Dreamcatcher
Während Jenny soeben bei meinem Füssen auf dem Sofa eingenickt ist, nutze ich den Moment, um ein bisschen zu schreiben. Ihr Körper zeigt mir, dass sie gerade zu Träumen beginnt und zuckt ab und an vor sich hin. Gerne würde ich ihre Gedanken lesen.
Von was sie wohl träumt? Bestimmt ist sie in Gedanken noch einmal Bus gefahren. Die selbe Strecke, wie gestern zu den Wasserfällen. Nur dass wir dieses Mal etwas früher ausgestiegen sind. Es gibt hier nämlich einen Preisgekrönten Vogelpark, in dem seltene Arten eine schützende Hand über sich haben. Tiere, die verletzt aufgefunden wurden, sind hier ebenfalls zu hause. Ich bin mir sicher, dass sie genau dahin zurück geht, dahin wo wir heute diese tollen Tiere gesehen haben. Zum Beispiel die beiden Blauen Aras, die am Boden miteinander rumtollten. Wir sind uns sicher, sie waren verliebt. Vielleicht hält sie aber auch wieder den Papagei auf dem Arm und hat das Gefühl, er könnte doch runter fallen. Runter zu dem Huhn, dass sich in der Erde einbuddelt.
Vielleicht, ich bin mir nicht sicher, denkt sie auch an die Geierfamilie, die hoch oben in ihrer Voliere einfach nicht still sitzen konnten. Bestimmt kommt der Schmetterling vor, der ihr auf die Hand geflogen ist und dann einfach nicht mehr runter wollte. Minutenlang schlabberte er die Überreste von etwas Ananas auf, das eigentlich für die Kolibris gedacht war.
Oder sie denkt an den Wilden Tucan, der ans Gehäge der Papageien flog, um dort Radau zu machen. Was für ein Höllenlärm das war.
"Hey Kids, was wollt ihr heute? Ich hab dabei, Zigaretten, Schnapps und Frauen!"
"ICH NEHM DIE FRAUEN!"
"Und ICH nehm die Zigaretten."
"NEIN ICH!"
"NEIN ICH!"
"Hört doch auf, ihr wisst, dass mir die Kippen gehören!"
Jawoll, davon Träumt sie bestimmt.
Ich bleib noch ein bisschen hier. Jemandem beim Träumen zuzusehen, ist nämlich wunderschön.