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Helsinki ostwärts

Oase Finnland


Wer mich kennt, der weiss genau, dass es mir im Norden gut geht. Den Polarkreis aus Tinte in der Haut, speichert die Erinnerungen und Kraft wie in einem Tank, vom dem mein Körper Immer wieder eine Notration nimmt, wenn er es braucht.

Skandinavien bewegt mein Leben seit gut 10 Jahren in einer Form, wie es kein anderer Ort tut. Zusammen mit Andrea begab ich mich im August auf genau diese Suche nach der Magie, die uns damals schon berührte. Sie wie ich haben eine ähnliche Verbindung zum Norden. Er half uns in schlechten Zeiten und VW-Büsse waren das bevorzugte Transportmittel raus ins Abenteuer.

Auch wenn Helsinki nie meine Lieblingsstadt gewesen ist, so war sie der perfekte Startpunkt. Kaum gelandet, machte sich in mir dieses wohle Gefühl breit. Ein Gefühl dass ich fast vergessen hatte. Diese Vorfreude und Lust zu entdecken an einem Ort der so ähnlich und doch so neu ist.

Nach all diesen Jahren schätze ich es, dass es am Bahnhof einen 24h Shop mit billigem Sushi gibt und die Bar unter dem Hostel noch geöffnet war. Der wiffe Barkeeper wusste, dass wir Lapin Kulta brauchen, als Erinnerungsbringer -Vernichter und Tripkickstarter.

Es war zwar kein VW-Bus aber Toyota baut ja auch tolle Yarisse und der kann wunderbar durch den Wald fahren, der mächtig, dunkel und scheinbar unendlich auf uns wirkte. Grün und Braun dominierten. Überall blühten Sträucher, die saftig zum reinbeissen einluden. Beeren, Pilze und Tannenzapfen, sichtlich bearbeitet von fleissigen Eichhörnchen, säumen den Weg. Vorsichtig gefahren um nicht vom Weg abzukommen, stets unwissend, wann und ob das Meer kommt.

Der Wald begann sich zu lichten und der Strand kam zum Vorschein. Steine bäumten sich im Wasser auf und wir fühlten uns wie Zwerge, die zwischen Kieselsteinen herumkletterten. Andrea hatte recht, dieser Platz war real. Beinahe zu schön um war zu sein - Wildcampen in Finland, wir bitten zum Tanz ums Feuer. Dies ist unser Platz für die Nacht. Und jetzt gibts BBQ.

Dass Finland eine kurze Tourismussaison hat, ist mir bekannt. Dass ich jedoch im August bei 3 Grad mir den Hintern abfriere, habe ich nicht erwartet. Ich mag Andrea. Sie kann so Tough sein und dann wieder sensibel. Einerseits möchte sie hier keinem Bären begegnen und teilt mir das verteilt auf die Nacht auch öfters mit. Wiederum aber kein Mugs über die Kälte, die mich fast zur Weissglut treibt, so dass mich der Bär nur holen soll, ich bin jetzt ein Bärenglacé.

Somit schlage ich vor, dass wir die nächste Nacht in einem Hüttchen verbringen möchten. Dies haben wir dann auch getan. Aber erst nach der Weiterfahrt nach Osten, vorbei an der Russischen Grenze und zurück ins Inland. Wir fuhren kilometerweit durch noch mehr Wälder, über Wiesen, kleine Hügel die einem den Blick über das Land gewähren und unendlich viele Seen, die stets einen schwimmenden Steg im Wasser haben mit einem Pfad, der irgendwo im Wald verschwindet. Ich will auch so einen haben! Die Strassen sind oft so schmal, dass sie genau zwischen zwei Seen durch passen und wenn nicht, dann wird sie halt noch schmaler.

Nachdem wir nun zwei weiter Nächte in Hütten verbrachten, durften wir endlich in unser eigenes Haus ziehen. Andrea hat's auf Airbnb gefunden. Alleinstehendes Haus am See. Natürlich mit Steg, vom dem ich sprang, Sauna und grossem Garten mit genügend Platz für uns. Wenn es einen Ort gibt um Party zu feiern mit seinen Liebsten, dann hier. Keine Nachbarn, niemanden den es stört, keine Hemmungen und schon gar kein zurückhalten.

Mussten wir auch nicht. Als hätten wir schon immer dort gelebt, übten wir uns abwechselnd mit BBQ, Sauna, Bier, Uno, Youtube und den guten Gesprächen, die nur an so einem Ort möglich sind. Wir feiern uns, diese Idee und die Erkenntnis, dass Skandinavien wieder das bewirkte, was es früher schon tat. Den Kopf klar kriegen, den Geist stärken und die Freundschaft. Ich berühre mein Tattoo. Der Fokus ist zurück, wir können nach Hause und wissen was zu tun ist.

Danke Norden, dass du das bist, was ich brauche. Danke Andrea, dass du so bist, wie du bist. Danke Finland, du Oase für meinen Geist.

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