Sich den richtigen angeln.
Regen kann unangenehm sein. Man sah sich schon selbst den Tag mit Familie und Freunden in der Sonne liegen. Und natürlich war es der erste Tag seid äonen, den man einfach so frei hatte und Petrus hat Waschtag.
Cartagena ist nass, von unten bis oben durchnässt. Die kleinen Fenster, hinter denen man sonst die Menschen sitzen sieht, beim essen, beim Krimi schauen oder die Wohnung mit tausenden Lichtern für Navidad herrlichten, sind heute alle geschlossen. Kleine Bäche zieren die Strassen und die Wenigen, die sich rauswagen, werden von den kleinen, gelben Taxis nassgespritzt.
Mein eigenes Taxi wollte mich zuerst nicht mitnehmen. Wer baut auch eine Busstation 20km ausserhalb der Stadt, wo nach 7 kein Shuttle mehr fährt und kein Taxifahrer mehr hinfahren möchte, damit man seinen Bus um 9 erwischen kann? Ich musste tief in die Tasche greiffen. Der Fahrer kann nun seinen Kindern das College finanzieren und ich meinen Bus nehmen.
Noch während der ersten Stunden winzt mich die Jana an. Sie ist Columbianerin und ihr ist es egal, dass ich kein Spanisch spreche. Mit ihren Reeaugen schaut sie mich an und ich helfe ihr, ihren Saft zu öffnen, der zu fest verschlossen war und gebe ihr meinen Pully, weil sie friert. Was ich bekomme ist fürsorge und eine anmache, meine erste hier und das gleich von einer Frau, die mir auch gefällt.
Wir labern an die drei Stunden, bis sie aussteigt und mich fragt, ob ich mitkommen möchte. Doch ich weiss, dass ich das nicht will und sie merkt es auch. Mir ist klar, dass sie einen reichen Mann sucht, der wiederum ihre Kinder durchs College bringt. Jedoch ist mein soll für Spenden für heute erfüllt - auch wenn ich bei ihr definitiv Gegenleistung erhalten hätte, die jeder nicht anders verliebte Mann niemals ausgeschlagen hätte. "Ich bin nicht der richtige für dich!" Versuch ich zu sagen.
Während die Klimaanlage heute mal wieder besonders kalt war, das auch jeder besonders gut schlafen konnte, zog ich meine Trümpfe. Mit Isländer und langen Hosen bewaffnet, ging ich in die Schlacht und träumte von Wattebauschen und grossbusigen Frauen, wobei das zweite kein wirklicher Traum war. Vor dem Bus stand eine Frau, die sich das wohl zum Geburtstag gewünscht haben muss. So unglaublich hässlich ragen sie raus, als hätte man keine Kissen, sondern Duplo-Bauklötze Waagrecht eingesetzt. Ich überlege mir noch, was man alles tolles da drauf abstellen kann, sage "hallo" zum Land der plastischen Chirurgie und verabschiede mich in die Traumwelt in der ich mich in den Höhen des Himmels wieder finde.
Auf nach Bucaramanga. Ich will fliegen.