300 Km über den Polarkreis
Mit einem Kräftigen Händedruck begrüsst mich Morten am Flughafen. Ums nochmal zu sagen. Morten ist nicht irgend ein angestellter vom Hotel sondern ein einfacher Couchsurfing Host. "I am sorry for the Weather" meint er mit seinem Dänischen Akzent. Morten hat im Heimatland damals keinen Job mehr gefunden und arbeitet jetzt hier als Ingeneur und scheint ziemlich zu frieden. Die Aussentemepratur beträgt gut 7 Grad, was ihn zu dieser Begrüssung veranlasste. Zu warm. Viel zu Warm für diese Jahreszeit, viel zu warm für 300km über dem Polarkreis. Wir fahren nach Süden in die Stadt. Schon jetzt spüre ich, dieser Trip hat sich gelohnt. Die Insel ist Felsig. Es liegt zum Teil Schnee. Bäume gibt es keine. Gras und Moos überzieht, das was da ist. Die Häuser sind so extrem Skandinavisch, wie es mehr nicht mer möglich ist, mitten auf den Stein gebaut. Betonfundament um eine Gerade Ebene zu schaffen und mit Holz oder Wellblech die Wände hochgezogen, in den schönsten Farben, was den Charakter dieser Siedlung mit 4500 Einwohnern ausmacht. Im Hafen liegen die Schiffe, oft eingepackt im Eis und draussen in der berühmten Disko-Bucht schwimmen die Eisberge. Ich renne gleich zum Strand, stell die Musik an und tanze. Ich tanze in der Disko Bucht. Oh ja. Morten lässt mich alleine und bereitet das Abendessen vor. Ich schlendere durch die Siedlung, sitze vor der Kirche und geniesse die gute Luft. Morten stellt sich nicht nur als Fantastischer Gastgeber raus, er kann auch kochen. habt ihr schonmal Wal im Speckmantel, zusammen mit Biersauce, heftig gekocht in Zwibeln und Betroot gegessen und es auch noch gemocht? Dies war mein Geburtstagsessen und es war, Naturschützer weghören, fantastisch. Apropos Naturschützen. Wer mich kennt, der weiss, dass ich schon immer für das Wohl der Wale bin. Morten erklärt mir, was er davon hält, wenn der Staat oder irgend eine Komission einem die Tausend Jahre alte Tradition wegnehmen will. Wer über China spuckt oder das Aborigoneproblem kennt, der solle sich mal im selben Gedankengang mit Grönland beschäftigen, meint Morten. Ich bleibe schweizerisch neutral. Wäre ich nicht hier, im Zentrum der Kultur, bei einem HalbInnuit zuhause, würde ich es nicht essen. Aber so geniesse ich eines der besten Menüs der letzten Tage. Wal schmeckt vergleichbar wie Rind - etwas trockener, mit einem leicht fischigen Nebengeschmack. Zu was ein Kulturenzug füren kann, sieht man überall in der Welt. Leider auch hier in Ilulssiat. Als ich Morten und Mia, die Bier-Runde am späten Abend, erzähle, was mir heute passiert ist, sind sie nicht sonderlich erstaunt. Mir ist nämlich passiert, dass ich auf der Strasse von einer jungen, zu jungen Inuit-Dame nach einer Zigarette gefragt wurde. Als ich die Aushändigte, schmeckte ich die Atemluft, die nicht nur Bier in sich trug. Sie kam mir immer näher, "Just a little Kiss". "Sorry, i am married and an honest man". Stimmt zwar beides nicht, aber es gibt mir die Zeit zu verschwinden. Um die Hausecke beobachte ich ihren Torkelgang. Mia erklärt, dass es in der Trinkkultur er Innuits nicht nur beim Genuss bleibt. Nun sitze ich in meinen kleinen Zimmerchen und kann kaum glauben, dass vor meinem Fenster Grönlandhunde in die Nacht jaulen. Draussen schwimmen die Eisberge, kaum zu schätzen wie gross sie wohl sein mögen. Das Mondlicht spiegelt sich darin. Ich nutze das gute Internet um meinen Liebsten zu antworten, die mir alle zum Geburtstag gratuliert haben.