Sick and Tired - But thats not bad.
Während man so krank im Bett liegt, mal abseits von den Fieberträumen, kommt man dazu sich einiges an Gedanken zu machen. Ich bin zwar inzwischen darüber hinweg, dass viele nur hier her kommen um sich abzuschiessen und mit mindestens zwei Australischen Frauen am gleichen Abend Sex zu haben. Wie Jallale so schön zu sagen pflegte, die Welt habe so viel Kindliches, will spielen. Er hat recht. Dabei fühle ich mich oft in einer Vaterrolle. So habe ich mich also verändert. Bin ich etwa erwachsen geworden? Nicht ganz, denn gerne würde ich wissen, ob Antonio Cesaro, unser Schweizer Wrestler heute seinen Titel verteidigen konnte ^^
Während die anderen Reisenden durch Potosi wandern und begeistert sind von der Schönheit dieser Stadt, sitze ich auf der Dachterasse, rauche eine Minörzigarre und denke, Gott, wie ist das hässlich hier. Klar, die Berge und das Panorama sind schön, aber diese Stadt... Und das ist UNESCO Mitglied? Wenn das Kulturerbe ist, dann müsste jede einskommafünfte Schweizer Stadt (ausser Oerlikon) auf dieser Liste ganz ganz oben stehen. Zusammen mit Frida schaue ich Filme und wir kurieren uns aus. Als ich zum ersten Mal seit Tagen eine Dusche nehme, fällt mir im Spiegel auf, wie viel Gewicht ich verloren habe. Ich bin irgendwo durch froh, eine Ausrede zu haben, nicht rausgehen zu müssen. Was hab ich schon alles erlebt. Ich habe vor Lebensfreude in die Nacht geschriehen, zu wilder Musik tanzend. Am nächsten Tag das Elend auf den Strassen in mir aufgesaugt, den korrupten Staat erlebt, den Geldsack mit Beinen kennengelernt und auf der Überholspur Geist gefahren. Ich verspüre eine Müdigkeit. Ausgelaugt, wie dieser Mann, den ich heute im Spiegel gesehen habe. Und das darf so sein.
Ich denke, dass ich mich seit ich unterwegs bin, verändert habe und mich in sehr vielen Themen mit mir selber auseinandergesetzt habe. Nicht immer, aber oft schmerzvoll. Dabei realisiert man, was einem wichtig ist. Zum Beispiel ist es mir nie in den Sinn gekommen, irgendwo hängen zu bleiben. Dabei denke ich an Big Nose Mike in China. Oder den Schweizer Hotdogmacher aus Belize. My Best freind for one Day aus New Orelans, die irgendwo in Bolivien rum schwirrt mit ihrem Chilensichen Freund und kein Wort von sich gibt. Mein Traum ist es immer noch, sollte ich mal Kinder haben, diese in Skandinavien aufwachsen zu sehen. So viel hab ich erlebt und nichts hat sich an diesem Traum verändert. Ich habe mir vieles angeschaut, ausprobiert. Es war sauhurengeil, doch nichts hat mich vollends überzeugt. Aber alles hat mich gelehrt. Jeder Eindruck, jede Begegnung, jedes Detail, das ungezwungene Sein. Es hat mich viel übers Leben gelehrt. Es wird Zeit ans Heimkehren zu denken.
Aber nicht ohne einen grossen Umweg zu nehmen. Ihr kennt mich doch und du mich vor allem, liebes Tagebuch.