No Ché
Die 3 stündige Fahrt nach Sucre fühlte sich bereits wie eine Erlösung an. Bei der Ankunft fallen Frida und mir dann aber lautstark die Kiefer auf den geteerten Boden. Das sollte eigentlich schon genug Zeichen dafür sein, dass wir zurück sind. Zurück in einer schönen Stadt. Die Häuser im Kolonialstil, zuckersüss weiss gestrichen. Die Menschen tragen viel westliche Kleidung, das Indigene hier kaum Present. Das hier könnte Spanien sein aber sicher nicht Bolivien, nicht so, wie wir es bis jetzt kennen gelernt haben. Dazu scheint die Sonne angenehm vom Himmel und veranlasst uns noch direkt im Büro der Fluggesellschaft unsere Wintersachen im Rucksack verschwinden zu lassen.
Wir haben uns entschieden, die gefährliche Strecke von hier bis nach Santa Cruz, wo Frida volunteert und ich nach Rio fliege, von 20 Stunden mit einem Flug auf 30 Minuten zu verkürzen. Für 50 Dollar ersteigen wir ein Ticket und wir sind vollends zufrieden und unser Krankenblues ist wie weggeblasen. Allgemien fühle ich mich erleichtert, nach dem verfassen der gestrigen Worte. Es ist erst 10 Uhr, wir haben noch den ganzen Tag. Bereits auf dem Weg zum Hotel bemerken wir, wie bemerkenswert das hier alles ist. Wunderschöne Kirchen, Gartenanlagen und Bäume die vor allem eins sind: In Stande gehalten. Das sehe ich zum ersten Mal hier in Bolivien. Ich verstehe ja nichts von Politik hier, jedoch wundert es mich nicht, dass Sucre immer gegen Präsident Morales' Ideen stimmt. Dieser Ort ist anders.
Nach ausgiebiger Internetarbeit dank funktionierendem Internet, fühle ich mich so beflügelt und frühlingsgeflasht, dass ich mich von einem Flyer inspireren lasse und plötzlich Lust empfinde auf dem Weg von Ché Guevara nach Santa Cruz zu reisen. Einige Anbieter in der Stadt haben so einen Trip zusammengestellt, auf dem man in die abgelegensten Dörfer reist, wo sich der Guerillia damals versteckte. Eine interessante Möglichkeit, etwas von der Geschichte mitzukriegen und definitiv spannender als zu fliegen. Mit Hilfe der freundlichen Dame Roxana in der Agentur stellen wir einen Spontantripp zusammen. Mit Bus und einem Tagestrip in die Dörfer, damit ich pünktlich am 31. in Santa Cruz ankomme. Ich bin begeistert und renne zurück ins Flugzeugbüro und staune nicht schlecht, als ich 100% des Flugpreises rückerstattet erhalte. Es ist bereits Abends und wir haben wunderbar Italienisch in einem Aussichtsrestaurant gegessen, als ich ins Büro zurückkehre wo mich die Dame mit der definitiven Reiseroute konfrontiert - und auch dem Preis. Sie hat mich zwei Nächte ins 5 Sterne Hotel eingebucht und ich fahre nur Luxusbus - alleine, weil ich ja keine anderen Menschen mag und sowieso habe ich eine Privatführung weil sie dachte, wenn schon denn schon. Für gesunde 780 Dollar legt sie mir ihr Projekt stolz vor die Nase.
In einem Land 780 für 2 Busfahrten, Hotel und eine Tagestour auszugeben, in dem der Durchscnittliche Bürger 300 Dollar im Monat verdient... Das wäre vielleicht was für Frau Fronkreisch und ihren Gärtner Jean gewesen, aber sehe ich wirklich aus, als würde ich sowas bezahlen? Ich meine Bildung ist wichtig, aber gleich die ganze Familie durchs College bringen? Eigentlich ist es ja schon prinzipiell krank für irgend etwas sooo viel auszugeben. Schade drum. Ich kaufe eine Busfahrkarte für 15 Dollar nach Sucre und bin irgendwie mit mir zufrieden - im Gegensatz zu Roxana. Frida grinst.