The Emerald City
Hier sind wir nun, Seattle. Benannt nach dem damaligen Chief der Indianer hier in der Gegend. Er hat mit dem weissen Mann nicht so viel am Hut gehabt und warum man dann die Stadt nach ihm benannt, ohne sein Volk miteinzubeziehen, ist mir ein Rätsel. Allgemein wird hier die Geschichte der Stadt hochgehalten. Am Pioneer Square hören wir Geschichten von den Gründern Seattles und wie sie ja sowas von keinen Plan hatten, wie man eine Stadt baut. Es kommt mir eher wie einer dieser Dönerläden vor, ihn denen man ausdrücklich ohne Tomaten dafür mit Scharf und Cocktailsauce bestellt, dann aber viele Tomaten, ohne Scharf und mit Joghurtsauce in der Hand hält.
Die Kanalisationen waren so tief gebaut, dass jedes Mal, wenn die Flut eintritt, der Überdruck die Toiletten explodieren liess. Wehe dem, der dann auf dem Topf sass
Die ganze Stadt wurde aus Holz gebaut. Die Ganze. So dass sie im grossen Brand 1889 ohne Probleme komplett abbrannte
Anstatt alles wie gehabt neu zu bauen, hob man die ganze Stadt 1 Stock an. Sprich die Strassen sind nun im 1. Stock und der Parterre ist unter der Erde. Somit konnte auch gerade die Kanalisation hochverlegt werden. Die Scheiss Zeit war vorbei.
Wir empfinden die Stadt Seattle an unserem Tag als sehr vielseitig. Vom modernen, neuen Teil zu den herzigen Quartieren, gibt es dann wieder Ecken die extrem schäbig daher kommen. Das Ganze beisst sich an der Waterfront, die mit ihren Piers Touristen, wie Einheimische anzieht und wo gleich nebenan die Obdachlosen im Park anzutreffen sind.
Was für uns Europäer noch immer ein ungewohntes Bild ist, sind die vielen Menschen, die vom Glück nicht so gepriesen sind und auf der Strasse leben. Hier in Seattle fällt das besonders auf, weil es einfach in allen Strassen nur so wimmelt. Das ist ja soweit okay, wenn mir jedoch andauernd auf tiefstem Niveau nachgeschrien wird, macht mich das erstens nicht gerade spendierfreudiger und man fühlt sich eher unsicher in den Strassen. Wir müssen so unsere Gehrouten gut planen und versuchen unübersichtliche, dunkle Strassen zu vermeiden.
Das ist sehr schade, denn die Stadt gibt sich Mühe und ist auch echt cool. Im Museum of Popculture, kurz MoPop, das im selben Park wie die markante Space Needle steht, wird auf Bands wie Nirvana oder Pearl Jam zurück geblickt. Bands die aus dem Nichts kamen und den Markt revolutionierten. Irgendwie hat Seattle dieses Flair noch immer. Das Individuum ohne Glück träumt vom Phönix aus der Asche.
Die Stadt ist heute in einen Schleider von Rauch gehüllt, der von den Waldbränden stammend, die gemischte Stimmung unterstützt. Doch Sarah und ich sind stolz und happy. Beinahe 20km (Wie viel ist das in Meilen?...) sind wir gelaufen und haben dadurch einige Ecken in uns aufsaugen können. Uns geht es super und es war gut hier, aber jetzt geht es dann weiter mit unserem Roadtrip gegen Süden. Morgen holen wir das Auto vom Flughafen und dann ab nach Portland, Oregon.
In den USA sind gerade Schulferien. Dies treibt die Preise für Unterkünfte in die Höhe. Bei unserer Recherche in San Francisco zum Beispiel, gibt es kein einziges Hostelbett mehr. Die wenigen buchbaren Hotels, die nicht über 400 CHF die Nacht kosten, haben eine Bewertung von unter 5.5. und kosten noch immer 100 CHF die Nacht. Wir werden sehen, ob uns dann auch die Toilette hochkommt. :D