Keep Portland weird
Auf unserem Weg südwärts nach Portland, Oregon gibt es eine Konstante. Der Nebel der Waldbrände begleitet uns und mein Handy schickt mir Googles Warnungen für nicht zureichende Luftqualität. Ich wusste nicht, dass Google sowas kann, muss aber zugeben, es hat schon ziemlich recht. Dies ist wirklich schlimm. Nicht, weil die Locals uns teilweise leicht beschämt sagen, dass wir nicht um diese Zeit hätten kommen sollen, sondern weil eben genau diese Locals in diesem Smog leben müssen. Die Luftqualität sei vergleichbar mit Beijing im Sommer und somit nachhaltig schädigend. Wir hören eine Geschichte, von einem Paar, dass wir an einer Raststätte treffen, dass sie vielleicht wegziehen müssen, weil sie Atemprobleme bekommen hat. Waldbrände seien normal. Jedoch sei jetzt schon 2 Jahren in Folge die Gefahr so gross, dass er ein Gewitter zwar herbeisehnt wegen der willkommenen Abkühlung, dann aber in den Clinch kommt weil die mitkommenden Blitze die Auslöser eben dieser Brände sind.
Somit fahren wir im stetigen Nebel durch den mystisch wirkenden Wald von Oregon. Ich habe wohl ein bisschen zu viel Walking Dead geschaut, das auch hier gedreht wurde, aber die Wälder am Strassenrand sind so dicht, dass zu jeder Zeit ein Zombie rausstürzen könnte und es würde nicht überraschen. Unser Etappenziel ist der Mt. Helene. Dieser Berg ist ein Teil der Vulkankette, die sich von Nord und Süd durch die Staaten zieht, schön entlang dem Pazifischen Feuerring. Er ist bekannt dafür, dass er als einst Mustervulkan mit spitzer Spitze nach einem Ausbruch in sich zusammengefallen ist. Schön und gut, wenn man durch den Rauch etwas sehen würde.
Mt St. Helene, ganz da hinten!
Wir sind ja nur als Gäste hier und ziehen bald weiter, aber Portland macht es uns schwer, weil es uns hier sofort gefällt. „Keep Portland weird“ ist das Motto und es startet sogleich bei unserer Ankunft im Airbnb. Weit aussen gelegen, erwartet uns eine sympathische Catlady in ihrem kleinen Häuschen. Sympathisch aber halt doch Catlady.
Wir spüren gleich das Portland anders ist. Es hat keine grossen Sehenswürdigkeiten wie Seattle, sondern Portland ist einfach Portland. Erik von Eriks Free Walking Tours macht uns das beim Spaziergang klar. Er zeigt uns den kleinsten Park der Welt (ein Bäumchen auf einem Fussgängerübergang) und erzählt uns viel Seriöses über die Gründung der Stadt. Was mich an Portland besonders fasziniert ist die Gründung der Stadt. Das Land war unbesiedelt und gehörte zwei Entdeckern. Diese wollten nicht alleine sein und warben in der Zeitung im Westen des Landes gross mit: „Kommt nach Portland, die neue Stadt! – Gratis Land für jeden der kommt.“ Zu schön um wahr zu sein. Und zu gut, dass dem Aufruf tausende Menschen folgten, worauf der berühmte Oregon-Trail entstand. Menschen mit all ihrem Hab und Gut marschierten 8 Monate lang an die Westküste, viele schafften es nicht, um dann festzustellen, dass sie sich das gelobte Land erst noch selber bauen müssen. Das versprochene Land gabs zwar wirklich, jedoch stand da noch keine Stadt, sondern nur riesige Bäume, die noch abgeholzt werden mussten. Ich wäre tot umgefallen (falls ich den Trail überhaupt geschafft hätte).
Zu den weiteren Highlights sind die 750 Food Carts, die überall in der Stadt rumstehen. Erik weiht uns ein in die Weirdness der Stadt aber wir haben noch nicht gefrühstückt und hören nur noch Food Carts, Food Carts. Gleich nach der Tour stürzten wir uns auf das grösste Streetfood angebot Amerikas. Es war dann nicht einfach sich für einen zu entscheiden. Man hatt ja nur einen Hunger aufs Mal. Die Wahl fiel aufs Amerikanische Nationalgericht Maccaroni mit ganz viel Käse. Entsprechend tief viel ich dann ins Foodkoma und hätte mich am liebsten gleich schlafen gelegt. Sarah schaffte es dann aber mich in Powell’s Bookshop zu ziehen, der einer der Grössten sein soll im ganzen Land. Dort wache ich beim Anblick der Travel-Sektion mit glänzigen Augen auf und kaufe mir ein Buch über Japan und Robinson Crusoe für die Hängematte in Asien. Für Sarah gabs etwas über Kannibalen. Dies genossen wir (ungestört) im Park am Columbia River. Ungestört weil hier, im Gegensatz zu Seattle, einiges mehr an Respekt zwischen den Menschen der Strasse und dem Rest gilt. Ich spüre auch hier, dass viele crazy gegangen sind, aber wir sehen auch zum ersten Mal Bettler, die sich nicht aufgeben und mit kreativen Ideen über Wasser halten. (Steine mit Smilies bemalen und für eine „Spende“ den Leuten schenken). Portland ist anders. Portland ist durchs Band angenehm.