Rückenwind
In den letzten Monaten bin ich vielen Menschen begegnet. Alle warn sie auf irgend eine Art und Weise inspirierend und belehrend. Gerne will ich euch so eine Geschichte zum Abschluss erzählen, denn eine Begegnung sollte ich nie vergessen.
Nach dem Heimkehren von der zweiten Reise folgte ich meinem Gefühl und habe den Job als Polygraf definitiv an den Nagel gehängt. Anschliessend bin ich quasi ohne Geld ins Schweizer Engadin gezogen. Dort hin, wo andere Menschen Urlaub machen. Das liegt in den Alpen und bietet mir auf gut 2000 Metern über Meer das Beste Tourismusstudium. Der Kanton sprach mir Stipendien zu, die mir dies Ermöglichen. Eine Genugtuung, nach dem, was das letzte mal passiert war. Trotzdem, es ist nicht viel, doch es stört mich nicht mehr unter dem Existenzminimum zu leben; ich brauche nicht viel. Doch diese permanente Knappheit birgt Gefahren.
So passiert anfangs November, als vom einen Moment auf den anderen mein geliebtes MacBook nicht mehr wollte. Über zwei Jahre war es stehst an meiner Seite, überlebte mit mir Frostnächte, Sandstürme, Gluthitze und Feuchtigkeit. Was sonst schon jedes Gerät zum erliegen bringen würde, war für meinen besten Freund einen Klax. Umso unverständlicher, dass er an diesem Tag, einem unspäktakulären Dienstag Morgen nicht mehr wollte.
Mit dem letzten bisschen Hoffnung begab ich mich früh morgens auf den zwei Ständigen Weg zum nächsten Apfeldoktor ins ferne Chur. Dieser konnte leider auch nur noch den Tod feststellen. Für mich brach eine Welt zusammen, denn neben dem Emotionalen Wert, brauchte ich das Gerät um anstehende Schularbeiten zu erledigen. Noch nie war es so nötig wie heute. Ich erzählte dem Techniker meine Geschichte und die Situation. Ich kann mir kein neues Gerät kaufen. Ich habe Schicht das Geld nicht und er verstand sogleich, dass dies für mich eine grosse Katastrophe war.
Lucien schaute mir in die Augen. Der gross gewachsene Bündner sagte nichts. Dann verschwand er kurz im Nebenraum um wenig später mit einem MacBook unter dem Arm zurück zu kommen. Er erzählt mir, dass er dieses einst Kaputte Gerät reparieren konnte. Eigentlich sei er für seinen Kumpel gedacht – ich würde ihn aber dringender benötigen und könne es haben.
Mir ist der Kiefer auf den Boden gfallen. In den nächsten zwei Stunden reparierte er den defekten Bildschirm und machte alles, was noch zu tun war. Ih schlenderte derweilen durch Chur, nicht begreifend, was gerade passierte. Ich erinnere mich daran dass Lucien sagte, er verstehe mich, denn er sei auch mal gereist.
Als ich zurück ins Büro trag, konnte ich tatsächlich kostenloses einen funktionierendes MacBook mit nach Hause nehmen! Als Dank stellte ich Lucien das Singha hin, das ich als Dank mitbrachte. Im Gegenzug steckte er mir ein Buch zu. «Der Prophet» von Khalil Gilran. Mein Dank wr so riesig, ich hatte einen Engel getroffen.
Als ich dieses Buch auf dem Weg zurück ins Verschneite Engadin aufschlug, las ich folgende, mit Bleistift vermerkte Zeilen: «Mögest du das Licht im Herzen empor tragen, um anderen ihre Dunkelheit zu erleuchten. Mögest du stets Rückenwind haben und den Sonnenschein im Gesicht tragen, auf das du mit den Sternen tanzt.»