Durch- und Skyfall
Ohne Roel hätte ich die Maya nie wiedergetroffen. Am ersten Tag in Cancun, ihr erinnert euch, brachte er sie zu meinem Hostel. Zack, da stand er heute wieder. Leicht angetrunken - gut, was heisst leicht - torkelt er zusammen mit zwei Landsmanninen durch die Strassen Leons. Als wir uns erkennen, wird erst mal heftigst umarmt und sogleich beschlossen richtig los zu legen. Er hat mit seiner tolpatischigkeit es mal wieder fertig gebracht, sich zweier hübscher Mädels Gesellschaft zu sichern, mit denen er sehr sehr offenherzig umgeht. Ein Spass sich das anzusehen, nach so einem heissen Tag in der Trockenzeit der Stadt. Es wird spät, bis wir in unseren Betten aufschlagen.
Was für ein heisser Tag heute. Mir war in den letzten Tagen entgangen, dass ich mit meinem grossen Sprung nach Süden von der Regenzeit Honduras' in die Trockenzeit Nicaraguas gewechselt habe. Bereits Morgens um 8 scheint es mit gut 30 Grad vom Himmel und während des Tages wird es nur noch heisser. Trotzdem liess ich es mir nicht nehmen, heute endlich auf eigene Faust die Stadt mit ihrer Geschichte, den tollen Menschen und Kirchen zu erkunden. In den letzten Wochen habe ich mich so viel auf mich und meine Mitmenschen konzentriert, dass mir fast sämtliche Geschichte der Orte in denen ich mich befand nicht mitbekommen und nichts gelernt habe. Ich erlange mein Wissen unterwegs entweder durch englischsprachige Locals oder die Touristen. Beide Quellen sind hier fast gänzlich versiegt. Wenn also jemand von euch gerne ne Zusammenfassung schreiben würde, ich bitte darum Das liegt aber auch daran, das die meisten Touristen hier her kommen um zu Chillen und nicht um was zu lernen.
Während die meisten Gebäude hier nicht mehr als über einen Stock verfügen, ragen die Kirchen in die Höhe. Zwar auch nur bedingt. Das wird wohl an den vielen Erdbeben der Gegend liegen. Heute Nacht zum Beispiel wurde Guatemala mit 7.4 auf der Richtersskala wach gerüttelt und hat über 50 Tote zu beklagen. Somit verstehe ich die Bauweise hier und geniesse einen wunderbaren Ausblick vom Kirchturm, der mir endlich eine übersicht gibt, wo ich mich eigentlich befinde.
Der Ausblick auf die Vulkane ist gigantisch. Die Stadt ist völlig von ihnen Umgeben. Ganz Nicaragua ist ein einziger Vulkan ^^
Die Menschen hier in Leon sind sehr stolz. Das hängt sicherlich mit der bewegenden Politischen Geschichte der Stadt zusammen. Wie in den meisten Bananenrepubliken dieser Welt, gabs auch hier viel Stress mit Guerillias und Revolutionären.
Auf meiner Wanderung entdeckte ich ein Kino. Ein echtes KINO! Mit Popkorn und Hot Dogs und allem was das Herz begehrt. Ich erhoffte eine abkühlung und schaute mir den neuen James Bond an. Doch die Nicas haben es mal wieder sehr gut mit der Aircon gemeint und ich schlottere im Saal mit den restlichen Anwesenden um die Wette. Zum Glück war zumindest die Toilette gleich um die Ecke, was ich in den letzten Tagen sehr zu schätzen gelernt habe.
Mit letzter Kraft haben sich Roel, seine Mädels und ich uns morgen verabredet. Wir wollen an den Strand. Das klingt zum ersten Mal seit langem nach einer guten Idee und ich bin Feuer und Flamme mich im Pazifik zu löschen. Ich freue mich. Es tut so gut, eine bekannte Seele um sich zu haben und ich bedanke mich unter dem Sternenhimmel bei Orion, meinem Lieblingssternbild, mit dem Ich manchmal spreche, wenn ich jemandem was anvertrauen möchte, der nicht antwortet, aber trotzdem immer da ist.