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Choroni

Mein eigener Leuchtturm


Traditionell beginnt am 1. März in der Schweiz die Fischerzeit. Im Wasserschloss aufgewachsen, war das für mich immer etwas spezielles, wenn mein Vater mit seinem Kumpel Bruno die Angelruten bereit machte um die Gewässer unsicher zu machen. Beim Blick auf die Essensreste von gestern, die es heute zum Frühstück hätte geben sollen, wurde mir klar, dass ich hier das gleiche Dilema habe, wie daheim. Ich habe so unglaublich keine Lust mehr auf Fisch. Also gibts 2 Empanadas vom Nachbarn und eine Pepsi. Mmm eiskalte Pepsi.

Mein Geld wird immer weniger. Ich habe noch umgerechnet 3 Dollar und eine Hotelnacht die bereits bezahlt ist. Auf der Seite liegen 2 Dollar fürs Busticket, 3 für den Flughafenbus und 30 Dollar in grossen Noten, die hier niemand will. Die Umrechnungskurse sind katastrophal. Auf denen bleibe ich wohl für den Moment sitzen.

Die Mädchengruppe ist heute zusammen abgereist. Zurück zur Arbeit und zurück nach Polen. Das waren echt einige schönen Tage und hat mir die Wartezeit hier sehr angenehm gestaltet. Morgen früh habe ich mich nach Möglichkeiten umgeschaut, um an Geld zu kommen. Die ganze Stadt hat keine Bank, ich finde keine Deutsche, denen ich einen Bankübertrag machen könnte und das einzige was mir übrig bleiben würde, wäre nach Marakay zu fahren, mit dem Risiko, dass ich kein Geld bekomme und dann festsitze. Das kann ich nicht riskieren. Zu viel hängt davon ab, dass ich den Flug am 5. früh Morgens kriege. Aber für heute reicht es noch. Wenn wir schon bei Kindern und Meergebundenes sind. Welches hat nicht davon geträumt, einmal in einem Leuchtturm zu wohnen? In Island hatte Andrea damals eine solche Affinität für diese Zeichen der Freiheit und Unabhängigkeit und gleichzeitig durch nichts zu ersetzen. Ein Fels in der Brandung. Was für eine Ikone, in der nicht nur Hamburger Komödianten wohnen :)

Ich suche nach einer Möglichkeit, meinen Kopf durchzulüften. Bereits gestern Abend habe ich ein Licht auf einem der mit Kakteen bewachsenen Hügeln gesehen. Ich beschliesse ihn zu besteigen. zwar spüre ich mein Knie, aber es geht ohne grosse Schmerzen. Also ich oben bin, entdecke ich einen Leuchtturm - aber keinen Normalen. Er hat di Form eines Schiffbugs und ist leicht überhängend, direkt an die Klippe gebaut. Als ich ihn besteige, weht mir der wohl frischeste Wind seit Tagen entgegen. Wow, eine Genugtuung, das muss ich geniessen, denn es ist schweineheiss hier in Choroni. Ich setze mich hin und aus ein paar Minuten werden Stunden und viele gelesene Buchseiten. Ab und an fliegen Pelikane oder Möwen vorbei um am Hang wieder an Höhe zu gewinnen, wobei sie meine volle Aufmerksamkeit geniessen. Den ganzen Tag kommt niemand hoch. Mein eigener kleiner Leuchtturm.

Ich weiss noch nicht genau, wie es morgen weiter gehen soll. Immerhin konnte ich das Zimmer noch für eine Nacht bezahlen. So habe ich ein Dach über dem Kopf. Auch etwas Essesnreserven habe ich von den Polinnen erben können. Chillen am Limit.

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