Portland – San Francisco Roadtrip Day 2
Die Nacht im Zelt war zwar kalt, wir haben aber gut und viel geschlafen. Elche gab es keine aber am liebsten wären wir nochmals in die Quellen gestiegen, aber die Zeit ist knapp und wir haben eine grosse Strecke vor uns. Als Tagesziel setzen wir uns Trinidad, nicht das Land, nein der Küstenort in Kalifornien, ca. 6h Fahrt von hier. Dort soll es die grössten Bäume der Welt geben.
Das Gute am eigenen Auto ist nicht nur die Freiheit, sondern auch die Freiheit das Zelt einfach unverpackt in den Kofferraum zu schmeissen. Die Spiegel eignen sich zudem perfekt zum kontrollieren der Frisur und der Feststellung, dass diese überhaupt nicht sitzt und der Bart bereits in alle Himmelsrichtungen zaust. So soll ein Backpacker aussehen.
Nach einigen Kilometern Fahrt meldet sich unser Auto. Ein Lämpchen blinkt. Und ihr wisst was das heisst... nein? Wir auch nicht. Aber dafür gibt’s ja die Bedienungsanleitung und die zu studieren ist des Beifahrers Aufgabe. Ich blättere durch den 500 Seiten Wälzer. Zu wenig Reifendruck. Wir halten an und kontrollieren... finden wir nicht! Und wenn auch, was können wir tun? Wir schauen an der nächsten Tankstelle... by the way, wann kommt die? Wär’ schön wenn bald, damit Sarah mich nicht durch Oregon schieben muss...
Auf halbem Weg zum leeren Tank fahren wir an einem der schönsten Orte vorbei, den wir auf dieser Reise gesehen haben. Dem Crater Lake National Park. Wo früher ein Vulkan stand, den man von der Form mit dem Mt. Fuji in Japan vergleichen kann, ist heute ein riesiger Vulkansee mit einem Durchmesse von ca 10x8 Kilometern. Nach einem gewaltigen Ausbruch ist der ganze Berg in sich zusammengefallen. Schon beim Mount Helen haben wir uns versucht vorzustellen, wie es ist, wenn ein riesiger Berg explodiert und hier muss es ja sowas von gewütet haben. Der Ausblick von der Kante des Kraters ist passend bombastisch. Dabei werden wir umwuselt von Murmeltieren und Chipmunks, die ohne jegliche Angst, an Sarahs Beinen vorbei huschen. Auch hier war die Sicht durch den Nebel beschränkt, was aber noch mehr zur mystischen Stimmung beitrug.
Doch nun musste Benzin her. Auf der Karte entdecken wir eine Siedlung mit dem Namen „Prospect“. Die waren nun unser „Prospect for having Gasoline“. Das dieses Unternehmen mit Erfolg gekrönt sein wird, hätten wir uns ja denken können. Wir sind hier schliesslich in der USA wo sie dir das Zeug nachwerfen. 25 Liter für 20 Fr. Prost. Und zudem unsere erste, richtige Redneck Gemeinde.
Sarah ist langsam erschöpft, die Fahrt zieht sich. Somit ist es gut, dass wir nun in Kalifornien sind. Als wir nach einer grossen Flachebene wieder in einen Wald kommen, fällt uns erst kaum auf, dass die Bäume immer grösser werden. Zu sehr sind wir ins Hörspiel vertieft. Bis plötzlich die Autos auf der Seite der Strasse stehen und wir uns fragen, ob’s hier was gratis gibt? Und das gab es tatsächlich... hier sind sie. Die berühmten Baumriesen vom Redwood Forrest Nationalpark. 600 Jahre alt? Ein Klacks. 5 Meter Durchmesser? Easy. 100 Meter hoch? Locker! Und plötzlich fühlt es sich an, als stünde man mitten im Jurassic Park oder bei „Liebling, ich hab die Kinder geschrumpft“ (Ich weiss, ich bin ein 80ies child). Man fühlt sich schlichtweg nur klein im Gegensatz zu diesen Giganten.
So ein Gefühl gibt’s nicht oft, dass man vor Ehrfurcht vor der Natur in die Knie gehen möchte, weil man sie so grandios vorgeführt bekommt. Wo einen die Ehrfurcht überfährt wie beim zusammengestürzten Vulkan und gigantischen Bäumen. Ich habe viel erlebt und viel gefühlt, aber dies war einzigartig und das realisiere ich erst jetzt beim schreiben dieser Zeilen.