Entspanntes Vancouver
„Ist es okay für euch, wenn wir morgen alle zusammen mit der Latino-Community zum Harrison Lake fahren?“ fragen uns Nina und Eduardo gleich nach der Ankunft am Flughafen von Vancouver. Natürlich ist das okay und um ehrlich zu sein, genau das was wir uns wünschten. Etwas unternehmen mit coolen Menschen und selber keine Pläne schmieden müssen, das passt uns perfekt. Wir lassen den Abend mit ein paar Bierchen daheim ausklingen. Wir realisieren erst jetzt, dass wir wieder 4.5 Stunden Zeitverschiebung haben zu St. Johns und wir hier um 2 Uhr oder nach St Johns Zeit um 6.30 morgens ins Bett fallen.
Entsprechend passt es uns wunderbar, mit unseren Gastgebern einen chilligen Tag am Harrison Lake zu verbringen. Die Fahrt führte erstmal durch die Stadt, dann raus in die Natur, östlich der US-Grenze entlang. Dort angekommen, stellen wir schnell fest, dass wir mit unserer Latino Crew nicht die einzige Kulturgruppe sind. So praktisch jede in Vancouver vertretene Kulturgruppe ist am See anzutreffen, wobei die Weissen beinahe in der Minderheit sind. Es wird hier jeder toleriert, einzig etwas mehr durchmischen dürfte man sich. Manchmal wünsche ich mir ja schon eine etwas dunklere Haut, denn mal wieder habe ich meinen weissen Hintern in der Sonne verbrannt.
Harrisson Lake
Nina und Sarah kennen sich aus der Grundschule. Nina hatte schon immer ein Flair für Vancouver, weshalb sie hier immer wieder aufschlug und versuchte Wurzeln zu schlagen. Dies ist ihr zusammen mit Eduardo, einem super Typen aus Mexico City gelungen. Sie haben eine charmante Wohnung, gut gelegen mit genügend Platz für uns alle. Von hier aus erkunden wir die Stadt.
Diese erstaunt mich sehr. Sie ist top modern, nichts sieht irgendwie alt aus wobei die Skyscraper alle ihren eigenen Stil haben, der ins Stadtbild passt. Vieles ist viktorianisch und nichts scheint irgendwie nicht rein zu passen. Kränzchen für die Raumplaner. Vancouver liegt einerseits am Meer und ist geschützt von Vancouver Island und auf der anderen Seite liegen die Berge mit dem berühmten Skiort Whistler. Man spürt, dass hier die Olympischen Spiele nachhaltig genutzt wurden. Alles wurde weitergenutzt und ins Stadtbild integriert. Es gibt einen funktionierenden ÖV, viele Fussgängerzonen und es ist sauber fast wie daheim.
Wir verpassen nur knapp die Pride, es fällt uns jedoch auf, wie sehr die Stadt diesen Event feiert. Überall Regenbögen, während in Zürich nach der Parade alles verschwunden war, als hätte sie nicht stattgefunden. Allgemein ist hier Toleranz wichtig. Dies spüren wir auch am Wreck Beach, dem „Clothing Optional“ Strand der Stadt. Hier muss niemand, aber jeder kann. Sprich sei nackt oder nicht, mir doch egal. Und um genau das geht’s. Mach was du willst, solange du tolerierst, was die anderen tun.
Ich kann nun verstehen, wie es viele Schweizer hier hin zieht. Wenn Vancouver etwas ist, dann lebenswert. Man muss natürlich damit klar kommen, dass es sehr multikulturell ist, aber wenn man hier her kommt, dann ist man ja selbst fremd und wird ein Teil dieser Symbiose, die ein tolles Ganzes ergibt. Mit seinen Ups and Downs, wie sie jeder Ort der Welt hat. Diese entspannten Tage haben uns gut getan, in einem entspannten Rhythmus ohne etwas zu verpassen.
Unser nächster Flug geht am 24. August von San Francisco ins asiatische Bali. Bis dorthin ist noch eine Menge Zeit und viele Orte zu entdecken. Als nächstes steht Seattle auf dem Programm. Die Zeit bis dahin werden wir mit den Freunden von Nina und Eduardo auf eine Insel vor Vancouver Island campen gehen. Es ist super, hier Leute zu kennen, denn diese Orte, die kein Reiseführer kennt, würden uns sonst verschlossen bleiben.