20 Hours of Curacao / Caracas Aufstand
Was für ein Flug. Da hatte ich noch nicht mal 3 Songs auf meinem Mp3 gehört, da geht das Seat-Belt-Sign mit einem lauten "bling" wieder an. Das passt zu den sehr ruppigen letzten paar Stunden. Ich bin froh, wird mir erst jetzt hier über den Wolken bewusst, in was überhaupt in Caracas los war. Kaum sickerten die ersten Nachrichten durch, dass es sehr schlecht um Hugo Chavez stünde, brach in der Stadt alles zusammen. Die Leute gingen auf die Strasse, demonstrierten, plünderten. Eine Mischung aus Trauer und Gewalt. Dieser Flieger vermutlich ist einer der letzten, der Venezuela verlässt. Alle nachfolgenden waren gecancelt. Mir wir so langsam bewusst, wie viel Glück ich hier eben hatte. Wer die Geschichte des Landes kennt, möchte nicht während eines Aufstandes/Trauerzuges n Caracas sein. Ich denke an Nadeshka und ihre Freundin und hoffe es geht den Beiden gut. Nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft. Wie uns die Geschichte gelehrt hat, wird ein so spezieller Führer wie ein Chavez nicht einfach so mal problemlos ersetzt. Nun ja, die Zeit wird es zeigen und passiert ist ja noch nichts.
Und "Zäck!" stehe ich in der Karibik. Benutze Antillische Gulden, lüstere nach Blue Curacao und erfreue mich ab den tollen Stränden und dem Hauptort Willemsted, benannt nach dem berühmten König Willem II. Es iseht hier aus, wie in klein Amsterdam, solide Architektur mit einer grossen Gracht in der Mitte. Hinter der Stadt erhebt sich eine grosse Autobrücke, die speziell hoch gebaut wurde, damit auch jedes noch so grosse Schiff passieren kann. So eines liegt auch im Hafen vor Anker, am sogenannten Megapier. Die Carribean Queen unter amerikansicher Flagge fahrend, bringt wohl mehr Leute wie Curacao Einwohner hat und macht die Altstadt zur grossen Duty Free Shoppingmall für Superreiche. Allgemein spielt sich vieles im High Class bereich ab. Für Leute die gerne im Urlaub sich Statussymbole kaufen und davon gibts auf diesem Schiff reichlich.
Ich setze mich hin und bestelle ienen Blue Curacao. Später feinstes Amstel - hier gebraut. Ich habe nichts mehr vor und komme durch die Carribische Lifeband unglaublich in Urlaubsstimmung.
Es gibt so maches Beispiel von Staaten, in denen sich nach der Ankunft der Conquisitatoren die Sprache durch den Einfluss verändert hat. Südafrika als bestes Beispiel mit der Sprache Afrikaans. Das Gleiche geschah hier, ironsicherweise an von der selbern Kolonialmacht. So sprechen die Bewohner von Curacao nun einen gekonnten Mix aus Holländisch, Afrikaans, Englisch etwas Chinesisch und Spanisch. So habe ich "aki" ein Dushi gekauft und nach einem freundlichen "Danki" wurde ich herzlich "bon bini" geheissen, stand an die "Bushalte" und fuhr zurück. "Danki" wird zudem wie im Chinesischen zuerst tief, dann die zweite Silbei, äh, Silbe, hoch gesprochen. Das klingt alles ein bisschen ulkig - ist es auch, habe ich beim zuhören einer Frauengruppe feststellen müssen.
Bei einem anderen Gespräch mit zwei Sturzbetrunkenen Curasachen... oder sagt man Curassen? Curassoten? Curasarier? Auf jeden Fall erzählt mir der junge Fischersohn, dass Holland nie komplette Unabhängigkeit genehmigen würde. "Because we got Oili!" Ich muss mich zusammenreissen, um nicht gleich loszuprusten, aber es geht. Bei der Rückfahrt zum Flughafen stechen mir dann auch die gigantischen Flammentürme ins Auge, als ob sich dort, gerade dort, das Tor zur Hölle aufgetan hat.
Ich verlasse dieses Amüsante Städchen, welches mir einen tollen Tag bereichert hat, um bereits die zweite Nacht am Flughafen zu verbringen. Ich wünsche mir doch bald mal wieder ein Bett. Aber nach dem Ingo, mein Couchsurf-Kontakt aus St Maarten spontan abgesagt hat, sehe ich es düster werden am Cama-Himmel.