Colors
Es sieht ja schon ein bisschen Witzig aus, all die Kinder aus der Stadt, die sich wie so oft am letzten Sonntag des Monats auf dem Castillo treffen. Das liegt wohl daran, dass sie nichts zu berappen haben, denn dann ist es immer kostenlos. Fluoriszierende Kleider, wo jeder Kindsgistreifen alt aussieht dagegen, ärmellos natürlich. dazu Kniehohe lässige Jeans und Farbspray in den Haaren. Ein Bandana machts komplett, nicht zu vergessen aber die bunten Lippen. Auf unsere Frage, ob sie die sachen von der Mama geklaut haben, mussten wir alle zusammen lachen. Hippster sind sie. Kolumbianische Hipster :D Das es sowas gibt hehe.
Natürlich gibt es auch die richtigen Hippen Menschen hier. Die haben wir in den Nächten kennengelernt. Während in Belize noch simple korpulier-willige Hüftbewegungen reichten, haben die hier die Bienen im Hintern, das glaubst du nicht. Schön sind sie, die Männer und Frauen. Und bewegen können sie sich. Mein Rücken fühlt sich immer noch wie ein einziger, langer knochen an, so wirke ich hölzern, wie ein Besenstil. Doch es kommt, Freunde, es kommt.
Wir machen fotos mit den Kindern und sie sind so begeistern, dass sie ihr bestes English hervorholen und ich mein bestes nicht vorhandenes Spanisch. Doch das Corazin zählt und wir feilen uns alle über unser Aussehen an. Ich bin ja völlig angetan vom Mikimausgangsteranhänger, der sich Julio, ich denke es ist sein Künstlername, gebastelt hat. Natürlich kann er auch Freestylen. Gut, er hätte auch irgend etwas sagen können, ich hätts nicht verstanden - doch er hat nicht damit gerechnet, dass ihm ein halbtax Freestyler gegenüber sitzt. Ich haue ihm die fettesten Rhymes in feinstem Schweizerdeutsch um die Ohren, während sein Kumpel Carlos den Beat gibt. In your Face Motherfucker :D
Das Castillo ist im übrigen das einzige, das nie zerstört wurde. Weder Herr Drake noch Morgan oder andere Freibeuter haben es je geschafft diese Massive Festung nieder zureisse. Gut für uns, gut für die Spanier :) 15. Jahrhundert. Ich hab schon gestern im Museum gespürt dass damals hier die Post abging. Bah könnte man doch mal kurz zurück reisen :D
Auf dem Nachhauseweg gönnen wir uns einige Freuden der Modernen Zivilisation und ich finde auch endlich neue Schuhe. Meine alten Siebenmeilenstiefel haben ausgedient. Und sie haben einen super Job getan. Jedoch ergibt sich langsam aber sich er hier ein wenig Stress mit meinen Bankkarten. Obwohl hier zum ersten Mal auch das Maestro Zeichen erscheint, ich also eigentlich Gebührenfrei Geld beziehen könnten sollte / sollte können, geht hier gar nichts. Oftmals renne ich zu 4 Automaten bis sich das Roulette dafür entschieden hatt, dass nicht rot oder schwarz sondern Grün kommt. Ich muss deshalb immer einen hohen Geldbetrag mit mir rumtragen um nicht in Gefahr zu laufen, blank zu sein. Das ist nicht gut. Da verliert mein Gesicht jegliche Farbe.
Da beruhigt mich die dudelnde Weihnachtsmusik und die überall für Advent bereitgestellten Weihnachtsbäume und Lichter auch nicht wirklich. Ich weiss noch nicht, wo es mich für mein erstes Weihnachten ohne Familie hinverschlägt. Es ist ein sehr sensibles Thema für mich. Aber wenn alles schief geht, habe ich immerhin einen Eptileptischen Anfall von Neonlichtern. Die Kolumbianer sind dafür bekannt, am meisten Lichter überall hin zu hängen. Bunt natürlich.