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Rio de Janeiro

Das Pornozimmer am Carneval


Während dieser Tage grenzt es schon beinahe an einem Wunder in Rio eine Unterkunft zu finden. Ich erinnere mich an eine Werbung auf meiner Lieblingsflugseite Skyscanner, die mich erinnerte, jetzt die letzte Möglichkeit für ein Zimmer in Rio zu nutzen. Nur 1250 Dollar für 4 Nächte. Wow! Was für ein Schnäppchen. Da bin ich doch froh, waren wir schlauer und haben unsere Bleibe weit im voraus gebucht. 20 Dollar, pro Person im Geräumigen Doppelzimmer, das es in sich hat. Meine lieber Jesus Christus.

Wenn man die Tür aufsperrt, denkt man sich, wie gross es hier ist. Dann stellt man fest, dass dies nur wegen all der Spiegel an den Wänden sich so anfühlt. Ihr kennt das, wenn man in einer Bar sitzt und denkt, woah, ist das gross und voll hier, bis man merkt, dass man die ganze Zeit mit nem Spiegelbild von sich selbst geflirtet hat. Etwa so ist das hier. Als wir uns nichtsahnend aufs Bett legten, begannen wir die eigentlichen Highlights kennenzulernen. Die ganze Decke war ebenfalls nichts anderes als Spiegel! Wir entschlossen uns nicht im Bett vor lachen zu bepissen, sondern im dafür vorgesehenen Abort, der im Zimmer integriert war - Jedoch gänzlich ohne Tür daher kam. Durch den Spiegelsaal im Schlafbereich erhascht man so freien Blick auf den Lokus und die Dusche. Fein! So weit sind wir dann doch noch nicht.

Das ganze ergab in Kombination das wohl skurrilste Zimmer in dem wir je genächtigt haben. Und weil da so viele Spiegel waren, hat man gänzlich auf Fenster verzichtet. Die Klimaanlage verzerrt die Realität noch mehr, was schlussendlich dazu führte, dass wir den Sinn für Raum und Zeit verloren. Die Haare standen uns zu berge, als wir feststellten, dass wir unseren halben Sightseeingtag verschlafen hatten. Wir habens einfach nicht mitgekriegt. Nun, unser Mikrokosmos teilte uns auch nicht mit, dass es draussen Regnete. Regen in Rio?

Nun, dieser kann durchaus seine guten Seiten haben. Während es heute angenehm kühl war in der Stadt, zogen wir los um die berühmten bunten Treppen in Lapa zu besuchen. Der Chilenische Künstler, verkaufte immer und immer wieder das selbe Bild einer Schwangeren Frau um damit Geld für sein Projekt zu sammeln. Es sollte sein Lebenswerk werden, welches das schmutzige Lustquartier farblich aufpeppt. Obwohl sich viele Touristen dort einfinden, ist es immer noch ein Ort, wo die Lokals flanieren. Ein Mann füttert seine Katzen. Für jede gibt es eine Treppenstufe. Und die alte Frau sucht sich ne Ecke, hebt ihren Rock und... gut, das hätte sie jetzt auch dahein tun können. Wir machen unsere Fotos, finden den Bodensee in Plättchenform und ziehen von Dannen.

Meine gute Freundin Andrea gab uns einige Ratschläge und einer ihrer Geheimtipps war es, die Bibliothek zu besuchen, die Nummer 13 auf unserer Karte, weil diese erstens schwer zu finden sein und zweitens, wenn man mal drin ist, einem mit ihrer Wucht umwirft. Jedoch war heute Carneval. überall in den Strassen wurde gefeiert und die Menschen zogen in so grossen Massen vorbei, dass es schon fast beängstigend war, für zwei schlaftrunkene Touristen, wie uns. Die Bibliothek fanden wir nicht, dafür aber den Platz wo wir gestern aus dem Bus geworfen wurden. Dort wiederum fand sich Gabriela, die bald Geburtstag hat. Das erzählte sie etwa 10 Mal, weil sie, wie sie selbst sagt, so betrunken sei. Doch sie und ihre Freunde sind gute Seelen und laden uns spontan zum mitfeiern ein. So sind wir plötzlich Carnevalisiert und die Menge an konsumierten Rauschmitteln steigt abrupt.

Bei einer Dame, scheint der Pegel schon seit längerem sehr hoch zu sein. Sie tanzt, nur im Röckchen und Bikinioberteil bekleidet, welches selten dort ist, wo es hingehört. Als wäre es die Party ihres Lebens. Geburtstag und Weihnachten auf einen Schlag. Bis es zu viel war und sie auf dem nassen Boden liegen bleibt. Keine Angst, es ist ihr nichts passiert. Das Wetter trägt dazu bei, dass man während dem Carneval durchaus mal auf dem Boden liegen bleiben kann. Trotzdem wird uns gesagt, dass sie kein Zuhause hat. Ich finde das eindrücklich. Bei diesem Fest kommen alle zusammen. Ich sagst doch, Alkohol verbindet Menschen! Der Strassencarneval hier in Rio ist intensiv und laut. Ungewohnt für uns Fasnächtler. Das hier ist nochmal was ganz anderes, etwas schhweres, zudem man erst den Zugang finden muss als Ausländer. Wir danken Gabriela, denn sie hat uns heute die Angst genommen und wir fallen zurück ins Bett im Pornozimmer um erneut Zeit und Raum zu vergessen.

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