Buddafly? Crocodile? Oder: Der etwas andere Nachbar.
Wir sind weit gereist. Leider zu weit für meinen Ersatzakku und das Ladegerät für die Kamera. Nachdem wir die ganze Nacht durchgefahren sind, stelle ich fest, dass diese beiden essenziellen Teile meines Gepäcks leider immer noch in der Steckdose in Foz de Iguacu stecken. Da prüft man jeden erdenklichen Ort, an dem man sich aufgehalten hat, vergisst dabei einen und promt ist das der Ort, wo sich eben dieser Akku und das dazugehörige Ladegerät befinden. Das ist ein desaster. Ohne Ladegerät keine Bilder!
Wir erfahren, dass wir vor unserer Abfahrt in die Pantanal Feuchtgebiete noch etwa 3 Stunden Zeit haben. Das genügt uns, denken Jenny und ich und stürzen uns in die grösste Schnitzeljagd, die Campo Grande je gesehen hat. Mit dem Bus ging es in die Stadt. Um Bus fahren zu können, benötigt man eine Plastikkarte mit Guthaben drauf. Wo kriegt man die? Am Schalter im Busbahnhof finden wir heraus. Also zurück zum Busbahnhof und ab an die Strasse. 20 Minuten später stehen wir in der Innenstadt. Die Geschäfte haben meist noch geschlossen. Mit dem Akku in der Hand rennen wir ins erst Beste Geschäft, das so aussieht, als verstehen sie was von Elekrischem verstehen. Doch leider haben die nicht, was ich suche. Wir werden aber mit wilden Handbewegungen, die wohl Richtungsangaben sein sollen, zum nächsten Laden gewinkt. Von dort aus dann die Strasse runter und nochmals weiter. Auf dem Markt sollen wirs probieren. Dort angekommen folgen wir selbem Konzept. Einfach jemandem den Akku ins Gesicht halten und sagen: Rechargar! Gut 30 Minuten rennen wir von Marktstand zu Marktstand. Ganz ehrlich, ich hatte schon alle Hoffnungen aufgegeben, als ich den letzten Händler leicht genervt mein Problem schildere. Doch siehe da, er bringt uns zu einem Kumpel von ihm und was hat der Tief hinten in seinem Regal? Einen niegelagelneuen Charger. Für gut 100Fr kaufe ich ihn zusammen mit einer neuen Batterie und lege einen Supermario-Freudensprung hin.
Ich hätte gerne jedem einzelnen, der uns irgendwie weitergeleitet hat, von unserem Erfolg berichtet, doch wir mussten zurück. Dort warteten sie nämlich bereits auf uns und es ging ab im Minibus.. raus aus der Stadt. Woran man das merkt? Nun, erstens hats keine Häuser mehr und zweitens geht die Strasse nur noch geradeaus. Kein Knick, keine Biegung. Schnurstracks quer durchs Land. Mit uns sind Lene und Dave, die zwei Berliner haben sich uns spontan angeschlossen. Wir sind hald schon Cool. Ich würde uns auch folgen :D
Während man von den meisten Touristenattraktionen erwarten kann, dass der Veranstalter alles für die Sicherheit seiner Kunden gibt, ist das hier im Pantanal definitiv anders. Im offenen Jeep fahren wir nun der letzten bekannten Siedlung raus in die Wildnis. Ueber sieben Brücken musst du fahren und dunkle Wolken überstehen, bis wir ankommen. Da ist sie, eine Lodge, wunderschön abseits auf dem Land gelegen. Doch das ist nicht für uns. Wir haben die Budgetoption gebucht und werden in der Hängematte residieren. Das ganze findet sich 500 Meter weiter unten - direkt am Fluss, am Rande zum Urwald.
Dave und ich haben uns schon Fast ausgezogen und wären auch schon beinahe Reingesprungen, in den Fluss. Zurecht, denn es ist locker mal 33 Grad und ermüdend Schwül. Ricardo, einer der offiziellen hält uns im letzten Moment zurück und zeigt die Hand auf unseren Schultern mit dem Finger aufn Fluss. Wir schauen genauer hin... Da liegen im balb ausgetrocknetten Flussbett gut 20 sonnenbadende Krokodile. Das ganze nur wenige Meter von unserer Unterkunft! Uns stockt der Atem. Ich krieg mich den ganzen Abend nicht wirklich ein, dass ich an der einen Seite mit Jenny (was durchaus okay ist), an der anderen mit einem Krokodil schlafe. Sollte ich nachts mal aufs Töpfchen müssen, dann werde ich ganz genau auf den Boden schauen. Erst recht, als wir auf dem Heimweg von einem Spaziergang eine ausgewachsene Vogelspinne über den Pfad wandern sehen. Aber so ist es und es ist saugut, finden wir, als wir uns nach der Dunkelheit wieder an den Rand des Flusses setzen und mit unseren Lampen Signale in den Fluss senden, der schlicht mit zig gelb reflektierenden Augen quittiert.
Was ein Ort.