Durch(ge)fall(en)
Wie ich im Nachhinein erfahren durfte, hielt ich mir für 2 Tage in einer der gefährlichsten Gegenden des Landes auf. Während andere in den Shopping-Mals ihre Zeit totschlagen, muss ich mich in Acht nehmen nicht selbst Tod geschlagen zu werden.
Doch das ist jetzt vorbei, ich bin nach einer langen Busfahrt und einem erstaunlich einfachen Grenzübergang, in Leon, Nicaragua angekommen. Wie bereits Antigua strotzt Leon mit seinen Kolonialbauten und der Grössten Kathedrale Centralamerikas (Wenn man der Werbung glauben darf). Irgendwie scheint hier alles ein bisschen unkomplizierter zu sein. Die Menschen laufen wieder mit einem Lächeln durch die Strassen und strahlen ein Selbstbewusstsein aus, dass so weit von den erdrückten Charaktären in Tegus weg ist, wie der Nord vom Südpol.
Ich treffe auf bekannte Gesichter aus Utila. Ich wundere mich nicht mehr über die Zufälle, denke auch nicht, dass es sich um einen handelt, denn die Travellerwege hier sind ähnlich schmal, wie der Kontinent. Obwohl ich eigentlich nicht so Lust auf Konversation habe, schaffe ich es genügend Meute zu motivieren, mit mir morgen Einen Vulkan zu besteigen, auf dem man etwas ganz witziges machen kann, dazu aber morgen mehr.
Jetzt ziehe ich mich erst mal ein wenig zurück. Irgendwie scheint das wenige, dass ich in den letzten Tagen gegessen habe, sich nicht mit meinem Magen zu vertragen und ich fühle mich zum ersten Mal richtig krank. Von Oben rein bis unten raus dauert es an die ca 10 Minuten.
Trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, noch etwas aus zu gehen. Das liegt hauptsächlich am Klaus, dessen Name eigentlich Florian ist, Klaus aber eigentlich viel besser zu ihm passt. Er ist in seinen Dreissigern und zu unserer aller Ueberraschung der Aktivste von uns allen. Klar gehen wir in die Karaokebar, Klaus und klar singen wir Lou Bega :D Während wir jungen Küken uns scheu hinter unserem Bier versteckten, dreht Klaus auf und schnappt sich das Mikrophon. So bricht er das Eis zwischen den anwesenden Nicas und uns und es ergibt sich ein wunderbares Fest und Kulturaustausch.
Besonders beeindruckt hat mich Christian, ein 15 Jähriger Knabe, der mir schon durch sein tolles tanzen aufgefallen war. Er spricht fliessend Spanisch, Englisch und Franzsösisch und strotzt nur so vor Wissensdurst. Von ihm kommt dann die wunderbare Frage: "Tell me about life in Europe". Wir alle stutzen... Ja, was erzählen wir ihm denn? WIr überlegen lange, was wir ihm erzählen, bis er weiter fragt: "Wann steht ihr denn morgens auf? Wann geht ihr zu Bett?" ... Wie weit man manchmal überlegt und nicht das alltägliche nicht sieht. Lukas, setzen, Sechs! Durchgefallen.
Das hat mir in den letzten Wochen etwas gefehlt. Mein Spanisch hält mich oft von Konversation ab, obwohl ich so wirklich was lernen könnte. Dann kommen dieser alte und junge Hase und wecken mich aus meiner Lethargie. Während mir die Worte fehlen, sprechen sie mir aus der Seele und während ich mich die letzten Wochen müde durch die Gegend schleife, kommt z.B. der Klaus hier her und haut gleich mal richtig nivauvoll aufn Putz. Starkes Stück, wenn du das liesst, ich wünsche dir noch eine gute Reise und weiterhin viel Spass! Und dir Christian, verlier dich nicht und du wirst ein goldenes Leben haben.