Der Weg zum Machu Picchu
Weil wir ja spätestens seit unserem Canyon Abenteuer die Beine eines Greises haben, lassen wir uns heute fröhlich rumkutschieren. Elo ist nicht mehr lange hier und wir können es uns nicht leisten, dass beim Highlight, dem Besuch eines Antiken Weltwunders, Machu Picchu etwas schief geht. Wir mussten jedoch schon schmunzeln, als wir feststellten, dass wir uns in einem Hardcore-Touristenbus wiederfanden.
Wir nehmen es locker. So lange er uns dahin bringt, wo wir hin wollen. Unser Zug nach Aguas Calientes fährt nämlich bereits um 16:30 Uhr. Sehr viel gab es jedoch zu beginn nicht zu tun, ausser zu warten. Die Crew war mehr damit beschäftigt, das Chaos aufzuräumen, das die Agenturen Angestellt haben. Elodie heisst jetzt mit Nachnamen Parker und ich bin aus Schweden. Und wo ist Josh? Wer ist Josh überhaupt? Es scheint schlussendlich egal zu sein, ob Josh überhaupt existiert und wir fahren los.
Den ersten Halt tätigen wir an einer Auffangstelle für Lamas und Alpacas - die kleinen, süssen Lamas und Alpacas, die man einfach nicht ernst nehmen kann, weil sie so fluffig und lustig aussehen und immer ein lächeln im Gesicht haben. Hier können die Bauern ihre Tiere abgeben, wenn sie sie nicht mehr brauchen, anstatt sie auszuwildern. Daraus hat man dann einen Streichelzoo für Touristen gemacht mit angeschlossenem Alpaca-Kleiderladen, wo sich die Touristen darüber wundern, dass hier der Pullover nur 200 Dollar kostet. Ob ich ihnen sagen soll, dass wir den gleichen in Cabanaconde für 35 Soles (15 Dollar) gekauft haben und das wohl noch zu teuer war?
Wir finden heraus, dass wir heute morgen wegen dem Chaos eine Stunde zu Spät abgefahren sind. Das ist ärgerlich, denn die Reiseleitung beginnt nun den Aufenthalt an den verschiedenen Stationen zu ändern. Durch die Ruinen rennen wir nur noch durch, während wir an den Märkten ehlends lange verweilen. Das gefällt uns nicht wirklich. Trotzdem füllen wir unsere Rucksäcke weiter mit tollen Souvenirs. Ich habe beschlossen mehr Erinnerungen zu kaufen, denn es gibt nix tolleres, wie sein Haus damit zu dekorieren :)
Als wir dann tatsächlich noch eine Inkaruine besuchten, die Ruinen von Pisaq, wurde uns erklärt, dass die Inkas damals diesen Standort für ihre Stadt ausgesucht haben, weil man auf dem Berg einen See gefunden hat, der von einer Quelle gespiesen wird. Die antiken Wasserleitungen funktionieren noch heute und überall Rauscht es aus den Wänden. Elodie könnte hier nicht schlafen, sie müsste dauernd auf Toilette ^^. Die Bergwelt ist mal wieder eine Wucht. Es handelt isch um karstgebirge, wie fleissige Leser es noch aus Yangshuo kennen. Nur ist hier alles nochmal grösser und Höher. Die Natur erreicht hier einen Gigantismus, den ich selten gesehen habe. Die meisten der Berge werden auf verschiedenen Höhelagen zu Plantagen umgewandelt, ähnlich wie die Reisterassen in Asien. Mit dem Unterschied, dass hier auf den verschiedenen Höhen verschiedene Körner und Wurzeln besser Wachsen. Dank den Inkas haben gibt es die Weisse Kartoffel - zudem hatten sie echt ein Auge für eine gute Aussicht.
Die Panflöte. Dieses Weltweit berühmte Instrument ist der Inbegriff von Peruanischer Traditionsmusik und transportiert dieses Bild hinaus in die Welt. So dachte ich erst nichts böses, als sich die Kapelle im Restaurand aufstellte. Elo und ich liessen dankbar das Essen aus. 20 Dollar finden einige erneut ziemlich günstig. Unser gesunde Menschenverstand jedoch nicht. Alles andere als Gesund war dann auch der Kapelle Musik. Feierlich eröffnetten si mit "Man of the Midnight*, brachten mit Lionel Richies "Hello!" die Herzen der Leute zum schmelzen und erinnerten uns mit Bocellis "Time to say goodbye" innigst daran, dass wir hier verschwinden müssen, bevor der Brechreiz einsetzt.
Weil sich die Tour weiter verspätete (Wohl wegen den Zugaben der Kapelle) reichte es uns kaum mehr die letzte Ruine zu besichtigen. Wir mussten schleunigst den Berg hinunter eilen, um unseren Zug zu erwischen. Dank dem Hilfreichen Busfahrer, konnten wir dann auch die Zugstaiton finden. Wäre er nicht gewesen, hätten wir es wohl nicht geschafft. Zu knapp war alles. Anyway, wir sassen nun im Zug und tuckern Richtung unser Ziel, Machu Picchu Pueblo oder auch Aguas Calientes, von wo wir morgen den Aufstieg zur Stadt der Städte antreten werden. Tiefer ins Gebirge, tief in den Urwald, was ein Ausblick auf den reissenden Fluss und die verschiedenen Trails, die die Wanderer nach Machu Picchu bringen.
Doch dann, oh schreck, sie haben es wieder getan! "Amazing Grace" eröffnete und wird von Tina Turners "Goldeneye" abgelösst. Die Menge wippt und pfeift mit. Elos Augen laufen Rot an und der Schweiss läuft ihr ins Gesicht. Wir werden alle Sterben, denn Elo und Lukas werden bald Amok laufen.
Entweder scheinen die 80er hier nie Aufgehört zu haben, anders kann ich mir das maltretieren dieses tollen Instrumentes nicht erklären. Wenn man schon unbedingt Westliche Lieder spielen möchte, warum dann nicht solche in denen schon ursprünglich eine Panflöte vorkommt? Davon gibt es einige, Simon und Garfunkel oder Celine Dions "My Heart will stop, when you longer play this music" nur so als Beispiel.
Wir haben uns diesen Tag etwas spiritueller vor gestellt. Die Reise zum Machu Picchu kann man wohl wirklich am besten zu Fuss erleben. Alles andere ist einfach nicht Zielgruppe. Schade, macht unser Körper das derzeit nicht mit. Wir machen das beste daraus. Morgen Früh werden wir die ersten sein, die los gehen. Um 4 Uhr werden wir uns zum Eingang begeben und den Berg bezwingen.