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Bali

Bali geht immer


Willkommen zurück in Asien. Hach, was haben wir es vermisst. Nach gut einem Monat Nordamerika brauchen wir Urlaub. Und wo machen wir das besser, als dort wo unsere erste gemeinsame Reise krankheitsbedingt abrupt aufhörte, damals vor 4 Jahren. Dazu gesellen sich Stefi und Sonia, ehemalige Arbeitskollegen von Sarah, jetzt dicke Freunde. Es sollte ein bisschen dauern, bis wir alle beisammen waren. Unser Flug war verspätet und wir mussten eine Nacht in Hong Kong zubringen. Doch am Ende kam alles gut.

Surfen in Uluwatu

Der Titel mag etwas misleading sein, denn eigentlich ist nur Stefi gesurft. Die anderen zogen es vor, den Jetlag wegzuschlafen. Nichtsdestotrotz gefällt uns der Vibe dieses Ortes. In den steilen, felsigen Klippen herrscht ein Gewirr aus Häusern, Strandbeizen und Surfschulen. Der wenige Platz am Strand lässt die Erbauer kreativ werden und somit wirkt alles sehr intim und deshalb gemütlich. Mit dem Scooter besuchen wir den Tempel von Uluwatu, der uns von Chinesen überrannt komplett abturnt, was wir aber beim Sonnenuntergang am Dreamland Beach wieder komplett vergessen.

Krise in Lombok

Seit wir angekommen sind, haben wir zwei grössere Erdbeben gespürt. Diese gehören zur Serie derjenigen, die in den letzten Wochen die Nachbarinsel Lombok und das Backpackerparadies der Gili Inseln komplett zerstört haben. Die Buchungen in Indonesien sind um einen Drittel eingebrochen, weil der Tourist mal wieder meint, nur weil es am einen Ort rüttelt, es an der 6 Flugstunden entfernten anderen Ecke des Landes auch gefährlich ist. Dabei brauchen die Leute hier genau jetzt das Geld. Ich verstehe, dass man jetzt nicht nach Lombok möchte, das macht auch keinen Sinn, aber Bali ist komplett unbeschädigt und allgemein ein ganz anderes, stabileres Pflaster. Ausgeschlossen natürlich die persönlichen Schicksale, wo ich den Betroffenen alle meine Kraft schicke. Aber eben, wir kriegen von der Sache nur am Rande was mit, wenn ein Hilfskonvoi durch die schmalen Hauptstrassen Balis scheppert, um benötigte Güter zur Fähre zu bringen. Ein anderer Vorteil jetzt hier zu sein: weniger Touristen. Trotzdem ist es überraschend, wie viele davon es in Ubud gibt.

Ubud heute

Das ehemals ruhige Bergdorf ist zur Yoga- und Selbstinszenierungshauptstadt der Welt geworden. Wenn Starbucks in die Stadt kommt, dann heisst das meistens, dass es vorbei ist mit der Ruhe. Dies hat jedoch zum Vorteil, dass sich die gefuxten Balinesen nicht zu schade sind, dem Instagram-Möchtegern-Influencer-Hipster das zu geben, was er braucht – gutes (und gutaussehendes) Essen. Und das geniessen wir sehr. Wir belassen es dabei zum Shoppen und Essen in die Stadt (nicht Dorf) zu fahren und geniessen die Ruhe im 4km weiter westlich gelegenen Vorort, wo die Geräusche der verstopften Hauptstrasse denen des Regenwaldes weichen. Man muss sich das so vorstellen, dass hier Häuser in den Dschungel gebaut worden sind, der sich bei etwas Unachtsamkeit alles zurückholt. Eine Steinstatue wird bald von Moos befallen, daraus wachsen Farne und Efeu, die mit den Blumen und grossblättrigen Dschungelpflanzen wohl kein malerischeres Bild ergeben könnte. Ich liebe diese Natur.

