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Himeji

Das japanische Schloss


 Heute lag die wohl längste Strecke vor uns, seit wir in Japan sind. Von Yakushima ging es mit dem Bus zur Fähre, für die wir bereits vor 2 Tagen unser Ticket reserviert haben. Wir taten gut daran, denn obwohl die Schnellfähre 6x pro Tag fährt, so war sie ausgebucht. Die Japaner bezahlen gerne mehr für ihren Speed. Die etwas langsamere Autofähre, mit der wir gekommen waren, kostete nur die Hälfte und hatte weitaus weniger Passagiere auf dem viel grösseren Schiff. Aber heute brauchten wir das Tempo, wenn wir noch den Zug nach Himeji erwischen wollten, unserem Ziel für die Nacht. Himeji liegt kurz vor Kyoto und ist bekannt für sein prachtvolles japanisches Schloss, das als Einziges im Land wirklich alt ist, sprich, was wir als alt bezeichnen. Am Bahnhof von Kagoshima war inzwischen die TV-Sendung im Gange, von der wir bei der Anreise bereits die Vorbereitungen gesehen haben. Überall im Bahnhofsgebäude waren Kamerateams unterwegs, für die wir Weisse gerngesehene Interviewpartner sind. Nach Konsultation unseres imaginären Managers befanden wir den Moment nicht für den Richtigen für unsere 5 Minutes of Fame im Land der aufgehenden Sonne. Unser Appetit nach einer Schüssel Reis mit gebratenem Rindfleisch war schlicht grösser.

Nach der Ankunft in Himeji und einem kurzen Abendspaziergang verbrachten wir den Rest des Abends in unserem Hotel gleich hinter dem Bahnhof. Nach den intensiven Reisetagen, die hinter uns liegen, spüren wir etwas die Erschöpfung und so kommt es uns gelegen, dass unser Hotel über ein Onsen direkt auf dem Dach verfügt. Dieses rituelle Baden ist im Vergleich zu unseren Thermalbädern bzw der Art wie wir Baden so viel entspannender. Es revitalisiert unseren Körper und Geist so dermassen, dass wir am nächsten Morgen superfit, motiviert und happy zur Besichtigung des Schlosses aufbrechen können.

Und wie prachtvoll es ist. Königlich thront es hoch über der Stadt, der Schlossgarten gross wie 3 Fussballfelder nebeneinander in einer Stadt der Grösse von Zürich. Man muss nur der Hauptstrasse folgen und dann steht man davor. Himeji war eine typische Schloss-Stadt. Im inneren Teil befand sich die Hauptburg. Darum herum wurden geschickt verschiedene Ringe an Stadtmauern angelegt, in denen sich die Wohn- und Amtsgebäude befinden und ganz ausserhalb, meistens am wenigsten geschützt, die Bauern mit ihren Feldern. Wir lernen über das Leben im Schloss und wie hart es während der Zeit gewesen sein muss, als das Land von Kriegsklans beherrscht wurde.

Um sich der Brutalität und den Machtkämpfen jener Zeit zu entziehen, baute man sein Reich innerhalb der Mauern. Dazu gehört der grosse japanische Garten, der ausschliesslich der Elite vorbehalten gewesen ist. Durch die Anordnung der Gebäude, Pflanzen, Wege und Gewässer wird eine Aura erzeugt, die Ruhe ausstrahlt und für unsere Wahrnehmung entspannend wirkt. Es ist Herbst und die Blätter in Millionen von Rottönen gefärbt. Wir erleben eine klassische Teezeremonie. Und müssen sagen, wenn es um Tee geht, sitze ich lieber alleine auf meinem Balkon. Immer so kompliziert alles. Die Burg Himeji ist ein wunderbarer Zeuge einer Welt, die für uns so fremd ist. Wir sind beeindruckt und spüren nicht, wie die Zeit vergeht. Wir nehmen heute noch den Zug nach Kyoto, endlich sind wir im viel gepriesenen Kyoto und sind sehr gespannt. Hier werden wir 4 Nächte bleiben und in der ehemaligen Hauptstadt nochmal tiefer in die faszinierende Geschichte dieses Landes eintauchen.

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