Nichts tun (ist schwer)
Die Zimmer sind wirklich grösser hier auf den Philippinen. Es gibt richtig viel Platz und wir nutzen die Annehmlichkeiten um mal wieder alle Kleider durchzuwaschen, alle technischen Geräte aufzuladen und am Wichtigsten: Auszuschlafen. Ich nutze die Zeit um den Blog aufzuarbeiten und komme damit recht gut voran, bis dann leider... ja, das Internet ist hier noch nicht in rauen Mengen vorhanden. In Puerto Princesa, dem Hauptort Palawans, wo wir die ersten Nächte verbringen, gibt es einige Netzwerke, aber aus keinem kommt Internet. Das soll auf ganz Palawan der Fall sein, lassen wir uns sagen. Sprich, wenn ihr diese Zeilen lest, wird wohl einige Zeit vergangen sein. Wir denken aber, dass ihr in dieser Zeit nicht allzu viel verpassen werdet. Unsere Pläne für die nächsten Tage bestehen darin nichts zu tun. Urlaub machen, sich nicht bewegen. Das ist aber gar nicht so einfach, wie sich herausstellt. Bücher wollen gelesen werden und Spiele gespielt. Das Bier an der Bar ist günstig und die Leute super. Und siehe da, weil es mal kein Internet gibt, sprechen die Leute doch tatsächlich miteinander.
Es ist Wochenende, also geht man aus - in die Tiki Bar, die sich als typisch südostasiatischer Nightclub herausstellt, halb Openair, halb drin, mit Live-Band und vielen betrunkenen Philippinos. Die Laune ist super und ausgelassen. Die Jungs können tanzen und die Frauen sich bewegen. Ich fühle mich mal wieder wie ein Holzklotz auf der Tanzfläche (nicht so wie Sarah, die checkts). Beinahe wären wir in unserer Lust nach Nichts tun, gar nicht mitgegangen. Wäre da nicht Amit, die kraftvolle Israelin, Alleinanimateurin des Hostels. Und tatsächlich waren wir alten Hasen die Letzten, die das Tricycle (eine Art Taxi-Moped mit Seitenwagen) nach Hause nahmen. Die Gruppe war bunt gemischt. Der amerikanische College-Student benahm sich, wie man es erwartet, machte dabei seine Freundin sauer und dann souverän als Erster schlapp. Der Franzose sprach ab einem gewissen Pegel nur noch französisch und Sam wurde auf dem Weg ins Bett vom philippinischen Hostel-Manager, der sich ganz klar Mut angetrunken hatte, angebaggert. Ein richtig guter Backpackerausgang war das.
Wie schon gesagt, Nichts tun ist mega schwierig. Wie wir erfahren haben, gibt es in der Nähe von Puerto Princesa einen unterirdischen Fluss. Dieser gehört zu den neuen 7 Natur-Weltwundern. Das müssen wir uns natürlich anschauen und so geht’s in einem Minivan nach Sabang. Schon auf dem Weg fällt uns auf, wie unglaublich grün es hier ist. Grün vom Regenwald, der hier auf der Insel noch überall vorhanden und intakt ist. Es gibt keine Palmölplantagen wie In Malaysia oder Indonesien, die Strasse führt direkt durch das satte Grün und dahinter eröffnet sich der Blick auf das blaue Meer. Eine Kombination, die uns immer wieder begeistert. Vor der Höhle herrscht dann ziemlich Verkehr. Es ist die Hauptattraktion der Gegend und zieht entsprechend Leute an. Die Philippinos sind jedoch organisiert und so wird die Fahrt in die Höhle zu einem tollen Erlebnis. Auf einem kleinen Boot paddelt uns unser muskulöser Guide 1,5 Kilometer in die Höhle hinein und auch wieder zurück. Drinnen ist es stockdunkel, das einzige Licht hat unser Paddler auf dem Kopf und sprechen ist verboten, um das einzigartige Ökosystem nicht zu stören. Zu dem, was das Wasser hier über Jahrtausende aus dem Stein gewaschen hat, fehlen uns sowieso die Worte: eine mystische Erfahrung. Trotzdem irgendwie unheimlich, so tief im Gestein zu sein und im Dunkeln zwischen Stalagtiten umherzugondeln. So sind wir froh, als wir das Tageslicht wieder erblicken.
Anyway, es ist wirklich schwer hier Nichts zu tun. Es herrscht ein super Vibe und das ist ansteckend. Zum ersten Mal seit Langem tauschen wir Whatsapp und Facebook aus, in der Hoffnung die Leute wieder zu sehen, in der Hoffnung, dass das Internet dann geht. Das mit dem Nichts tun, versuchen wir die nächsten Tage dann gleich nochmals. In Port Barton, einem kleinen Dorf an der Küste haben wir einen kleinen Bungalow gebucht. Mal sehen, ob es diesmal klappt.