Fremde und Locals

Es ist schon krass, wie sich Bali touristisch immer wieder neu erfindet. Als wir das letzte Mal hier waren, interessierte Instagram die breite Masse noch nicht so wie heute. Die Gäste waren irgendwie normal und man freute sich auf die ein oder andere Backpackerstory. Wenn ich heute in die Strassen schaue, dann sehe ich viele Menschen, die mir auf Grund ihrer Attitüde bereits auf die Eier gehen. Du merkst es an der Körpersprache und am Aussehen der Mädels, wie sie auf Likefang sind und alle die armen Insta-Boyfriends die nichts anderes machen (müssen), als mit ihrer Fotokunst ihre Freundin von der Masse abheben um dann genau darin zu versinken. Was dann aber richtig bemerkenswert ist, wie das die Balinesen erkannt haben und ihren Tourismus entsprechend anpassen. Überall im Land gibt es Angebote, die nur dazu dienen, das perfekte Bild zu schiessen – beispielsweise Bali Swing, eine Schaukel über dem Regenwald. Das Bild als würde man über den Dschungel schaukeln – In echt: 10 Schaukeln nebeneinander, einmal swingen mit Foto, 10 Dollar. Nice. Was die Balinesen von den Insta-Touris unterscheidet, ist ihr inniges Lächeln dabei, das im Gegensatz zu den volllippigen Insta-Zombies zu 100% echt ist.

Was uns dann aber doch erstaunte, so tolerant man gegenüber den Gästen ist, so strikt ist man mit seinen eigenen Regeln. Eine der allgegenwärtigsten nennt sich „Cuntaka“ und betrifft die Regeln zum Einlass in einen Tempel/Heiligtum. Dieser Balinesische Brauch besagt, dass Frauen, die menstruieren, Menschen bei denen Körperflüssigkeiten austreten oder offene Wunden haben oder in einem mental schwachen Zustand sind, der Einlass verweigert wird. Mir scheint als ist hier der Tempel im Gegensatz zur Kirche keine Zuflucht sondern ein Ort der Reinheit, der die Gläubigen dazu motiviert für sich selbst in reinem Zustand zu sein (ausser natürlich die Mens-Sache, die ist crazy) und nicht wie das Christentum erst die Scherben aufliesst. Ein Thema für Diskussionen.

Wir auf Bali

Sarah, Stefi, Sonia und ich sind hier um eine gute Zeit zu haben und der Freundschaft zu frönen. Wir schlafen nicht in Hotels sondern mieten uns über Airbnb ganze Häuser, die zusammen nicht mehr kosten als ein Hotelzimmer und geniessen die Privatsphäre am eigenen Pool. Von Uluwatu geht’s nördlich nach Ubud und von dort aus weiter nach Pemuteran, wo wir jetzt gerade sind. Während in Ubud noch der Nebel hing, scheint hier die Sonne, es gibt kaum Touristen und der nahe liegende Taman National Park bietet uns das wohl beste Schnorcheln und Tauchen der letzten Jahre mit Ausblick auf die Vulkane des benachbarten Javas #omg. Allgemein lässt sich hier alles ganz einfach organisieren, weil praktisch jeder hier ein Tour Operator ist und die Qualität ist bislang ohne Fehl und Tadel. Gesundheitlich geht’s uns gut. Mal ein bisschen zu viel Sonne, etwas zu wenig Wasser, mal etwas Bali Belly, mal hier und dort ein Kratzer. Aber das gehört dazu. Die Mädels sind happy und ich bin tiefenentspannt. Ich kann stundenlang aufs Meer hinaussehen, ohne dass mich das Handy juckt oder ich das Gefühl bekomme, irgendwas zu verpassen. Kompletter Detox von der Konnektivität. Manchmal bin ich so entspannt, dass die Mädels sich fragen, ob denn alles gut ist. Ja das ist es. Sehr sogar. Nun steht unsere Weiterreise gen Yogyakarta an. In den nächsten Tagen werden wir mit Bus, zu Fuss und mit Zug unterwegs sein und dabei, wenn alles klappt, die berühmten Vulkane Ijen und Bromo besuchen.

Nach unserer Zeit hier auf der Insel bleibt zu sagen, Bali: Das geht in Zukunft immer. Denn die Balinesen haben hier etwas geschaffen, in dem wir uns sehr wohl fühlen. Damit steht Thailand nicht mehr alleine auf der „geht immer“ – Liste und wir können den Ort jedem empfehlen, der einen sanften und sicheren Einstieg für Asien erleben möchte.

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