The land of smiles (by Sarah)
Nach unserer Odyssee von Puerto Princesa über Manila und Kuala Lumpur landet unser Flieger endlich morgens um 8.00 Uhr pünktlich in Yangon. Yes, we made it to Myanmar!
Ein Land, komplex in jeder Hinsicht, sei es historisch, politisch, ethnisch oder auch ethisch. Als wir landen, haben wir uns zwar in die Sitten, Gebräuche und Etikette eingelesen und wissen sehr wohl, dass es das grösste Land Südostasiens in seiner Vergangenheit schwer hatte (und noch hat), aber noch sehr wenig darüber wie schwer. Myanmar als Mysterium, jahrzehntelang isoliert und sich nun für die Aussenwelt langsam öffnend, übte eine Faszination auf uns aus, gegen die wir uns schlussendlich nicht wehren konnten.
Trotzdem soll hier erwähnt sein, dass wir die Entscheidung, das Land zu besuchen, nicht auf die leichte Schulter nahmen. Natürlich haben auch wir von den Verletzungen der Menschenrechte gelesen, die sich noch heute in Teilen des Landes abspielen, wo Menschen vertrieben oder gar getötet werden. Folglich fragten wir uns, ob eine Reise in ein solches Land ethisch vertretbar ist. Auf der Pro-Seite hingegen, stand jeder der schon einmal nach Myanmar gereist war und uns von Land und Leuten vorschwärmte. Für viele war Myanmar ein Highlight ihrer Südostasienreise, ein zauberhaftes Land, in dem Massentourismus noch ein Fremdwort ist.
Ich bin der Meinung, (und hier spricht wohl die Touristikerin aus mir,) dass den Menschen im Land nicht geholfen ist, wenn die Touristen fortbleiben. Treffend hat dies eine pro-demokratische Vereinigung formuliert, die sich für den Tourismus ausgesprochen hat: "We believe that small-scale, responsible tourism can create more benefits than harm. Responsible tourists can help Burma primarily by bringing money to local communities and small businesses, and by raising awareness of the situation worldwide."
Somit entschieden wir uns, als verantwortungsbewusste Touristen dieses Land zu bereisen und die lokale Bevölkerung damit zu unterstützen, unser Geld so gut wie möglich in Guesthouses, Restaurants, Taxis, Shops, usw auszugeben.
Hier sind wir also, in Yangon, ehemalige Hauptstadt von Burma. Wir wussten wirklich so gar nicht, was uns hier erwartet und haben deshalb genügend Zeit eingeplant, um das Land, die Stadt und die Leute mal etwas auf uns wirken zu lassen und uns zurechtzufinden. Das sich die Stadt in einer Zeit des Umbruchs befindet, spürt man sofort. Wir sehen nigelnagelneue Hochhäuser und riesige Shoppingmalls, während eine Strasse weiter die Markthändler ihr Gemüse auf dem Boden ausgelegt haben und ein Mann in einer improvisierten Fritteuse (riesiger (verrosteter) Wok mit Öl über offenem Feuer auf nicht sehr stabil aussehenden Stelzen) Shrimps frittiert. Neu und alt, reich und arm – Gegensätze sind allgegenwärtig. Trotzdem wirken die Leute hier zufrieden, haben stets ein Lächeln auf den Lippen, sind sehr freundlich, äusserst neugierig und noch hilfsbereiter (auch in gebrochenem aber erstaunlich gutem Englisch). Von einer Begegnung, die uns besonders geblieben ist, wird der nächste Eintrag mehr erzählen.
Die Shwedagon Pagoda steht als Erstes auf dem Programm, ein Must-See in Yangon haben wir uns sagen lassen. Das 99 Meter hohe Heiligtum ist mit 27 Tonnen Blattgold vergoldet und von tausenden Edelsteinen geziert. Klingt eindrücklich, ist es auch. Die Hauptstupa ist umringt von kleineren Tempeln und Schreinen, so viele, dass wir schnell den Überblick verlieren. Überall knien Gläubige vor Stupas und Buddhas, zünden Kerzen an, übergiessen Statuen mit Wasser oder wedeln ihnen Luft zu. Vielleicht sind es noch mehr als sonst, denn es stellt sich heraus, dass wir genau während einem wichtigen buddhistischen Festival in der Stadt sind: der Vollmond von Tazaungmone. (Tazaungmone ist der 8. Monat im Burmesischen Kalender, der für uns auf den November fällt) Gefeiert wird das Ende der Regenzeit. Da feiern wir gerne mit, siehe letzter Eintrag von Puerto Princesa.
