Heiliges Bergsteigen
Dieses verfluchte Pornozimmer. Jetzt haben wir schon wieder so lange geschlafen. Während es mir am Anfang noch witzig vorkam, beginnt es mich langsam zu nerven. Bevor es losging in unser Lieblingsrestaurand um FLEISCH zu essen, zu denen es ganz Leckere BOHNEN gab, mussten wir noch etwas Bürokram erledigen. Spannend ist, dass uns hier in Brasilien keine Busgesellschaft ihr Ticket online verkaufen wollte. So mussten wir die liebe Frau an der Rezeption beauftragen in unserem Namen anzurufen. Das tat sie auch und händigte uns unsere Confirmationsnummer aus. Olé, wir fahren nach Sao Paulo! Igitt, werden jetzt viele denken, aber ich hoffe der Guillerme hat sich inzwischen mal die Haare geschnitten ^^. Er war einer der ersten, die ich neben der Schweizer-Crew um Patrick Meatly, Quasselstrippe Hanna und Leonardo, der jetzt gwählter Politiker ist, den ich in Australien kennenlernte. Und er hat sich auch alle Mühe gegeben, den Kontakt aufrecht zu erhalten und nun erwartet er uns in Sao Paulo. Natürlich ein Muss dahin zu fahren.
Der Tag war also schon weit angebrochen, als wir am Fusse des Corcovado eintreffen. Ich mag es sehr, dass Jenny und ich uns fast ein halbes Jahr nicht gesehen haben, aber harmonieren, wie am ersten Tag. So müssen wir nicht gross diskutieren, als uns alle Schlepper uns in Ihre Taxis ziehen wollen um uns den Berg zum grossen Chésus hochzufahren. Da gibt es viele Favelas! Und es ist weit! Egal, WIR LAUFEN. Und ab gehts.
Während sich Jenny in der ersten Steigung wünscht, das dies die Letze ist, mache ich dauernd Kommentare über mein Knie. Das wird echt langsam der Running-Gag hier, obwohl wir nach Rennen mit dem Gelenk nicht zu Mute ist. Trotzdem geht es erstaundlich geschmeidig voran. Es beginnt etwas zu Nieseln, was das ganze zu einer erfrischenden Angelegenheit machte. Es ist echt krass, wie quasi gleich mitten in Rio, der zweitgrössten Stadt Brasiliens, der Urwald beginnt. Wir staunen Bauklötze ab dem Wunderschönen Regenwald, den wir durchwaten. Immer wieder treffen wir auf wunderschöne Kolonialhäuser, die langsam vom Urwald zurückgeholt werden.
Plötzlich rührt sich etwas in der Baumkrone. Erstaunt schauen wir nach oben und suchen nach dem Verursacher. Uns klappt das Maul weit auf, als wir diesen kleinen Affen sehen, wie er sich an einer grossen, gelben Stinkefrucht zu schaffen macht, hoch oben unter den Wipfeln des Waldes. Als wir ihn so anstarren, kommt dem Primaten nichts schlaueres in den Sinn, als... knallhart zurück zu starren. Da sitzt er nun, in der ersten Reihe des Kinos, frisst seine Stinkefrucht und schaut auf uns hinab. Cool und gechillt, wie nur Affen es können. Jenny ist begeistert und ihre Stimme oktaviert nach oben um nur noch süsse Dinge über Primaten zu sagen :D Als dann eine Mutter mit ihrem Jungen auf dem Rücken sich ebenfalls an der Frucht zu schaffen macht, ist es um uns beide Geschehen. "Jöööh, Uiiiii, schnüüüüsig" "Och kuck mal, ein Schmetterling, so gross!!!" und schon tanzt Jenny davon :D Ich folge mit dem Blick fokussiert durch die Linse meiner Kamera.
Als wir oben ankommen, sind wir doch ziemlich geschafft. Eigentlich hätten wir einen Gratiseintritt verdient für unsere Leistung. Finden auch die Briten, die 25 Real pro Person bezahlt haben, damit sie das Taxi hoch und wider runter bringt. Doch es blieb uns nichts anderes übrig, als den Eintritt zu berappen. Für diese Almose durften wir dann zu Chésus. Dem Beschützer Rios. Er war schon unglaublich gross und unglaublich beliebtes Motiv für alle Touristen dort oben, denen wir fast vor die Füsse kotzten. Klar, wir sind auch Touristen, da gibts nichts drann zu ändern. Was uns jedoch unterscheidet ist, dass wenn 10 Menschen vor uns die Arme ausgestreckt haben in ihrem Foto, dann wollen wir ein anderes Foto haben. Gesagt - Getan! Gott, sind wir gut.