Wenn der Kreis sich schliesst.
Die Dame an der Rezeption vom Pornohotel war wirklich hilfreich und nett. Trotzdem hat sie uns einen eingebrockt, den wir nicht so schnell vergessen. Zwar hat sie wunderbar gestern die Reservation für unsere Fahrkarten gemacht und für diese auch kassiert. Doch leider hat sie nicht auf den Zettel geschrieben, mit welcher Firma sie denn gebucht hat. So standen wir heute morgen am Terminal. Dieses war zwar gut organisiert und alles Wunderbar angeschrieben. Uns blieb nichts anderes übrig als von Busgesellschaft zu Bussgesellschaft zu gehen und es mit unserer Nummer zu probieren. Leider wollte bis zum Schluss niemand etwas damit am Hut haben und uns blieb nichts anderes übrig, als eine neue Fahrkarte zu kaufen - lustigerweise mit genau der Firma, die uns am Vortag als Ausländer nicht haben wollte. Nun, da sind gerade 100 Dollar im Nirvana verschwunden. Dass damit hungernden Kindern Essen gekauft wird, ist nur eine ferne Hoffnung.
Da sind wir nun, Sau Paulo, grösste Stadt Brasiliens. Wir sind entzückt von der U-Bahn, die uns von der Busstation bis in Gehweite unserer Unterkunft bringt. Super Modern und perfekt ausgeschildert, eine Wohltat für geschundene ÖV-Benutzer wie mich. Wir sind in einem Viertel, das bekannt ist für seine Restaurants und Bars. Das indische Restaurant nebenan sieht aus, als hätten sie es in Dehli ausgebaut und hier wieder hingestellt. Allgemein hat das Quartier Stil und zeugt von viel Subkultur. Die Häuser der Skyline sind mehrheitlich Grau und Farblos. Man weiss nicht recht, ob das, was am Himmel hängt, smog ist oder ob die Wolken hier einfach anders aussehen. Trotzdem, es ist warm und Sonnebrille Pflicht.
Wir melden uns bei Ghuillerme, meinem Kumpel aus der Sprachschule in Australien. Im Laufe des Abends taucht er dann auch auf und es geht auf die Strasse. Der grosse Unterschied zu damals vor 2 Jahren ist, dass ich inzwischen etwas besser Englisch Spreche. So ergibt sich für uns eine total neue Situation, als würden wir uns neu kennenlernen. Doch das funktioniert gut und auch Jenny ist voll dabei. Wir trinken uns durch die Bierkarte und plappern über alte Zeiten. Über Chris und Ruby, unsere Teachers, damals bei Ability, über unser Fussballspiel im alten Knast, wonach ich 2 Wochen lang Blasen an den Füssen hatte. Wir sprechen über Bruna, die mit uns in der Klasse war und wie sie, genauso wie Roxy aus LIma unsere Kontaktversuche ignorieren. Trotzdessen schliesst sich heute Abend ein grosser Kreis. Der uns gegenüber sitzende Guillerme war iener der ersten, die ich auf meiner bald 2 Jährigen Reise kennengelernt habe. Digital haben wir den Kontakt am Leben erhalten und nun sind wir alle hier, versammelt um einen Tisch im fernen Brasilien - mit genügend Bier. Wegen solchen Momenten reist man, liebe leser. Genau desswegen.
Wir sprechen auch über Gilbert aus Paris. Guillerme wird im Juli für 2 Wochen nach Europa reisen und zusammen mit Gil über die Schweiz nach Italien fahren. Das finden wir klasse, denn wenn er uns nicht besucht, schmeisse ich ihn genauso aus Facebook wie es Bruna und Roxy gemacht haben :) Shit, wir haben vergessen ein Foto zu machen.