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Singapur

Die Löwenstadt


Ich war mir ja nie sicher, ob Singha Bier wirklich aus Singapur kommt oder ob Singapore Noodles hier wirklich existiert. Dies waren meine/unsere grossen Fragen, die wir an unserer letzten gemeinsamen Destination beantwortet haben wollten.

Singapur überfährt uns sofort. Die erste abendliche Grab-Fahrt war eines dieser kleinen Abenteuer, wo man im Eiltempo durch die von Hochhäusern gesäumte Strasse donnert, die Lichter der Stadt an einem vorbei huschen und man sich denkt, ob sich der Fahrer am Rennen nächste Woche als Favorit sieht. Wir passieren die Boxengasse, erhellt im Flutlicht, das kommende Woche das Zirkusspektakel mit dem Namen „Formel 1“ ins rechte Licht rücken wird. Aus den Boxen dröhnen Cover-Versionen von aktueller amerikanischer Popmusik, gesungen von asiatischen Künstlern oder Produkten.

Wenn Singapur eines ist, dann spektakulär. Mit offenen Mäulern entdecken wir die Gardens by the bay, ein Meisterstück der Planung. Ich sage immer wieder gerne, dass ich schon viel gesehen habe, aber dieser Ort lässt auch mir altem Hasen die Kinnlade runterfallen. Wir sollten einige Tage später dort sein, als die Supertrees zu einer trippy Lightshow inszeniert werden. Dahinter steht alles übertrumpfend das Marina Bay Sands Hotel – mit Ausblick auf den Park auf der einen und Blick zur Skyline auf der anderen Seite. Obendrauf das Ce La Vi. Eine Skybar mit Prestige – weil wir uns rausgeputzt haben, heute auch für uns.

Es sind die letzten Tage zusammen mit Stefi und Sonia. Die Beiden reisen während dieser Tage ab. 2,5 Wochen waren wir nun zusammen unterwegs und haben so einiges erlebt. Ups and Downs, Anstrengendes und Gechilltes. Es ist nicht einfach über so lange Zeit zu viert unterwegs zu sein, aber wir haben das formidabel gemeistert. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass eine Reise nur eine gute Reise ist, wenn man sie mit seinen Liebsten teilt. Und genau das haben wir gemacht. Singapur leuchtet heute für uns alleine.

Singapur hat auch eine andere Seite. Auch wenn es die reichste Stadt Asiens ist, so gibt es hier auch die ganz normalen Menschen. Dies zeigt uns ein Guide bei der Free Walking Tour durch den Stadtteil Kampung Glam. Singapurer wohnen in Hochhäusern, staatlich subventioniert, weil sonst unerschwinglich. Vom Gesetz her ethnisch durchmischt, damit sich keine Gruppierungen bilden. Trotzdem gibt es hier Chinatown, Little India oder Kampung Glam, die genauso wuseln, wie ihre Pendants daheim.

Wir erfahren, dass ein damaliger malayischer König auf seinen Reisen genau hier auf der Insel wo die Stadt heute steht, einen Löwen gesehen hat. Weil diese schon immer sehr rar waren (und heute ausgestorben) war dies ein Zeichen von Glück, womit er die Siedlung danach benannte – Singapur, die Löwenstadt. Man findet überall verteilt Reliquien der Gründer und Grossmacher wie Raffles oder den letzten Präsidenten, die Singapur zu dem gemacht haben, was es heute ist.

Es gibt kein Singha hier im Hawker-Market sondern Tiger. Aber das passt gut zum Essen in diesen Ansammlungen von Strassenküchen die teils mitten in der Stadt sind und oft länger bestehen, wie die Hochhäuser rundherum. Hier treffen sich alle Küchen Asiens und es ist möglich in diesem teuren Moloch für 3 Franken sich den Wanzt vollzuschlagen. Für mich gehören günstiges Schlafen, freies Wasser sowie günstiges Essen zu den Grundbedürfnissen, die niemals overprized sein dürfen – obwohl wir für Singapore Noodles gerne etwas mehr bezahlt hätten, doch es war auf keiner Karte zu finden.

Apropos overprized: Wir liessen es uns nicht nehmen, an der berühmten Orchard Road einzukaufen. Hier trifft sich die wohl grösste Ansammlung an Malls in dieser Hemisphäre. Jeder grosse Name ist hier vertreten und dass hier Geld vorhanden ist, merkt man auch am Formel 1 Souvenir-Stand, der hässliche mit Sponsoren vollgepappte Baselballmützen und hässliche Polos für 40.-/80.- CHF verkauft. Die Formel 1 müsste MICH bezahlen, damit ich sowas trage. Nichtsdestotrotz nutzen wir den westlichen Standard und decken uns mit dem ein oder anderen Schuh, Kleid, Hose und Unterhosen mit Halterung ein.

Für Sarah und mich geht’s nun weiter. Wir sind nun wieder zu zweit und es braucht ein paar Momente das zu checken. Der eigentliche Plan war es, nach Indonesien zurückzugehen und noch etwas Zeit im Dschungel zu verbringen. Jedoch spielt weder das Wetter noch die Lust mit und wir beschliessen noch etwas in der Zivilisation zu bleiben und dem nördlichen Nachbarn Malaysia einen kurzen Besuch abzustatten. Singapur hat uns wieder an den höheren Standard gewöhnt.

Wir kommen zum Schluss, dass Singha Bier weder aus Singapur noch aus Malaysia, sondern aus Thailand kommt und nichts anderes heisst als Löwenbräu (Wie diese Pfütze aus Zürich) und Singapore Noodles nichts anderes zu sein scheint, als eine exotische Bezeichnung auf Menükarten ausserhalb Singapurs.

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