Auf in die Berge
Es tat richtig gut einfach mal Musik zu hören und die Landschaft an mir vobei ziehen zu sehen. Meine Freunde sind weg und ich bin zum ersten Mal auf dieser Reise richtig allein. Ich konnte mich durch das viele Nachdenken und einige Stunden Schlaf etwas beruhigen und lasse mich nun treiben.
Wir fahren durchs Gebirge über halsbrecherische Strassen. Die Belgier mit im Bus sterben fast vor Angst und möchten lieber gehen, als mit diesem Fahrzeug weiter zu fahren. Nach einigen Versuchen sie zu beruhigen und doch die Aussicht zu geniessen, lasse ich es sein. In was für Gefährten ich schon gefahren bin und was für dumme Fahrer ich hatte, dagegen ist dieser Fahrer hier ein Meister seines Faches. Allgemein ist der wenige Verkehrt hier in den Bergen sehr ruhig und jeder bleibt auf seiner Strassenseite. Das Handy am Ohr ist auch noch zu verzeihen. Sollen die sich doch in die Hosen machen. Dann hab ich wenigstens was zum Schmunzeln.
Mir fällt auf, dass viele Menschen am Strassenrand gehen, voll geladen mit Maiskolben, die sie von den Hügeligen Feldern geerntet haben und nun ins trockene bringen. In ein Tuch gelegt, dass sie wie ein Rucksack über die Schultern legen und das Gewicht mit dem Kopf halten. Hier ist definitiv die Schwelle zum wirklichen Guatemala. Die Bauern, die Armen ohne Geld und trotzdem die Versorger des Landes. An so steilen Hängen werden bei uns nicht mal mehr Reben angebaut und hier wird jeder Lichtfleck für eine weitere Maispflanze genutzt. Schon spektakulär. Ebenso spannend war eine Flussübersetzung auf einer Art Floss, das mit zwei Speedboadmotoren betrieben wurde. Das spezielle, die zwei Steuermänner sitzen gegenüber und können sich nicht sehen, müssen aber das Boot koordiniert auf die andere Seite bringen.
Unser Fahrer hatte auch kein Problem damit, die leeren Plätze im Minubus mit Locals zu füllen, die ihn direkt für den Transport bezahlten. Natürlich zum Unmut unserer Belgier, die es nicht okay finden, neben schwitzenden Bauern zu sitzen und an der Seriösität des Fahrers weiter zweifeln. Ich bin immer mehr beeindruckt, was für Leute hier reisen. Es ist schon fast zu vergleichen mit Thailand und Südostasien. Ich hatte mit meinen Mädels ein riesen Glück einige richtig gute, offene Menschen um mich zu haben. Ansonsten sehen viele Reisende hier ihren Trip als Erweiterung ihres Sexuellen und nicht ihres Geistlichen Horizontes. Ich bin gespannt ob sich meine Meinung noch ändert. Aber die Erfahrung der letzten Tage bestätigt mich doch sehr. Ich erinnere mich an China, wo jeder Mensch, den du trafst, eine Bereicherung darstellte. Da habe ich auch den Lukas, Verena und Ann-Kristine und Albert und Raquel kennengelernt. Gute Freunde bis heute. Mal sehen was meine Zeit hier noch bringt.
Auf jeden Fall verbringe ich den Abend mit ein par Israelis und deren Nationalkartenspiel "Janif". Morgenfrüh schaue ich dann, wo ich hier überhaupt gelandet bin. Ich höre das Plätschern eines Flusses.