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Chimaltenago

Jesus Jalapenio


Ich bin doch tatsächlich immer noch hier. Eigentlich sollte ich ja schon längst auf dem Weg nach San Pedro sein um Spanisch zu lernen aber Kristina und Jorge haben mich überredet zu bleiben. Heute ist nämlich grosser Besuchstag auf der Finca und es werden viele Gäste erwartet. Leider hat einer der Huskies den Truthahn für heute vor dem Metzger erwischt und so brauchte man ihn nur noch zu federn und in den Ofen zu schieben, damit er dann auch bereit ist, wenn die Gäste kommen.

Soeben habe ich zwei Ultraleichtflugzeuge im Hangar entdeckt (!) und dass während ich mich für den Seilpark das nötige Material zusammensuchte. Der Hangar steht gleich neben einem der unzähligen Teichen, in denen Fischzucht betrieben wird (ausser im grössten, das schwimmen nur Pedalos) und im Hintergrund macht sich die Hauseigene Kaffeeplantage breit. Nachdem ich ja gestern bereits reiten war (Kristina sah bei der Übung einiges Eleganter aus, wie ich), werden wir heute mit Ferngesteuerten Flugzeugen spielen, für die es natürlich auch eine eigene Landebahn gibt. Man darf isch ja schomal was gönnen für seine Gäste.

Bei den Besuchern ist von Politiker über Schmusesänger alles dabei, was in der Gegend Rang und Namen hat. Das Wohlhaben erkennt man an der Kleidung und oftmals auch an den nach hinten geschelten Haaren. Zum Glück, zum grossen Glück habe ich ja noch mein Hemd und ein Paar lange Hosen im Rucksack, die zusammen mit Ullas Käppi mich unter all den Reichen nicht als Backpacker auffallen lassen um Jorge und Kristina nicht zu schmähen. Phu!

Völlig für mich erobern konnte ich die Meute dann, als die Jalapenios verteilt wurden. Wo jeder aus Anstand eine auf den Teller nahm, lud ich mir deren vier und sofort erntete ich sämtliche Blicke. Was will denn dieser Gringo mit so viel Jalapenios? Während die Herren in Schweiss ausbrachen, genoss ich meine Grünen Pfefferschoten und empfand sie alles andere als scharf! Hihi. Keine Miene verzog ich mir, dafür fielen die Kiefer der Gäste reihenweise.

Ich beginne langsam meinen armen Papa zu verstehen, der daheim beinahe Feuer spuckt, wenn Mutti mal nach unserem (Martina und mir) Geschmack würzt. Wenn jetzt aber die Guatemalteken hier schon fast zergehen und ich es kaum spüre, dann muss ich zu geben, tut mir mein Papa leid *grins*.

Somit reisse ich den Titel als amtierender Jesus Jalapenio an mich geniesse das frisch erworbene Ansehen beim Künstlichen Augenhersteller und den anderen lustigen und aufgestellten Menschen, die ich heute kennen lernen durfte.

Als es dann ein dunkelte, zog ich mich zurück und genoss ganz alleine auf einer Lichtung den allabendliche Tanz der Feuerfliegen. Keine Nacht lassen sie aus und um mich herum versank die Wiese im Lichte der Lebewesen. Es war, als würden die Sterne hier auf der Erde ein Fest feiern und singend durch die Wiese hüpfen und die Funken vom Lagerfeuer, nach dessen erlöschen, fröhlich weiter tanzen.

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