Ist Japan teuer?
Viele Backpacker machen einen grossen Bogen um das Land der aufgehenden Sonne oder erzählen von horenden Preisen für Essen, Schlafen, einfach allem. Das kann alles absolut stimmen, wenn man zur Kirschblütenzeit dort ist. Ansonsten durften wir mit Tokyo eine wunderbare Stadt zu erstaunlich tiefen Kosten erleben. Gerne schaffen wir hier entspannte Stimmung und teilen unsere Erfahrungen vor Ort.
Gerücht 1: Unterkünfte sind generell teuer Realität: Hotelbetten gibt es überall bereits ab 15 Franken und Doppelzimmer sind bei gutem Suchen nicht viel teurer. Es gibt Boutique, Hipster, Manga, sterile oder traditionelle Hostels. Die allgemein hohen Standards in Japan resultieren auch bei den nicht so blendend bewerteten Häusern eine gute Qualität. Wir hatten ein Doppelzimmer für 50 Fr. pro Nacht. Bett, Tisch und Kleiderständer und zwei Duadratmeter Stehplatz vor dem Fenster. Aber hey, reicht. 3 Minuten laufen zur U-Bahn inkcl. McDonalds und 7/11. Hotelpreise variieren Stark nach Saison. Das gleiche gilt für Airbnb. Bei Buchungsterminen kurz vor der Kirschblütezeit beobachte ich seit Jahren auf Booking.com Discountaktionen von bis zu 50%. Wir haben ein Ryokan mit eigener Quelle im Zimmer (!) für 270 statt 530 Fr. erstanden. Und es war jeden Fr. wert.
Gerücht 2: Essen in Restaurants ist schweineteuer Realität: Schwein gibts nicht so viel wie Meeresfrüchte oder Fisch. Die Preise lassen sich vielleicht am Besten mit der Preisspanne beschreiben. In der Schweiz gibt es Luxusgerichte bis in die 300 Fr. In Japan gehen diese sogar noch höher. Je nach Seltenheit und Exklusivität der Spezialität. Wenn wir jedoch in der unteren Preiskategorie schauen, gibt es in der Schweiz Döner bei ca. 10Fr inkl. und Sandwiches im Supermarkt ab ca. 5. Fr. Die Auswahl wird dabei schnell repetitiv. In Japan kann man in einem Restaurant ein geiles Curry oder füllende Japanese Noodle-Suppe mit viel Inhalt locker für 5 Fr. bekommen. Oder bei 7/11 gibt es Bentos (Snackboxen) die man traditionell easy vor Ort oder im Hostel aufwärmen kann mit jeglichen Arten von Essen für etwa den selben Preis. Essen in Tokyo kann also teuerer sein wie in der Schweiz aber auch genauso gut günstiger. Und ist definitiv abwechslungsreicher in der Preisspanne, während man bei uns schnell mal jeden Tag Döner isst. Wir haben zu Zweit auch einen mega leckeren Fleisch-Hotpot inkl Drinks für 40 Fr. weggehauen. Fanden wir mehr als fair.
Gerücht 3: Sich in Japan zu Bewegen, bewegt einen zu Tränen
Und auch dies stimmt und stimmt nicht. In Japan müssen sich viele Menschen tagtäglich bewegen. Von den Vorstädten in den Kuchen oder von Stadt zu Stadt. Um diese gewaltige Masse an Menschen zu handeln, hat man den Nah- und Fernverkehr zum Besten der Welt optimiert. Das hat seinen Preis. Und trotzdem fährt man schnell mal eine Strecke von Baden nach Zürich für im Schnitt 2-3 Franken in der Toykoer Metro. Mit einem Touristenpass wird das ganze noch fairer. Richtig Teuer ist der Schikansen. Eine Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeit Vorzeigezug ist bestimmt ein Erlebnis und über grössere Distanzen auch Sinnvoll, weil im Gegnsatz zum Fliegen die Transferzeiten wegfallen. So kostet Tokyo nach Osaka im Zug gerne 200 Fr. Einiges Günstiger ist es mit den Regionalzügen. Das Dauert länger, ist aber dank verschiedener Raillpassangeboten massiv günstiger. Gerne vergisst man dabei, dass Japan über ein Low-Cost Carrier Regionalnetz verfügt, die die selbe Strecke oft unter 50 Fr. anbieten. Zusammen mit den Flughafentransfers ist man dann bei 100 Fr. Noch günstiger ist der Bus. Wir haben einen Bus über 3h von Tokyo nach Kawaguchiko am Mt. Fuji online gebucht, der uns Pro Person 12 Fr. gekostet hat. Der Flug Zürich - Tokyo und zurück kostete im übrigen 530 Fr. mit Ethiad.
Diverses: Weiter gilt es zu erwähnen, dass die Eintrittspreise für die Sehenswürdigkeiten erstaunlich human sind. Es kann schon vorkommen, dass der Eintritt in eine Burg mal 30 Fr. Kostet. Dafür hat man aber meist eine geführte Tour oder irgend einen Mehrwert, der den Preis gerechtfertigt und einem klar aufzeigt, warum dieser so hoch ist und wer daran alles mitverdient. Nicht so wie zum Beispiel in Sri Lanka, wo der Gast offensichtlich ausgenommen wird und nicht transparente (horrende) Ticketpreise das Erlebnis trüben, weil Preis-Leistung nicht stimmt.
Kurzes Fazit: Mir ist stets wichtig, dass man nicht von Reisen in angeblich teuere Länder absieht, weil sie eben angeblich teuer sind. Japan ist kein günstiges Pflaster für Backpacker. Es ist stark Saisonabhängig und klar ist es teurer wie Thailand. Aber verglichen mit dem Preis-Leistung unverhältnis, das in den letzten Jahren in Island ein erschreckendes Ausmaß angenommen hat, ist Japan dann schon wieder ein Schnäppchen - und genauso vulkanisch. Auch hier gilt, wer sich vorbereitet, der kann eine günstige und qualitativ hochstehende Reise erleben, die niemals so viel kostet, wie man sich denkt. Zur Japan Bilder-Galerie
Unser Zimmer mit eigenem Onsen