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Miyajima

Japanische Hochzeit auf Miyajima


 Nach diesem aufwühlenden Tag, treffen wir am nächsten Tag auf zwei Menschen, die sich das Ja-Wort geben. Bei unserem Besuch des Meerestempels auf der Insel Miyajima, haben wir per Zufall die Möglichkeit aus der Distanz einer Japanischen Hochzeit beizuwohnen. Dieser Shinto-Tempel ist einer der berühmtesten des Landes und auf Instagram bekannt, wegen dem grossen, roten Torii, dass 16 Meter aus dem Meer ragt. Wer hier heiratet ist sicherlich privilegiert. Der Mann trägt einen traditionellen schwarzen Kimono, der vergleichsweise schlicht daherkommt im Vergleich zu der Braut. Sie trägt einen weissen Kimono, der so prachtvoll ist, wie wir es noch nie gesehen haben. Die Trauung wird nach Shinto-Ritus vollzogen, eine Teezeremonie, die nach exakt vorgegebenen Regeln stattfindet, wobei sich die Familien gegenübersitzen und die Frau in die Familie des Bräutigams übergeht. Das Brautpaar ist dabei sehr jung. Männer heiraten meist nach dem 1. Jahr als Salaryman, sprich dem ersten Jahr in der Firma, oder wenn sie finanziell unabhängig sind. Frauen sind meist etwas jünger und werden danach nicht mehr arbeiten. In Japan werden noch immer 5% der Ehen arrangiert, besonders bei den Reichen und Mächtigen, wo die Eltern die Kontrolle haben wollen, wie der Stammbaum fortgesetzt wird. Es gibt viel Kritisierbares, besonders um die Position der Frau in traditionellen Familien. Doch daran denken wir heute nicht. Die Braut strahlt unfassbar glücklich unter ihrem sichtlich schweren Kleid hervor. „Kawaii, Kawaii“ rufen ihre Freundinnen ihr zu. Und Recht haben sie. Heute ist ihr Tag.

Nachdem die Trauung vollzogen wurde, trifft sich das Paar am Steg zum Hochzeitsfotoshooting. Das ist für uns der Moment weiter zu ziehen. Wir wandern durch den wochenendlichen Strom aus Stadtmenschen, die sich etwas Natur gönnen und besuchen den Daishoin Tempel. Und völlig überraschend sollte dies einer der lebendigsten und buntesten Tempel sein, den wir bislang in Japan erleben durften.

Das Interessanteste, was wir hier lernen, ist die Antwort auf die Frage, warum viele Buddha-Statuen in den Tempeln mit Mützen oder Kleidern versehen sind. Das haben wir uns schon lange gefragt. Viele davon sind selbst gestrickt. Wir lassen uns sagen, dass sich Eltern, vor allem Mütter, die ein Kind verloren haben, sich um diese Statuen kümmern. Ihnen Kleider anzuziehen und sie zu besuchen, hilft dem eigenen verlorenen Kind auf dem Weg nach dem Tod.

Der weitere Weg

Wenn wir zwei Dinge nicht beeinflussen können, dann ist es die Tageslaune und das Wetter. Wir mussten viel vorausplanen, damit wir für unser Budget noch gute Unterkünfte bekommen. Entsprechend haben wir bereits Nagasaki gebucht und geplant, bevor der Taifun letzte Woche die Sehenswürdigkeit zerstörte, wegen der wir hierherkommen wollten. Battleship Island, bekannt als die Insel des Bösewichtes bei James Bond’s Skyfall, ist für Gäste wegen Beschädigung bis auf Weiteres geschlossen. Und wieder wird uns vor Augen geführt, wie gebeutelt die Einwohner des Landes eigentlich sind. Tsunamis, Vulkanausbrüche, Atombomben und alleine dieses Jahr mehrere grosse Taifune mit hohem Zerstörungsgrad. Wir spüren auch immer wieder sehr schwache Erdbeben und merken wie abhängig hier alles von den Naturgewalten ist. Auch ein Vulkan in einem anderen Teil des Landes, den wir bewandern wollten, bleibt uns verwehrt, da die Strasse und Zugstrecke bei einem Erdbeben beschädigt wurde. Glücklicherweise haben wir uns jedoch nur mit den Folgen zu arrangieren und blieben bislang vom Direkteinfluss verschont. Jedenfalls fahren wir nun trotzdem nach Nagasaki und schauen, was wir für einen Plan B finden.

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