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Cameron Highlands

Tee-Pause


Die Situation hier in den Cameron Highlands ist speziell. In den letzten Jahren wurde der Ort von Touristen überrannt. Nicht die westlichen Touristen sind das Problem, sondern die einheimischen. „Wo früher 50 Leute am Tag durchliefen, sind es nun bis zu 5000.“, meint Satu, unser Guide heute morgen. Er ist hier als Sohn von Teebauern auf der Plantage aufgewachsen. Er ist sehr am Erhalt der Biodiversität interessiert und lässt mehr als einmal zwischen den Zeilen durchblicken, was er von seinen Landsleuten hält, die in rauen Massen wüten, die Gegend verschmutzen und im Kampf ums Selfie Kopf und Kragen riskieren. „Manchmal reissen sie Blumen aus, Orchideen, einfach fürs Foto, danach werfen sie sie weg!“ fährt er weiter. „Oder sie graben die Pflanze aus, um sie daheim in den Garten zu pflanzen... was natürlich im Tod der Pflanze endet“. Das Thema der Masseninvasion asiatischer Touristen habe ich in  diesem Artikel  bereits behandelt und gehe nicht mehr weiter darauf ein. Still stimme ich Satu zu. Für uns heisst das, das die Trails die uns interessiert hätten, wegen Abnutzung oder anhaltender Raubüberfälle geschlossen sind. Man kann zwar trotzdem durchwandern, über einen Zaun klettern, davon halten wir aber nichts. Entsprechend kommt es eigentlich fast gelegen, dass ich mich wieder krank melde und mir somit die Entscheidung abgenommen wird, welche Wanderung es denn sein soll. Es wurde die kleine Jeep Tour mit Satu, der es zusammen mir Sarah schaffte, mich wieder happy zu stimmen.

Somit besuchen wir den berühmten Nebelwald der Gegend. Nebelwälder gibt’s ab über 2000m über Meer wo die Luftfeuchtigkeit permanent hoch ist. In Guatemala bin ich mal durch einen durchgewandert bei der Besteigung des Acatenango. Hier ist alles etwas kleiner aber nicht weniger eindrücklich. Leider ohne die angepriesenen Pflanzen, die wurden ja bereits von den local Tourists gepflückt. Bei Einigen ist aber auch einfach keine Saison.

Keine Touristen, sondern Einwanderer aus Indien, Pakistan oder Nepal pflücken hier jedoch ganz legal etwas anders. Cameron Highlands ist historisch gesehen eine alte britische Hillstation wie Shimla in Indien, Ella in Sri Lanka oder (haha) St Moritz in der Schweiz. Was brauchen die Briten mindestens einmal am Tag? Richtig: Teepause. Was braucht man dazu? Tee natürlich. Was macht man, wenn man vom Empire ins tiefste Indochina geschickt wird, so ganz ohne Tee? Richtig, man pflanzt ihn dort an und wird steinreich, wie der Russel Clan, dessen Villa noch heute hoch über den Teeplantagen thront. Es muss schon ne geile Zeit gewesen sein, als man als schnurrbärtiger Brite irgendwo im Empire wurzeln schlagen konnte, die bis heute bestehen. Zudem haben wir nicht gewusst, dass eine Teebaum bis zu 200 Jahre alt werden kann oder, dass man ihn hier auf dieser Ebene alle 21 Tage ernten kann. Hab ich dich doch unterschätzt, du Tee.  

Inzwischen ist unsere Planung für die nächsten Wochen vorangeschritten. Dies war notwendig, weil wir die nächsten Tage auf einer Insel chillen werden, die über kein Internet und kaum Strom verfügt. Zudem setzt bald der Monsun ein in Südostasien, weshalb es nur fair ist, die letzten Sonnentage an einem schönen Ort zu geniessen. So musste die ganze Planung jetzt durch und ich musste nochmal in mich gehen und mich abregen und wie zu alten Tagen die Situation so annehmen wie sie kommt. Denn sie kam noch immer gut.  

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