Elo geht
Als wir heute früh erwachen, funktionieren wir etwas wie Maschinen. In den letzten Wochen hat sich eine Natürlichkeit bei uns eingebürgert, die sehr angenehm ist und wunderbar miteinander und ineinander funktioniert. Meinerseits packe ich alle Souveniers in einen Beutel, den ich in Peru gekauft habe. Elodie wird alles mit nach Hause nehmen und für mich aufbewahren. Sie selbst sieht schon ziemlich bereit aus und hat sich zum Nickerchen hingelegt.
Uns fehlen noch einige Souvenirs. Zudem soll es hier mitten in den engen Gassen von La Paz einen Hexenmarkt haben. Obwohl mein Knie immer schlimmer wird und ich es heute kaum belasten kann, ziehen wir los. Längsämer wie sonst. Als wollten wir die letzten Momente noch intensiver geniessen.
Die Bolivianer glauben, dass getrocknete Lama-Föten Glück bringen. Sie werden zusammen mit Aphrodisien und Kräutern überall feil geboten. Man erklärt uns, dass man die Föten zum Beispiel in Häuser einmauert, um diese stabiler zu machen. Ich kaufe mir tolle Schuhe. Im Stile von Converse, jedoch mit Bolivianischem Stickmuster drauf. Schon oft habe ich sie gesehen, hier endlich in meiner Grösse. Elodie übernimmt das Handeln und ersteigert einen Kissenbezug aus Alpakafell, eine Decke und eine Bronzearbeit mit den Schuhen.
Wir schlendern weiter durch die Strassen, bis unsere Augen eine Schweizerfahne entdecken, die oben an einem haus hängt. Wir betreten den Innenhof und steigen die Treppen hinauf. Wir finden ein kleines Kaffee, das uns Rösti mit Spiegelei und Lama-Cervelat serviert. Wir erklären dies sofort zu unserem perfekten Abschiedsessen. Wir sprechen nicht viel über den Abschied. Wir wollen es nicht wahrhaben oder gar dramatisieren. Eins ist klar. Unsere Freundschaft ist durch diese Zeit gewachsen. Nach 3 Wochen 24 Stunden zusammen ist etwas entstanden, dass noch wertvoller ist, wie das was davor schon war. Es existiert keine sexuelle Anziehung, braucht es auch nicht. Es ist eine pure Freundschaft, die alle nötigen Aspekte beeinhaltet und vor allem eines ist - bereichernd. Diese Zeit hat uns das gelehrt.
Um 13.15 verschwindet sie im Taxi. Sonia und Jacky sind dabei und helfen. So geht alles schnell und schmerzlos. Es reicht gerade noch um Elo ein kleines Geschenk in die Hand zu drücken. Es sind die zwei kleinen Inka-Talismanne, die uns nun beide Begleiten und uns eine sichere Reise gewähren. Es ist die Feder um meinen Hals, die mich dran erinnert, dass ich weiter Fliegen muss.