass es mich beinahe überrollte. Vielleicht, war es auch die Situation, dass ich in dieser Phase gerade nicht brauche, was du mir bieten kannst.

Du stehst noch vor dem Sonnenaufgang auf und gehst relativ früh ins Bett. Da bin ich anders und deswegen haben wir etwas aneinander vorbei gelebt. Obwohl es schön war, an diesem Morgen zu sehen, wie die Mönche im Tempel den Buddha so akribisch wuschen, als würde Lord Buddha selbst dort sitzen. Oder die alte Brücke aus Tiekholz, U-Bein, die im Sonnenaufgang so fantastisch aussah, als die Touris weg waren und die Mönche darüber liefen. Ich gebe es zu, das war schön.

Doch in deinem Inneren, in deinem Royal Palace, fand ich kein Leben. Daran musst du arbeiten. Das ist aber nicht so schlimm, denn ich konnte dafür mit anderen Reisenden feiern und ganz in den Mikrokosmos Hostel abtauchen. Dabei sind ein, zwei Menschen geblieben, die ich lieber wiedersehe als dich. Du hast es zwar versucht und hast mir die zwei jungen Mönche geschickt, die jeden Tag auf deinem Hügel über der Stadt mit Fremden sprechen, um Englisch zu lernen. Das war sehr inspirierend und es ist schön, mit einem Mönchsjungen nun Email-Freund zu sein. Das hat aber leider nicht gereicht, um mich an dich zu binden.

Anyway, ich denke, du hast sowieso gespürt, dass wir nicht zusammenpassen und bist dann auch nicht näher auf mich eingegangen. Ich wünsche dir auf deinem weiteren Weg alles Gute und das meine ich von Herzen. Lass dich nicht vom Geld verführen und bewahre dein Gesicht, dann findest du bestimmt bald jemanden, der besser zu dir passt, als ich. Es tut mir Leid, es hat einfach nicht gefunkt. Respektvoll, Lukas.

P.S.: Du hast deine schönen Ecken, aber auch Kanten. Dein Ostergeschenk habe ich jedenfalls schon besorgt und das wirst du auch bekommen. Ein Mandel-Ei.

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