An die Grenzen
(by Sarah) Das ich körperlich nicht sonderlich fit bin, ist kein Geheimnis. Ein schon lange gehegter Traum von Luki war es einen Vulkan zu besteigen. Und zwar nicht irgendeinen sondern den heute noch aktiven Mount Bromo. Da konnte und wollte ich nicht nein sagen. Alleine wollten wir uns dies aber nicht antun und Stefi und Sonia mussten auch daran glauben. Zusätzlich holten wir noch 2, wie sich herausstellen sollte super-goldige, Indonesier ins Boot, die als Guide und Fahrer fungierten.
Der erste Tag unsere Tour ist der gemütlichste, der uns mit der Fähre von Bali nach Java führt und dort vom Hafen in unsere Unterkunft. Gleich nach der Fähre nehmen uns unsere Guides für die nächsten Tage in Empfang: es sind Fendi, unser Fahrer mit Eiern aus Stahl (die es beim indonesischen Verkehr definitiv braucht) und Sony, unser gutaufgelegter Guide mit dem ansteckenden Lachen. Unser Hotel liegt malerisch und luxuriöser als gedacht in Mitten von saftig grünen Reisfeldern. Hier sollen wir früh ins Bett und uns gut ausruhen, der Wecker klingelt schliesslich um 0.00 Uhr wieder. Frühschichtfeeling macht sich breit.
Nach einer 45-minütigen Autofahrt erreichen wir den Fuss des 2700 Meter hohen Mount Ijen. Sony ist auch zu dieser unmenschlichen Stunde (es ist jetzt 1.30 Uhr) bei bester Laune und erklärt uns: der Marsch dauert 1,5h und es geht 3 Kilometer den Berg rauf...phuu. Danach ist es aber noch nicht vollbracht, als kleines Goodie geht es noch 800 Meter in den Krater hinein. Dort dürfen wir dann endlich das bekannte „Blue Fire“ des Mount Ijen bewundern. Auch hier erklärt Sony eifrig, dass das blaue Feuer vom Sulfat kommt, das hier abgebaut wird bzw werden muss. Es sind widrige Arbeitsbedingungen in giftigen Dämpfen und die Arbeiter, die bis zu 75kg vom gelben Mineral für einen lächerlichen Lohn den Berg hochstemmen, lassen uns vor Ehrfurcht erzittern. Apropos erzittern: es sind windig kalte 7 Grad da oben, eine Kälte, die wir uns nach so viel Sommer nicht mehr gewohnt sind. Unsere Wollmützen und unser kleiner Sonnenschein Sony heben unsere Moral aber im richtigen Moment immer wieder an. Als Entschädigung für die Strapazen dürfen wir nachdem die Sonne endlich Licht in unser Dunkel gebracht hat, eine Aussicht bewundern, die uns schier nochmal umhaut.
Wieder zurück bei unserem Auto sind wir alle mächtig stolz. Und mächtig kaputt. Die Weiterfahrt verläuft denn auch hauptsächlich schlafend, sind es doch noch 5h Fahrt quer über die Insel Java bis zu unserer Unterkunft für die zweite Nacht am Fusse des Mount Bromo. Alle schlafen wir, bis auf unser fleissiger Guide, der die Zeit nutzt uns ein Erinnerungsvideo zusammenzuschneiden.
Müde und noch von der Kälte des Mount Ijen gezeichnet, kommen wir also in unserer traditionellen Unterkunft an. Leider gehört es hier nicht zur Tradition Heizungen einzubauen, was uns eine eher fröstelnde Nacht beschert. Froh sind wir dennoch nicht, als der Wecker um 2.00 Uhr klingelt.
Heute darf unser Fahrer länger schlafen, denn wir nehmen den 4x4 Jeep mit einem Spezialisten als Fahrer. Das ist auch bitter nötig, denn ich möchte nicht soweit gehen die Piste aus Sand und Asche Strasse zu nennen. Erster Programmpunkt heute: Sonnenaufgang schauen. Diese fand ich schon immer schön, dank meiner Langschläfernatur bleiben sie mir aber meist vergönnt. Aber wenn dann schon richtig sage ich mir, mit Blick auf den Mount Bromo. Es ist wiederum bitterkalt, noch bitterkälter als gestern. Wir laufen möglichst umständlich zum KingKongHill, damit wir während dem Spektakel nicht einfrieren. Auch hier hat sich das frühe Aufstehen gelohnt, die Sonne und der Bromo zeigen sich von ihrer besten Seite und wir sind happy.
Zweiter Stop ist der Mount Bromo itself. Spektakulärerweise kann man bis auf den Kraterrand steigen und hineingucken. Da ich noch nie in einen Vulkan geschaut habe, ein Must. Unsere Knochen sind noch etwas müde von gestern und so entscheiden wir uns für die faule Variante. Ob die Pferde, die uns tragen, glücklich mit dieser Entscheidung sind, wissen wir nicht. Wir fühlen uns in die Zeiten des Ponyreitens zurückversetzt, also auf zu den Pferden!
Das ein Vulkan, der raucht auch so einen Lärm macht, hätte ich nicht gedacht. Umso ehrfürchtiger schauen wir in den riesigen, gelblich gefärbten Krater und lauschen den grollenden Geräuschen. Die Aussicht vom Kraterrand aufs Hochplateau ist einmal mehr wie aus dem Bilderbuch geschnitten und jetzt, da uns die Sonne in die Gesichter scheint, saugen wir all die tollen Eindrücke dieser Tour nochmals in uns auf.
So wie uns diese Reise an unsere Grenzen gebracht hat, so hart ist es dann auch in Surabaya uns von Sony zu verabschieden, hat er sich mit seiner aufgestellten, offenen Art doch in unsere Herzen geschlichen. Wir wünschen dem ambitionierten 23-Jährigen nur das Beste für seine Zukunft, man sieht sich ja bekanntlich immer zweimal im Leben, so we will see. Schweren Herzens, aber mit Eindrücken und Bildern im Gepäck, die ich mir nicht hätte erträumen können, steigen wir nun in den Zug nach Yogyakarta, unser letzter Halt (for now) in Indonesien.