Mit Scoopy durch Hpa-An
Das Tazaungmone-Festival erreicht diese Tage seinen Höhepunkt. Das Land und die Leute versinken im Freudentaumel. Während den 6 Stunden, die wir im Bus gemächlich nach Hpa-An fahren, kommen wir immer wieder an Prozessionen vorbei, die vom Dorf in den Tempel oder umgekehrt unterwegs sind. Diese sind meist begleitet von alten Pick-Up Trucks, die zu Love-Mobiles umgewandelt wurden und die Menge mit Burmesischem „Techno“ beschallen. Der Tanzstil der Burmesischen Männer erinnert dann schon sehr an die Mausefalle, aber wenn sie eines haben, dann ist es Spass. Und von dem lassen wir uns anstecken.
Nur wenige Minuten nach unserer Ankunft im Guesthouse, sind wir dann auch schon unterwegs an den Dorfrand, wo ein Kumpel von Guesthouse-Besitzer ein kleines Mondfest organisierte. Als wir dort eintreffen, sehen wir zum ersten Mal, an was für einem schönen Ort wir gelandet sind. Hinter den Plastikstühlen und instabilen Holztischen eröffnet sich der Blick auf Reisterrassen, einen Fluss, der sich hindurch schlängelt, auf dem kleine Holzboote tuckern, dahinter mehr Reisfelder und bewaldete Karstberge, wo auf jedem Gipfel eine kleine Pagode thront, gehüllt ins abendliche Lichtgewand des Sonnenunterganges. Wir sind willkommene Gäste und werden von den Gastgebern wie ihre eigenen verwöhnt. Hier ist es Tradition, dass an diesem Tag das Essen kostenlos und jeder der Hunger hat, eingeladen ist. So kommen wir mit bäuerlicher Burmesischer Küche in Berührung und fühlen uns besser, nicht zu fragen, was wir geraden gegessen haben. Anschliessend tanzen wir mit den Kindern, und als das Bier zu fliessen begann auch mit den Erwachsenen und fanden dann den richtigen Zeitpunkt, um zu gehen und den Burmesen ihr Fest für sich zu lassen.
Das war auch richtig, denn am nächsten Morgen ging es früh los. Zusammen mit Stefano und Francois machten wir uns daran, den höchsten Hügel in der Gegend zu besteigen, um von oben, wo ein Kloster steht, den Sonnenaufgang zu erleben. Wer mir vor dieser Reise gesagt hätte, für wie viele Sonnenaufgänge ich auf diesem Trip aufstehen werden, ich hätt’ ihm nicht geglaubt. Aber es macht hier Sinn. Die Burmesen selbst stehen meist vor Sonnenaufgang auf. Ein Land der Frühaufsteher, weil es schon gegen 10 Uhr morgens so unfassbar heiss wird, dass es weder Sinn noch Spass macht draussen zu sein. Und fairerweise muss ich sagen, bei sengender Hitze, hätten wir diesen Aufstieg nicht geschafft. 765 Höhenmeter und alles Treppen. Was haben wir gelitten. Der Ausblick war der der Könige, das haben wir uns verdient. Nassgeschwitzt und erschöpft wie wir waren, liessen es sich die Locals jedoch nicht nehmen an jeder Ecke ein Foto mit uns Ausländern schiessen zu wollen. So wurden wir vor allem auf dem Weg nach unten, der nicht minder anstrengend war, da unsere Beine doch recht müde waren, mindestens 15x angehalten, nur um für ein Foto zu posieren, meist umringt von einer ganzen Gruppe Burmesen. Den scheuen, aber stets freundlichen und respektvollen Einheimischen können wir dies nicht verweigern und sie scheinen auch ernsthaft happy mit dem Resultat. Wenn man jemandem so einfach eine Freude machen kann, why not?
Hpa-An stellt sich als einer dieser Orte heraus, der einem sehr viel Freiheit gibt. Man kann überall Roller mieten und die Sehenswürdigkeiten selbst erkunden. Wir lieben sowas, denn der ewige Sich-irgendwo-hin-fahren lassen-Tourismus ist nicht unserer. Wir nehmen es gerne selber in die Hand und hier können wir das. Die nächsten Tage verbringen wir mit Scoopy, unserem leicht eigenwilligen Scooter. Dieser hat bei grosser Hitze keine Lust mehr auf fahren und uns liess uns regelmässig im Stich, bis er seine 10 Minuten Abkühlung bekam. Dabei fuhren wir durch Felder und Dörfer und besuchen dabei wunderbare Tempelhöhlen, die wir mit freundlichen Locals besichtigen, die sichtlich stolz sind, dass sich einige Ausländer hier her verlieren. Und wir freuen uns hier zu sein, denn was wir hier sehen ist Jahrhunderte alte Sakrale Kunst, die eine wunderbar mystische Note über Land und Leute legt. Sarahs Highlight, war eine 800 Meter lange Kalksteinhöhle, die man durchwandern kann. Dabei scheint immer wieder das Licht durch Löcher in der Wand und am Ende des Tunnels konnte man sich mit einem kleinen Paddelboot durch den Felsen und über alte Wasserkanäle der angrenzenden Reisfelder zurück zum Eingang bringen lassen.
Es gefällt uns hier in Hpa-An und so auch den anderen Gästen im Hotel. Allgemein herrscht hier eine freudige Stimmung, die einerseits vom der Güte der Locals kommt, andererseits der Erkenntnis der Reisenden, dass man hier etwas ganz Spezielles gefunden hat. Das diskutieren wir, auf einem kleinen Hügel über dem Fluss sitzend. Die Sonne geht langsam unter und hüllt das Land abermals in rötlich-blaues Licht. Aber jetzt geht’s los.... zuerst eine, dann 3 und dann ein für 20 Minuten nicht mehr abreisender Strom von Fledermäusen fliegen aus der Höhle unter uns, drehen über dem Fluss eine Kurve und verschwinden irgendwo am Horizont.