Erst auf dem Heimweg bemerken wir, dass das Festival in vollem Gange ist. Die Hauptstrasse ist gesperrt, was zu einem langen Stau führt. Schon 3 Tage vor dem eigentlichen Vollmond spriesst abendlich ein Markt aus dem Nichts. Scheinbar innert Minuten bauen die Händler ihre Streetfood-Karren auf, ein Riesenrad wird zusammengeschraubt, ja sogar ein Stand, wo ernsthaft Tattoos gestochen werden, steht da. Gemüse, Zuckerwatten, Ballone, Tupperware und alles was man sonst noch nicht braucht, wird lauthals angeboten. Sobald die Sonne untergegangen ist und angenehme Temperaturen walten, herrscht ein buntes Treiben.
Am meisten begeistert/schockiert uns aber obengenanntes Riesenrad, denn es ist manuell angetrieben. Manuell im Sinne von mit dem eigenen Körpergewicht. Wenn’s losgeht, klettern 4-5 Jungs, in FlipFlops wohlgemerkt, am Gestänge nach oben und einer nach dem anderen hängt sich an eine Gondel und gibt dem Rad so Schwung. Am Anfang recht viel Schwung, die Gondeln ohne Gurt oder grosse Sicherheitsvorkehrungen wackeln bedrohlich. Wir lehnen denn auch eine Einladung zur Fahrt dankend ab, den kreischenden Burmesen scheint’s aber Spass zu machen.
Einfach mal losspazieren, das sei der beste Weg Städte Myanmars zu erkunden. Einfacher gesagt als getan, denn bei den 35 Grad tagsüber trifft uns fast der Schlag. Dennoch laufen wir die folgenden zwei Tage (langsam und schweissnass) durch die Stadt und es gibt wirklich an jeder Strassenecke eine Stupa zu bestaunen, ein Gericht zu beäugen, dass man noch nie gesehen hat oder einfach das altbekannte People-Watching, wie es spannender nicht sein könnte. Ein Augenschmaus sind auch die Longyis. Traditionelle Röcke, die sowohl Frauen als auch Männer sehr stilvoll tragen. Da in den Tempeln strikte Kleidervorschriften gelten, Schultern und Knie müssen bedeckt sein, hat sich Luki auf dem traditionellen Bogyoke-Aung-San-Market gleich auch einen gekauft und sich zeigen lassen, wie man das Teil bindet.
So neugierig wir den angebotenen Streetfood auch betrachten, sehen wir manchmal auf mehrmalige Warnungen hin davon ab, diesen auch zu essen. Für westliche Mägen („your stomach too smooth“, wie ein netter Taxifahrer so herzig meinte) ist dieser wohl nicht sehr bekömmlich. Wir halten uns somit an Restaurants, die einen einigermassen hygienischen Eindruck machen und sind bis jetzt damit gut gefahren. Burmesisches Essen ist eine sehr leckere Mischung aus Indisch, Thai und Chinesisch, da kann man geschmackstechnisch auch nicht viel falsch machen.
Nach unseren ersten drei Tagen in Myanmar verspüren wir eine tiefe Zufriedenheit. Es wird einem als Ausländer mit so viel Respekt und Wohlwollen begegnet, wie wir es schon lange nicht mehr erlebt haben. Das geniessen wir in vollen Zügen.
Und auch unsere Pläne für die nächsten Tage haben Form angenommen. Wir wollen uns eine ländlichere Gegend ansehen und dafür wird Hpa-An empfohlen, wo es Karstberge, Seen und zahlreiche Höhlen geben soll. Das klingt nach unserem Geschmack.