top of page
New York

Dem Traum entgegen


New York fühlt sich erneut so wuchtig an, dass es mich fast erschlägt. Ich schaue nach oben und drehe mich rücklings im Kreis, damit ich alles sehen kann. So hoch sind die Häuser und die gotischen Figuren, Steinmetzarbeiten und sonstige Verzierungen, wie nur New York sie hat.

Zum ersten Mal überhaupt gehe ich auf den Ground Zero. Diesen allen New Yorker heiligen Ort an denen sie ihre Helden und Opfer gedenken. Dass man als Tourist mal wieder seinen Pass dabei haben muss, geht mir gegen den Kragen und ich lasse das Museum aus und schaue mir die neuen Türme an. In meiner Wunschvorstellung hätte man ein Haus wie das Crysler Building gebaut, so richtig im alten Stil. Warum Business auch immer nur Stahl und Glas sein muss, werde ich nie verstehen, wobei der Twist zwischen Zeitgemäss und Moderne gut getroffen wurde.

Ein weiteres Merkmahl, dass der Stadt ihr Aussehen verleiht sind die kolossalen Brücken, die Manhattan mit Brooklyn verbinden. Zu Fuss begehbar, sind sie perfekt für einen Blick auf beide Stadtteile. Ich glaube nirgends kriegt man so einen tollen Eindruck, wie gross alles ist, wie von da aus. Ich musste einfach drüber laufen - und wieder zurück. Nur auf dem Crysler Building gibt es mehr zu sehen aber halt anders, weil von oben. Hach, oben. Das erinnert mich mit einem Schlag daran, dass ich ja schon in wenigen Stunden fliege und ich schaue auf die Uhr. Ach du Scheisse, schon 4 Uhr! Ich wollte doch noch einkaufen und ich habe mich einfach die Zeit vergessen. Dann muss ich wohl weiterhin mit meinen Schäbigen Kleidern rumlaufen.

Apropos: Und wieder blieb das Prunkstück an Jacke im Rucksack: Diesmal aber weil es Violette verdient hat, noch einmal durch New York getragen zu werden. Sentimental werde ich sie am späteren Abend einem Obdachlosen in der U-Bahn überlassen, der anstelle des erfragten Dollars in der Tasche nun plötzlich eine neue Jacke auf seinen Schultern trägt.

Was, wenn ich den Flug verpasse? Das wäre eine Katasptrophe, die mit derer letzten Dezember an genau gleicher Stelle zu vergleichen wäre. Ich sage dem in seinen Comics vertieften Guido noch kurz Tschüss und stresse zurück zur U-Bahn. Während die Transportgesellschaften bis zu 50 und Taxis noch mehr bis an den Flughafen häuschen, fährt einem die U-Bahn ebenso hin - für 8 Dollar. Ist das nich super? Würde sie nur nicht so lange brauchen.

Mit tropft inzwischen schon der Angstschweiss - oder ist es dass ich zum ersten Mal die neue Jacke trage? - Und wäre der nette Mann nicht gewesen, der mit seinem Hispanic Akzent mir erklärte, dass dieser Zug nicht an den Flughafen fährt, sondern kurz vorher abzweigt, hätte ich es nicht geschafft. Eine Stunde war definitiv zu wenig um einmal quer durch die Stadt zu fahren. So wichtig war es mir noch nie einen Flug zu erwischen.

Wie sehr ich gestresst war, merke ich, als von meinem Big Mac Menü im Terminal nach 2 Minuten nur noch Krümel da liegen.

Oder ist es die Nervösität? Endlich, nach all den Jahren und einem missglückten Versuch kehre ich an den Ausgangspunkt meiner Liebe zum Norden zurück. Verknallt habe ich mich in Schweden, verliebt habe ich mich hier.

Es herrscht eine einzigartige Atmosphäre unter den Passagieren, als würden sich alle genauso freuen wie ich, als würde uns der Ort bereits mit seinen langen Trollarmen umarmen. Eine junge Dame hat ihrer besten Freundin erst am Flughafen erzählt, wohin die Reise geht und sie sitzt nur noch hibbelig im Sessel und kann es gar nicht glauben, wo sie gerade hingeht.

Wir sind voller Vorfreude, fasse alles mit Samthandschuhen an, als könnte der Traum wie eine Seifenblase zerplatzen. Und wie wichtig es für mich ist, zurück zu kehren, merke ich spätestens, als mir beim durchgehen der Playlist, die ich extra für diesen Moment gemacht habe, Tränchen kullern und ich mich zusammen reissen muss, damit ich nicht lauthals los flenne. Welt, zu kannst mich mal, ich komme nach Hause, da wo ich hin gehöre. schaue ich nach draussen, wie die Lichter flackern und langsam verschwinden. Island, ich komme zu dir.

Anchor 1
bottom of page