top of page
Puerto Ordaz (Ciudad Guyana)

Glücksfall Alexis


Ciudad Guayana wurde im Jahr 1961 als ein Projekt der Corporación Venezolana de Guayana gegründet, indem die beiden Städte zu beiden Seiten des Caroní Flusses, nämlich San Félix und Puerto Ordaz vereinigt wurden. Das zog Industrie in die Stadt und machte sie zum wichtigen Dreh- und Angelpunkt der Gegend, weil über sie die in der Gegend hergestellte Produkte über den Atlantik verschifft werden können.

Warum das Lobo hier her zog, weiss ich nicht. Trotzdem bin ich froh, dass der deutsche Abenteurer es getan hat. Auch dass er seine Posada eröffnet hat, in der ich untergekommen bin. Ich bin zwar noch total durchgefroren von der langen Busfahrt, trotzdem hören ich Wolfgangs Geschichten nur zu gerne zu. Wie er mit dem Ruderboot den McKenzie herunter gepadelt ist oder den Rio Negro bezwungen hat, das alles ohne spezielle Ausrüstung. Seine Reise endete an der Grenze zu Brasilien, als diese mit ihrer Bürokratie seinen Willen gebrochen haben.

Ich treffe ebenfalls auf Alexis, seinen jungen Sidekick, der die Aufgabe hat, diese Bruchbude hier wieder zum Laufen zu bringen. Er offeriert mir nach kurzem Gespräch bereits kostenlose Unterkunft, sollte ich ihm bei seiner Aufgabe helfen. Allgemein spüre ich, dass die beiden nicht viel Besuch haben und sich über meine Anwesenheit freuen. Ich bin jedoch im Moment in einer Phase, in der ich mich für nichts Entscheiden kann. So gut das Angebot auch klingt, irgendwie will ich doch weiter reisen.

Gegen Abend treffen zwei Mädels aus Deutschland ein. Von Alexis erst als 65 und 55 Jährige Schweizer Frauen angekündigt, entpuppten sich als 30 und 35 Deutsche. Alexis und ich hatten bereits unsere Pläne geschmiedet, die ebenfalls einige Biere beeinhalteten und so wurden die zwei Schnurstrax integriert. Sie wussten wohl kaum, auf was sie sich eingelassen hatten, als wir in eine Shoppingmall fuhren. Wow, das war sogar für mich eindrücklich, denn sowas habe ich seit laaangem nicht mehr gesehen. Während Sarah unter Alexi's wachsamem Auge ihre Besorgungen machte oder Utta, die blonde Promoterin aus Cottbus, ihrer Shoppingsucht abhilfe verschaffte, gönnten Alexis und einen ausgiebigen Blick aufs übergrosse Bikiniposter an der Wand und kippten dabei Bier um Bier und stellten fest, dass wir das Heu auf der selben Bühne haben.

Alexis kommt ursprünglich aus Guyana und hatte schon Früh mit dem Tode seiner Mutte rzu kämpfen. Mit 12 verliess er die Grossmutter, die ihn Grosszog und machte von da an sein eigenes Ding und sollte erst mit 20 zu ihr zurückkehren. Er nutzte die Möglichkeit, welche die Regierung Chavez einführte und ging zur Venezuelanischen Armee. Nach Erfüllung des Dienstes nach 3 Jahren wurde er als Dank entlöhnt und er erhielt die Venezuelansiche Staatsbürgerschaft, die ihm erlaubte, in seiner neuen Heimat zu arbeiten. Wie so viele junge Latinos, hat es ihn in den Tourismus verschlagen, auch angezogen von der Chance, ein aktives Sexualleben zu haben, mit seinen Lieblingsfrauen, den Weissen. Dazu steht er gegenüber mir auch offen, ohne später den Respekt gegenüber unseren zwei Frauen all zu fest zu verlieren und zu offensiv zu werden. Und wenn er es mal getan hat, habe ich ihn in nem Männergespräch daran ermahnt, wie man mit Europäerinnenn umzugehen hat.

Später am Abend setzte er uns wieder in ein Taxi und wir fuhren in ein Restaurant, bei dem uns die Augen rausfallen würden. Alexis lag nicht falsch, denn für uns Mittelklassebürger ist es nicht alltäglich, in ein 5 Sterne Hotelresort reinzufahren. Ich frage mich, was er vor hat, das können wir uns doch niemals leisten. Doch ein Blick in die karte lehrt mich besseres. Alexis erklärt leicht angeschwippst, dass dieser Ort früher ein Touristenhotel gewesen war, jetzt aber vom Staate angeeignet wurde und hauptsächlich von Politikern bewohnt ist. Das Restaurant jedoch ist öffentlich und der wohl beste Geheimtipp der Stadt mit den Günstigsten Preisen, die ich bisher in Venezuela gesehen habe - für ein Sternerestaurand. Danke Chavez!

Schon den ganzen Tag sprechen die Mädels über ihren Trip ins Orinoco-Delta. Sie haben ihn über Alexis gebucht. Ich will ja eigentlich Indianer sehen. Als Alexis dass erfährt, macht er einige Telefonate und bestägit mir, dass wir auf diesem Trip den Stamm der Wauru besuchen werden. Im Stillschweigen bietet er mir den Trip für 100 Dollar an (statt deren 120 Euro). Ich lasse mich nicht zweimal bitten, denn wann hat man schon die Chance einen Indianerstamm zu besuchen. Klar geht es dabei nicht um die in isolation lebenden aus dem Amazonas, aber so eine Expedition kann sich ein Normalsterblicher auch nicht leisten.

Somit habe ich einige meiner Sorgen vergessen können, dank der Hilfe von Jenny daheim und Alexis. Mal wieder gilt das ungeschriebene Gesetz von: Irgendwas geht immer. Denn der Tag ist erst zu Ende, wenn man ihn zu Ende gelebt hat.

Anchor 1
bottom of page