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Sao Paulo

Gedanken von der Autobahn


Es ist schon zum Hühner jagen und Haare raufen mit diesen Brasilianischen Busgesellschaften. Weder Ghuillerme noch die nette ältere Dame an der Hostelrezeption verstehen das. Wenn man etwa im modernen Internet bestellen möchte, fragt es einem nach Hut und Grösse der Unterwäsche. So viele Angaben wollen die, so viel weiss ich über mich selbst kaum. Aber auch nur um dann mit einer aufpoppenden Nachricht beglückt zu werden, die übersetzt auf eine Sprache, die die Welt versteht soviel heisst wie: "Du bist Ausländer, du darfst hier net rein.". Ganz altmodisch ruft man dann an, oder lässt es die Faru von der Rezeption machen, denn die hat eine Brasilianische Identifikationsnummer. Jawoll, diese Nummer, die uns gestern auf den Tower gebracht hätte oder die ich nach dem Kauf im Chinesischen Supermarkt hätte angeben müssen. Big Brother is watching you! Ohne die alles kontrollierende Nummer geht nichts. Stört das die Brasilianer nicht? Ich meine, die sind eine ziviilisierte Nation,,, ist es nötig, dass der Staat weiss, dass ich gerade Glückskekse gekauft habe? Auf jedenfall ging auch am Telefon nix und es blieb uns nichts anderes übrig als auf volles Risiko zu gehen und unser Glück (ohne Kekse) am Terminal zu versuchen.

Auf dem Weg trafen wir auf Lilian. Wir erkennen uns sofort wieder. Das war die ominöse Nacht in Flores, Guatemala, wo ich Gott und die Welt verflucht habe und sie mein Kummerkasten wurde. Das ist schon ziemlich zufällig, denn das ist jetzt doch schon eine ganze Weile her. Oh, das Telefon klingelgt! Anruf für einen Lukas aus der Schweiz. Haha, ich kenne hier doch gar niemanden. Die verwirrte weibliche Stimme am Telefon kannte mich dann auch nicht - dafür aber den Lukas aus der Schweiz, der hinten auf dem Sofa sass. :D Da waren wir also zwei. Das ist ein gutes Zeichen hier abzuhauen :D

An der Bushaltestelle ging dann alles wie am Schnürchen. Wir ergatterten eines der Frühesten Bustickets. Die Fahrt war alles andere wie ausgebucht - zu unserem Glück, denn das hielt auch den Preis auf fairem Nivau. Nichtsdestotrotz ist Brasilien ein teures Pflaster und wir bezahlen für die 16 Stunden nach Foz de Iguasu beinahe 80 Franken.

So befinden wir uns nun seit geraumer Zeit auf der Autobahn. An uns vorbei ziehen endlose Zuckerrohrfelder, zwischen Hügelchen gebettet. Ab und an eine alte, verlassene Tankstelle, um die man mal wieder Rasen mähen könnte, wäre sie eben nicht verlassen. Eigentlich wenig spektakulär, so dass wir uns Zeit für uns nehmen. Jenny und ich gehen uns trotzt dieser intensiven Tage mit 24 Stunden beieinander sein nicht im geringsten auf die Nüsse. Ganz im Gegenteil... ist die andere Person mal nicht da, sei es nur kurz, fühlt sich das für mich gleich komisch an. Zudem wird uns auch klar, dass während es draussen Regnet, wir hier im Schutze der Karosserie durch die Nacht brettern. Zusammen, mit vollem Herzen. Während andere den ganzen Tag schuften und gegen das alleinesein kämpfen, haben wir uns. Sowas ist selten und man weiss nie, ob so etwas mal wieder passiert. Denn Traum lebt man meistens nicht alle Tage.

Ich denke zurück an Sao Paulo und muss mir eingestehen, dass sich die Stadt mir nicht so eröffnet hat. Trotzdem war sie ein guter Gastgeber mit stolzen Paulistas, gutem Bier. Wir sind gekommen um Guilerme zu besuchen und das haben wir getan. Und das ist in diesem Falle genug so. Ein Highlight steht jetzt nämlich an. Die Iguassu Falls. Wovon Roger Federer schwärmt, kann nur einfach wunderbar sein.

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