Yakushima Island
So gut die Japaner mit den Zügen sind, so schlecht sind sie mit den Bussen. Sogar einschlägige Reiseführer empfehlen, sich in Yakushima ein Auto zu mieten. Hier in Japan sind auch so ziemlich alle internationalen Führerscheine akzeptiert – ausser der Schweizerische. Der braucht eine zusätzliche Übersetzung auf japanisch, die wir natürlich nicht haben. Somit reduzierten sich die Möglichkeiten und wir entschieden uns, uns auf das Highlight zu konzentrieren, den Grund warum wir hergekommen sind.
Man fragt sich beim Reisen manchmal, ob es es denn wert ist, eine so lange und teure Strecke auf sich zu nehmen, wegen etwas, was man im Internet oder Reiseführer gelesen hat. Der Grund auf die abgelegene Insel Yakushima zu kommen, war einerseits, mal etwas Anderes zu sehen und andererseits der Fakt, dass das künstlerische Mastermind hinter Studio Ghibli, Hayao Miyazaki, hier Zeit in den Bergen verbrachte. Die mitgebrachten Skizzen des Waldes wurden für sein Meisterwerk „Prinzessin Mononoke“ verwendet und wer den Film gesehen hat, der weiss wovon wir sprechen. Als Abendunterhaltung führen wir uns den Film zu Gemüte, bevor wir am nächsten Morgen einen der wenigen Busse in die Shiratani Unsuikyo Schlucht nehmen, dort wo die Künstler damals die Inspiration traf. Wenn die Zeit reicht, geht’s nachher noch in eine natürliche heisse Quelle.
Als wir noch etwas schlaftrunken den Wald betreten, wissen wir sogleich, dass es die Zeit und das Geld wert war. Entlang eines steinigen Flusses führt der Pfad den Berg hoch. Wir sind inzwischen geübte Wanderer und meistern das gekonnt, weshalb wir auch bald nur noch wenige Wanderer antreffen und sonst mit dem Wald alleine sind. Der Wald ist überall grün und alles ist von Moos überwachsen. Der Weg führt über schmale Holzpfade, über Wurzeln oder direkt auf den Steinen, die während der Zeit der Samurai verlegt wurden. Je weiter wir steigen, umso mehr lassen wir den Herbst zurück und der Wald wird grüner und saftiger. Flechten hängen von den Bäumen und das immer dichtere Moos lässt den Wald genauso mystisch erscheinen, wie er im Film dargestellt ist. Es ist wunderschön. Vorbei an Zedern, von denen die ältesten hier 7000 Jahre alt sind, überqueren wir Bäche und Sarah erspäht mit ihrem Adlerauge mal wieder gekonnt ein paar Japanische Makaken, die sich in den Bäumen über dem Bach an den reifen Früchten bedienen.
Gut 5 Stunden sind wir unterwegs und die Zeit vergeht wie im Flug. Als es Zeit wird zurück zum Eingang zu gehen und den Bus ins Tal zu nehmen, stellen wir fest, dass wir leider unsere Badetücher daheim liegen gelassen haben. Entsprechend hat sich die Sache mit dem Onsen erledigt. Das war aber auch nicht schlimm. Denn anstatt 10 Erlebnisse aneinander zu reihen, haben wir das Schönste ausgiebig erforscht und vollends genossen.
Den Rest des Abends verbringen wir in einem japanischen BBQ Restaurant und mit dem Packen der Rucksäcke. Anschliessend basteln wir an Blog und Tagebuch. Wir freuen uns in Kyoto bald mal wieder länger an einem Ort zu sein. Wir sind süchtig nach Japan und wollen alles sehen und entdecken, es wäre aber auch fair, den Rucksack mal wieder in die Ecke zu schmeissen und ein paar Tage nicht anfassen zu müssen.
Einige Bilder von der Anreise und dem Strand