Überirdisch
Die erste Woche als Angestellter war heftig. Viel Neues, viel Spass und auch etwas Bedenken. Doch das ist normal und ich habe gelernt Dinge immer und immer wieder zu versuchen, bis sie endlich klappen. =) Ich muss etwas aufpassen, das der Bart nicht zu lange wird, die Kleider nicht zu sehr riechen, weil ich nur noch wenige davon besitze, die mir passen. Die letzten drei Monate gingen auf die Rippen (und den Hintern) Entschlackung ist angesagt, ohne dabei das Leben zu vergessen.
Szenenwechsel, eine Woche zuvor: Fussball in Barcelona. Es war der Moment für eine Zigarettenpause. Ich verliess die kleine Bar in der ich mit Albert und Raquel sass. Eine kühle Brise liess mich einen herzhaften Zug nehmen – Ja, hier war es wieder – das Gefühl. Mein Blick schweift durch die Gässchen von Cerdanyola de Vallès, hier im beschaulichen Norden Barcelonas. Die Strassen sind eng, die Menschen sprechen miteinander und ich habe das Gefühl mehr und mehr von dieser faszinierenden Sprache zu verstehen.
vielleicht ist es auch dieser andere Lebensrhythmus, die Beständigkeit, als könnte nichts diesen Mikrokosmos aus seinem Rhythmus bringen. Für mich ist das Urlaub. Für Albert ist es ein Zwang. Und damit trifft er genau auch meinen Gedanken. Ich bin die letzten drei Monate daheim eingegangen. Ihm geschieht es hier. Da können die Freunde noch so gut sein, die Freundin noch so die wahre.
Albert und Raquel mussten ihren Trip damals in Laos, kurz nach dem wir uns verabschiedet hatten, nach neun Monaten abbrechen. Raquels Vater war an Krebs erkrankt und es war nicht möglich, sorglos weiter zu reisen. Von einem Tag auf den anderen ging es nach Hause. Einen Tiefschlag – mitten ins Gesicht. Seit her sind wir intensiv in Kontakt. Ich liebe die Zwei. Wahre Freundschaft, die hier lebt, über die Sprachbarriere hinweg.
«Lukas,» so fängt er genre an in seinem spanischen Akzent, «People here have to survive. They work, they study to survive.» Ich nicke. Denn ich verstehe das Gefühl von Geldsorgen. Zudem können Menschen noch so viel verdienen, am Ende des Monats fehlt es dann doch wieder. Genau das meint er. «I don’t want to survive – I want to live!!!» Und das mit einem Blick, dass es mir durch Mark und Bein geht.
Auch ich spüre, wie ich Zeit verschwende, Träume habe, aber mich nicht entfalten kann, abgelenkt bin um kreativ zu sein. Albert spürt das auch. Wir wirken stark, schinden Eindruck und die Menschen schauen zu uns auf – im inneren sticht uns ein Speer mitten ins Herz. Er dreht sich eine Zigarette und zündet sie sich an. Seine Zweite. «We all play a game. The game of society. With the rulez they gives us. On travel, I felt free, you know?» Natürlich weiss ich. «Lukas, I am not playing this game!
Stille.
GOAL GOAL MESSI GOAL GOAAAAAL!!!
Alle in der Bar springen auf und Jubeln! Wir schauen uns tief in die Augen und lächeln. «After you, my friend!»