Paragliden Tag 8 - Ich spüre den Wind.
Es ist bereits Tag 8 von 10. Ich sitze immer noch auf meine 5 Flügen. Es muss also voran gehen, will ich die notwendige Limite für die Internationale Paragliding Lizenz noch schaffen. Es gefällt mir zwar hier in Buca, aber mein ganzes Leben möchte ich hier auch nicht bleiben.
Russel erklärte mir gestern neben den Sicherheitsangelegenheiten auch noch einiges über das korrekte Anfliegen von Thermals. Das muss man sich so vorstellen: Die Luft wird durch den Boden in Bodennähe aufgewärmt. Die Sonne tut ihren Job ebenso bis es zu Warm ist und die Luft wie in einer Blase nach oben entweicht. Russel beschreibt es elegant damit, dass ich mir das Tal wie eine gigantische Lavalampe vorstellen soll.
Heute hatten wir mal wieder Kaiserwetter, was unseren Ösis nicht nur historisch bedingt gefällt. Heute waren sie früh draussen und trainierten fleissig ihre Akro-Skills. Während dessen konnte ich im angenehmen Morgenwind meine ersten Flüge absolvieren. Schon spannend, wie man sich daran gewöhnt und sich von Tag zu Tag wohler im Element fühlt. Zum ersten Mal, ja zum ersten Mal realisierte ich das Wichtigste von allem - Ich fliege!!!!
Da hänge ich in der Luft. 200 Meter unter mir ist der Boden, oben an mir der Schirm und um mich Vögel... Vögel? Oh mein Gott, ich fliege direkt auf eine Thermal zu...!!! Ich merke, wie mich diese Bitch rauszudrücken versucht. Ich lehne mich dagegen und plötzlich spüre ich den Auftrieb... Wie sagte noch Boris Becker? Ich bin drin! Ich versuche mit 360 Grad umdrehungen den Auftrieb mitzunehmen. Es fühlt sich extrem wild an und man darf ja nicht gen Gleiter machen lassen. Wie auf nem Pferd muss man Herrscher über sein Gefährt sein. Hier wurde mir das schlagartig bewusst. Das klappte auch ganz gut, bis ich sehe, dass die Vögel weiterziehen, der Auftrieb ist vorbei. Ich bin total entspannt und setze eine perfekte Landung hin. BOOOM MOTHERUCKAAAAA!!!!
Zum ersten Mal war ich knapp 10 Minuten in der Luft - ein riesen Erfolg im Gegensatz zu den 4, die es braucht um direkt vom Start in die Landezone - und zum ersten Mal habe ich das unsichtbare Element bewusst gefühlt. Die Luft.
Spät Nachmittags holte ich noch meinen Flug Nr. 8. Dabei versuchte ich mich zum erstne mal der Kante entlang zu hangeln. Das heisst Start, dann nach links und immer schön den Wind nutzen, der gegen den Berg drückt, um Aufwind zu erhalten. Das erwies sich wie die Thermals als sehr Tricky. Ich umfliege die Kante im Achtflug und muss aufpassen, dass ich keine fliegenden Kaiser vom Himmel holte. Einmal spürte ich etwas Auftrieb, dann aber nicht mehr und ich verlohr zu viel Höhe, was mich erneut und die Zielzone fliegne liess - zum ersten Mal ohne Funkanweisung von Russel, setzte ich erneut eine geile Landung hin.
Heute war ein erfolgreicher Tag und ich habe während dem Fliegen und auch zwischendurch beim Kiten auf dem Boden extrem viel gelernt. Endlich zahlt es sich aus. Ich habe endlich, endlich richtig Spass und Erfolg. Diese Zwei Dinge scheinen in meinem Leben nahe zusammen zu liegen. Halleluja. Das war nötig. Abends sind wir dann mit der ganzen Crew noch Fussball spielen gegangen. Ich war ja leicht nervös, denn normalerweise habe ich dabei zwei linke Füsse. Doch ich schaffte es mich gegen die durchtrainierte und talentierte Strassenmannschaft durchzusetzen und trug zwei Tore zu unserem grossartigen Sieg bei :D P.S. Danke Wilfredo für dieses tolle Foto :D