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Kuala Lumpur

Hallo Malaysia, wir kommen.


4 Jahre ist es her, seit wir das letzte Mal hier waren. Ich muss zugeben, vom letzten Aufenthalt ist mir mehr das Treffen mit Celine geblieben als wirklich viel von Kuala Lumpur. Wir können uns noch an den Pub Crawl erinnern (definitiv besser, wie der in San Francisco) und das wir zum ersten Mal ein Escape-Room Spiel machten. Aber ansonsten konnte ich der Stadt nicht viel abhaben und hätte nicht gedacht, dass ich mal zurückkomme.

Doch diesmal passt es. Bereits das Hostel in Bukit Bintang versprüht Backpacker-Feeling mit einer Rooftopbar und dem wahrhaftig billigsten Bier der Stadt. Sarah spürt die Stadt zu Beginn mehr als ich, doch ich sollte mit der Zeit aufweichen. Denn eigentlich mag ich genau diese Art Ort. Auch wenn mich die unendlichen Palmölplantagen auf dem Weg bereits daran erinnern, wie der Staat sein Geld verdient – mit den zwei hässlichsten Ölen der Welt – dem Palm- und Erdöl. Darunter leidet die Natur und das Land wird ohne Rücksicht entsprechend umgestaltet.

Lonely Planet meint, das sich Kuala Lumpur den Charme des „wahren Asiens“ noch bewahren konnte. Dieser Eindruck kommt nicht von irgendwoher. Man versucht als Stadt zu funktionieren, man möchte die Infrastruktur und den Fortschritt aber die Ausgangslage ist meist schon so verkorkst, dass es schlussendlich im kompletten Chaos endet. Zum Beispiel gibt es hier eine Metro, eine Monorail-Bahn, Nahverbindungs- und Fernverbindungszüge sowie Busse. Da diese alle von verschiedenen Anbietern betrieben werden, gestaltet sich das umsteigen oft schwierig, geschweige denn das Finden der einzelnen Haltestellen. So verbringen wir schon bei Ankunft am Busterminal 20 Minuten damit, überhaupt die richtige Bahn herauszusuchen und wo sie denn nun fährt. Uns ist es ausserdem öfters passiert, dass uns plötzlich eine grosse Strasse den Weg blockierte, es aber keine Möglichkeit gibt, diese zu überqueren – sprich: Sackgasse. Die Stadt hat sich nun des ÖV-Problems angenommen und versucht das ganze Chaos zu beheben und anstatt es dann gleich richtig zu machen, machen sie es einfach nur ein bisschen besser. Der neue Busbahnhof der den Übergang von Bus zu Zug sicherstellt ist topmodern und absolut nützlich – wenn er nicht 15km ausserhalb der Stadt wäre und dort hin zu kommen meist länger dauert und teurer ist, als die Fahrt, die man von dort unternimmt. Aber genau dieses Chaos ist charmant und beschreibt die „asiatische Stadt“ genau so, wie man es sich eben vorstellt. Alles wuselt durcheinander und funktioniert dann eben doch. Man braucht nur etwas Geduld. Sarah hats inzwischen ganz gut raus.

Wir besuchen also mit dem ÖV die Tempel der Stadt, in der es rege zu und her geht. Mal Hindu, dann Taoistisch. Dann fahren wir mit der Bahn raus zu den Batu Caves, die bekannt sind durch die Treppen zur Höhle und der grossen Statue aus (Beton) Gold vor dem Eingang. Wir bezahlen nirgends Eintritt, denn religiöse Relikte sind kostenlos. Vorbildlich. Entsprechend verhalten wir uns so gut wir können Respektvoll und halten uns an die Regeln der verschiedenen Religionsgruppen.

Wenn es dunkel ist, werden die Dinge schöner, sagt der Ehemann, der stets spät abends nach Hause kommt. Das trifft auch auf Kuala Lumpur zu. Besonders in den Geschäftsvierteln rund um die ikonischen Petronas Towers und Bukit Bintang wird durch Neonlichter und bunte Videotafeln der Blick in die Höhe geleitet. Und Lichtspiele sind nun mal stets stimmungsvoll. Viele Malaien geniessen ihren freien Tag anlässlich des Malaysia-Days und chillen in Malls, an Happenings oder im Pub am den grossen Preis von Singapur schauen. Das tun wir im Übrigen auch und essen dazu deutsches Schnitzel und Bratwürste. Es musste mal wieder sein. Obwohl...

Die Küche Malaysias ist eine der Besten bislang auf dieser Reise. Wegen des Multikulti ist sie sehr vielseitig und mega gut. Man kann Fried Rice so oder so machen, aber die Köche hier an der Jalan Alor, der berühmtesten Food-Meile der Stadt, schreien nicht nur lauthals um ihre Gäste, sondern liefern dann auch. Wir haben nie auch nur annähernd schlecht gegessen. Was uns immer noch verwundert, wie populär hier die Durian oder auf Deutsch „Stinkefrucht“ ist. An hippen Ständen werden Spezialitäten aus der Frucht angeboten, die dann oft mit Plastikhandschuhen gegessen werden. In der Metro ist es verboten Durians mitzubringen und überhaupt, warum isst man etwas, was sooo stinkt? Nicht von Durians verschont bleiben die armen Vögel im KL Bird Park, der grössten Outdoor-Voliere der Welt. Dort zählt die Frucht zum täglichen Menü der Vögel. Das wäre definitiv etwas für meinen Vater gewesen, der immer wieder Zier- und Singvögel besass und sich allgemein gut mit Flatterviechern auskennt. Es ist ganz klar eine dieser Attraktionen, die wie all die Wachsmuseen, Dungeons und Ripleys believe it or not auf den Touri-Dollar abzielen, gibt uns jedoch eine Möglichkeit die lokale Fauna hautnah rumflattern zu erleben und uns den ein oder anderen Namen für später im Dschungel zu merken.

Bei all dem Guten, dass uns Kuala Lumpur diesmal bringt, so müssen wir unsere Reise weiter planen. Der Plan war ja ursprünglich nach Indonesien zurück zu gehen und Sumatra zu bereisen. Dieser ist nun Malaysia gewichen, das gerade mehr zu unseren Bedürfnissen passt. Trotzdem werden wir es uns nicht entgehen lassen, in Bukit Lawang nach Orang Utans Ausschau zu halten. Bei der Recherche kam dann meine alte Hassliebe wieder auf. Die asiatische Small-Time Mafia, die an Busbahnhöfen auf den weissen Touristen wartet, um ihn dann abzuziehen. Oftmals stecken sie mit den Busfahrern oder gar den Behörden unter einer Decke. Dabei hat dieses opportunistische Denken auf diesem Level noch nie irgendjemanden reich gemacht, schadet dem Image und bringt schlussendlich niemandem was. Trotzdem, wenn man Sumatra recherchiert, dann gibt es dort kaum einen Ort wo man nicht davor gewarnt wird. Darauf haben wir keine Lust und ich klappe den Laptop genervt zu, fluche laut und lege mich schlafen.

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