I never went south
So, gut geschlafen haben wir heute. Genau was nötig war um heute das letzte Teilstück nach Isafjördur in Angriff zu nehmen. Und wir sollten die Schlafenszeit nicht bereuen. Bereits nach kurzer Fahrt wird uns klar, dass wir hier nicht im Kindergarten, sondern in Sub-Arktischer Gegend unterwegs sind. Die Strassen sind voller Schlaglöcher und oftmals nicht geteert. Dazu kommt darüber wehender Schnee, vereinzelte Glatteisstellen und später Nebel und Schnee, der ein vorankommen zu einem gefährlichen Unterfangen macht. Das liegt auch daran, dass die Strassen direkt der Küste entlang um die Fjords führen. Oftmals geht es rechts bis zu 50 Meter steil runter. Zum Glück haben wir das dringende Bedürfnis oben zu bleiben und erreichen nach gut 3.5 Stunden erschöpft das süsse Städchen Isafjördur, den Hauptort der Westfjords. Spektakulär zwischen zwei steil abfallenden Bergen gelegen, hat der Ort erstaundlich viel Charme, obwohl er in der Extreme liegt. iWir suchen die Wohnung unserer Couchsurfing Hosts, die uns echt einen Bärendienst erweisen. Denn Schlafplätze hier während dem Musikfestival sind rar hier. So rar, dass manche sogar ihre Zelte aufgeschlagen haben. Unvorstellbar bei dem Wind und den Arktischen Temperaturen. Zusammen mit unseren Hosts, den 24 Jährigen Gümme, Robert und Arthor gehts Abends dann los ans Festival. Aldrei for ég sudur. I never went South. Ein Phänomen weit ab der Zivilisation eingepfercht zwischen zwei steile Berge. Ein Mikrokosmos. What happens in Isafjördur stays in Isafjördur. And it happens a lot! Herrlich! Die Bühne steht in einer alten Fischerhalle und die Speaker klingen saumässig gut und laut. Und es ist kalt. Bitter kalt. Noch nie in meinem Leben habe ich so gefroren. Die Füsse und Hände hab ich schon gar nicht mehr gespürt und auch meine Beine fingen an ihren Dienst zu verweigern. Obwohl es sich gut ignorieren lies, der Körper ist manchmal so faszinierend, den anderen ging es gleich, so liefen wir durch die 20 Minuten Eiseskälte in die Wohnung um wenig später mit drei Paar Socken und 3 Schichten mehr oben rum zurück zu kehren. Aber auch das hielt nicht lange ^^ Die Musik hat in mir alle Kanäle geöffnet. Endlich sehe ich Mugison spielen, in seiner Heimatstadt, an seinem Festival. Was habe ich alles gesehen und erlebt die letzten Jahre. Oftmals ist es an mir abgeprallt, weil mein Verstand so viel Informationen gar nicht mehr wahr nehmen konnte. Deswegen habe ich Island gewählt. Ich wusste genau, dass ich in dieser reduzierten visuellen Geometrie, im reinigenden Wind so abschalten kann, um diese verschlossenen Kanäle wieder zu öffnen. Alles fällt von mir ab, wie eine Schlangenhaut. Schlotternd stehen wir da mit dem Bier in der Hand und sprechen über diesen weiteren Schritt des Ankommens. Es hätte besser nicht kommen können. Die letzte Band des Abends kennt ihr als fleissige Blogleser bestens. "Valdimar" spielten unglaublich stark und obwohl ich kein Wort von den Texten verstand, berührte mich die Musik so, dass es aus mir herausbrach und in der dichten Menschenmenge Rotz und Wasser heulte. Absolute Freudentränen der Erkenntnis, das ich jetzt bereit bin, nach Hause zu fahren. Ich habe alles gemacht, alles erledigt was ich mir vorgenommen habe um zu erkennen, dass ich doch eigentlich schon lange wusste, was ich brauche. Es ist nicht die Welt, nein, es ist das was ich schon immer hatte. Das ist ein sehr bereicherndes Gefühl.